Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584.

Bild:
<< vorherige Seite

Anno 1524. 3. Verwunderung.vnglaube in jhm vberbleibe / das haben sie genennet / verwunderung / vnd haben jhren zuhörern jhre eigne Exempla fürgehalten / wie sie wol pflegten gen himel auszuspeyen / vnd also zubitten: Vatter / gib mir ins hertz die ausgestreckte lust zu deiner gerechtigkeit / wo nicht / so wil 4. Die lange weile. