Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584.WEil denn die Sacramentschwermer eben dasselbige noch heutigesAnno 1524. tages streiten / ist in demselbigen buch das sonderlich zumercken / wie Carlstad / der erste anfenger dieses streits / solcher seiner newen lehrWoher Carlstad seine Sacramentirische lehre empfangen vnnd gelernet / nemlich / vom Teufel. ein authoritatem, grossen namen vnd ansehen hat machen wollen / das er nemlich dieselbige / nicht von jhm selber / noch von einem einigen andern menschen hat / sondern / wie er selber geschrieben / es were jhm ein Man erschienen / der hette jhm solche meinung vom Sacrament offenbaret / vnd gezeiget / welches seinem fürgeben nach / Gott der himlische Vater sol gewesen sein. ABer Lutherus sagt jhm recht / Tom. 3. pag. 68. es sey nicht der himlische Vater / sondern der leidige Teuffel vnd seine Mutter gewesen / wie denn bald hernach in seinen Rottgesellen den himlischen Propheten / sich gnugsam erwiesen / wer mit jhnen hab pflegen gesprech zuhalten / nemlich der Geist / welcher war ein mörder vnd lügner von anfang / der sich dermassen scheinlich durch den auffrürischen bawrenkrieg in jhnen herfür gethan / das man jhn gleich mit henden hat greiffen vnd fülen können. VNd hat auch Gott der HErr / mit dessen namen sie jhre boßheitMüntzers vnd Storchens ende vnd tod. beschönet / seines gerichts nicht vergessen / sondern bald im anfang deß Sommers / Anno 1525 auff den Müntzer seine schwere hand gelegt / das er wunderbarlicher weise in offentlichem auffrhur zu Franckenhausen ergriffen / gegen Heldrungen gefüret / daselbst peinlich verhöret / vnd endlich als ein offentlicher auffrürer durch die Obrigkeit ist gebürlich vnnd gerichtlich gestrafft worden. Nicolaus Storch aber / sein Rottgeselle / ist dauon geflohen / vnd endlich zu München in einem Spittal mit beschwertem gewissen gestorben. Also / das auch die / so jhne daselbst / als einen frembdling / nicht gekandt / noch von seinen hendeln etwas gewust / solche beschwerung des gewissens wol an jhme gemerckt vnd verstanden haben. Vnd weil Carlstad zu diesen sich jmmer gehalten / viel schreiben mit jhnen gewechselt / hat er leichtlich erachten können / was die Obrigkeit auch etwa mit jhm fürnemmen möchte / hat derhalben den Kopff aus der schlinge gezogen / vnd sich gen Rotenburg an die Tauber gemacht / da er bey nachtzeit von seinen brüdern in einem korbe vber die mawren gelassen: sonst würde er vielleicht mit andern Müntzerischen geistern / so daselbst eingezogen vnd gerichtet / leichtlich sein an den reyen kommen. WIe nun derselbe lermen etlicher massen gedempffet / hat er (Carlstad) gleichwol dem landfrieden so viel nicht getrawet / das erCarlstad wird durch D. Lutherum aus erbarmung vnnd hoffnung seiner besserung / wiederumb eingebeten. sich alßbald ins Churfürstenthumb Sachsen begeben hette / sondern sich erst schrifftlich / vnd dann auch mündlich / durch mittelpersonen / deß auffrhurs halben / bey D. Luthern entschüldiget / vnd souiel erhalten / das Lutherus seinet halben an den Churfürsten zu Sachsen geschrieben / vnd jhn deß gefasten argwönigen auffrhurs enthaben / WEil denn die Sacramentschwermer eben dasselbige noch heutigesAnno 1524. tages streiten / ist in demselbigen buch das sonderlich zumercken / wie Carlstad / der erste anfenger dieses streits / solcher seiner newen lehrWoher Carlstad seine Sacramentirische lehre empfangen vnnd gelernet / nemlich / vom Teufel. ein authoritatem, grossen namen vnd ansehen hat machen wollen / das er nemlich dieselbige / nicht von jhm selber / noch von einem einigen andern menschen hat / sondern / wie er selber geschrieben / es were jhm ein Man erschienen / der hette jhm solche meinung vom Sacrament offenbaret / vnd gezeiget / welches seinem fürgeben nach / Gott der himlische Vater sol gewesen sein. ABer Lutherus sagt jhm recht / Tom. 3. pag. 68. es sey nicht der himlische Vater / sondern der leidige Teuffel vnd seine Mutter gewesen / wie denn bald hernach in seinen Rottgesellen den himlischen Propheten / sich gnugsam erwiesen / wer mit jhnen hab pflegen gesprech zuhalten / nemlich der Geist / welcher war ein mörder vnd lügner von anfang / der sich dermassen scheinlich durch den auffrürischen bawrenkrieg in jhnen herfür gethan / das man jhn gleich mit henden hat greiffen vnd fülen können. VNd hat auch Gott der HErr / mit dessen namen sie jhre boßheitMüntzers vnd Storchens ende vnd tod. beschönet / seines gerichts nicht vergessen / sondern bald im anfang deß Sommers / Anno 1525 auff den Müntzer seine schwere hand gelegt / das er wunderbarlicher weise in offentlichem auffrhur zu Franckenhausen ergriffen / gegen Heldrungen gefüret / daselbst peinlich verhöret / vnd endlich als ein offentlicher auffrürer durch die Obrigkeit ist gebürlich vnnd gerichtlich gestrafft worden. Nicolaus Storch aber / sein Rottgeselle / ist dauon geflohen / vñ endlich zu München in einem Spittal mit beschwertem gewissen gestorben. Also / das auch die / so jhne daselbst / als einen frembdling / nicht gekandt / noch von seinen hendeln etwas gewust / solche beschwerung des gewissens wol an jhme gemerckt vnd verstanden haben. Vnd weil Carlstad zu diesen sich jmmer gehalten / viel schreiben mit jhnen gewechselt / hat er leichtlich erachten können / was die Obrigkeit auch etwa mit jhm fürnemmen möchte / hat derhalben den Kopff aus der schlinge gezogen / vnd sich gen Rotenburg an die Tauber gemacht / da er bey nachtzeit von seinen brüdern in einem korbe vber die mawren gelassen: sonst würde er vielleicht mit andern Müntzerischen geistern / so daselbst eingezogen vnd gerichtet / leichtlich sein an den reyen kommen. WIe nun derselbe lermen etlicher massen gedempffet / hat er (Carlstad) gleichwol dem landfrieden so viel nicht getrawet / das erCarlstad wird durch D. Lutherum aus erbarmung vnnd hoffnung seiner besserung / wiederumb eingebeten. sich alßbald ins Churfürstenthumb Sachsen begeben hette / sondern sich erst schrifftlich / vnd dann auch mündlich / durch mittelpersonen / deß auffrhurs halben / bey D. Luthern entschüldiget / vnd souiel erhalten / das Lutherus seinet halben an den Churfürsten zu Sachsen geschrieben / vnd jhn deß gefasten argwönigen auffrhurs enthaben / <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0045" n="29"/> <p>WEil denn die Sacramentschwermer eben dasselbige noch heutiges<note place="right">Anno 1524.</note> tages streiten / ist in demselbigen buch das sonderlich zumercken / wie Carlstad / der erste anfenger dieses streits / solcher seiner newen lehr<note place="right">Woher Carlstad seine Sacramentirische lehre empfangen vnnd gelernet / nemlich / vom Teufel.</note> ein authoritatem, grossen namen vnd ansehen hat machen wollen / das er nemlich dieselbige / nicht von jhm selber / noch von einem einigen andern menschen hat / sondern / wie er selber geschrieben / es were jhm ein Man erschienen / der hette jhm solche meinung vom Sacrament offenbaret / vnd gezeiget / welches seinem fürgeben nach / Gott der himlische Vater sol gewesen sein.</p> <p>ABer Lutherus sagt jhm recht / Tom. 3. pag. 68. es sey nicht der himlische Vater / sondern der leidige Teuffel vnd seine Mutter gewesen / wie denn bald hernach in seinen Rottgesellen den himlischen Propheten / sich gnugsam erwiesen / wer mit jhnen hab pflegen gesprech zuhalten / nemlich der Geist / welcher war ein mörder vnd lügner von anfang / der sich dermassen scheinlich durch den auffrürischen bawrenkrieg in jhnen herfür gethan / das man jhn gleich mit henden hat greiffen vnd fülen können.</p> <p>VNd hat auch Gott der HErr / mit dessen namen sie jhre boßheit<note place="right">Müntzers vnd Storchens ende vnd tod.</note> beschönet / seines gerichts nicht vergessen / sondern bald im anfang deß Sommers / Anno 1525 auff den Müntzer seine schwere hand gelegt / das er wunderbarlicher weise in offentlichem auffrhur zu Franckenhausen ergriffen / gegen Heldrungen gefüret / daselbst peinlich verhöret / vnd endlich als ein offentlicher auffrürer durch die Obrigkeit ist gebürlich vnnd gerichtlich gestrafft worden. Nicolaus Storch aber / sein Rottgeselle / ist dauon geflohen / vñ endlich zu München in einem Spittal mit beschwertem gewissen gestorben. Also / das auch die / so jhne daselbst / als einen frembdling / nicht gekandt / noch von seinen hendeln etwas gewust / solche beschwerung des gewissens wol an jhme gemerckt vnd verstanden haben. Vnd weil Carlstad zu diesen sich jmmer gehalten / viel schreiben mit jhnen gewechselt / hat er leichtlich erachten können / was die Obrigkeit auch etwa mit jhm fürnemmen möchte / hat derhalben den Kopff aus der schlinge gezogen / vnd sich gen Rotenburg an die Tauber gemacht / da er bey nachtzeit von seinen brüdern in einem korbe vber die mawren gelassen: sonst würde er vielleicht mit andern Müntzerischen geistern / so daselbst eingezogen vnd gerichtet / leichtlich sein an den reyen kommen.</p> <p>WIe nun derselbe lermen etlicher massen gedempffet / hat er (Carlstad) gleichwol dem landfrieden so viel nicht getrawet / das er<note place="right">Carlstad wird durch D. Lutherum aus erbarmung vnnd hoffnung seiner besserung / wiederumb eingebeten.</note> sich alßbald ins Churfürstenthumb Sachsen begeben hette / sondern sich erst schrifftlich / vnd dann auch mündlich / durch mittelpersonen / deß auffrhurs halben / bey D. Luthern entschüldiget / vnd souiel erhalten / das Lutherus seinet halben an den Churfürsten zu Sachsen geschrieben / vnd jhn deß gefasten argwönigen auffrhurs enthaben / </p> </div> </body> </text> </TEI> [29/0045]
WEil denn die Sacramentschwermer eben dasselbige noch heutiges tages streiten / ist in demselbigen buch das sonderlich zumercken / wie Carlstad / der erste anfenger dieses streits / solcher seiner newen lehr ein authoritatem, grossen namen vnd ansehen hat machen wollen / das er nemlich dieselbige / nicht von jhm selber / noch von einem einigen andern menschen hat / sondern / wie er selber geschrieben / es were jhm ein Man erschienen / der hette jhm solche meinung vom Sacrament offenbaret / vnd gezeiget / welches seinem fürgeben nach / Gott der himlische Vater sol gewesen sein.
Anno 1524.
Woher Carlstad seine Sacramentirische lehre empfangen vnnd gelernet / nemlich / vom Teufel. ABer Lutherus sagt jhm recht / Tom. 3. pag. 68. es sey nicht der himlische Vater / sondern der leidige Teuffel vnd seine Mutter gewesen / wie denn bald hernach in seinen Rottgesellen den himlischen Propheten / sich gnugsam erwiesen / wer mit jhnen hab pflegen gesprech zuhalten / nemlich der Geist / welcher war ein mörder vnd lügner von anfang / der sich dermassen scheinlich durch den auffrürischen bawrenkrieg in jhnen herfür gethan / das man jhn gleich mit henden hat greiffen vnd fülen können.
VNd hat auch Gott der HErr / mit dessen namen sie jhre boßheit beschönet / seines gerichts nicht vergessen / sondern bald im anfang deß Sommers / Anno 1525 auff den Müntzer seine schwere hand gelegt / das er wunderbarlicher weise in offentlichem auffrhur zu Franckenhausen ergriffen / gegen Heldrungen gefüret / daselbst peinlich verhöret / vnd endlich als ein offentlicher auffrürer durch die Obrigkeit ist gebürlich vnnd gerichtlich gestrafft worden. Nicolaus Storch aber / sein Rottgeselle / ist dauon geflohen / vñ endlich zu München in einem Spittal mit beschwertem gewissen gestorben. Also / das auch die / so jhne daselbst / als einen frembdling / nicht gekandt / noch von seinen hendeln etwas gewust / solche beschwerung des gewissens wol an jhme gemerckt vnd verstanden haben. Vnd weil Carlstad zu diesen sich jmmer gehalten / viel schreiben mit jhnen gewechselt / hat er leichtlich erachten können / was die Obrigkeit auch etwa mit jhm fürnemmen möchte / hat derhalben den Kopff aus der schlinge gezogen / vnd sich gen Rotenburg an die Tauber gemacht / da er bey nachtzeit von seinen brüdern in einem korbe vber die mawren gelassen: sonst würde er vielleicht mit andern Müntzerischen geistern / so daselbst eingezogen vnd gerichtet / leichtlich sein an den reyen kommen.
Müntzers vnd Storchens ende vnd tod. WIe nun derselbe lermen etlicher massen gedempffet / hat er (Carlstad) gleichwol dem landfrieden so viel nicht getrawet / das er sich alßbald ins Churfürstenthumb Sachsen begeben hette / sondern sich erst schrifftlich / vnd dann auch mündlich / durch mittelpersonen / deß auffrhurs halben / bey D. Luthern entschüldiget / vnd souiel erhalten / das Lutherus seinet halben an den Churfürsten zu Sachsen geschrieben / vnd jhn deß gefasten argwönigen auffrhurs enthaben /
Carlstad wird durch D. Lutherum aus erbarmung vnnd hoffnung seiner besserung / wiederumb eingebeten.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss. Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |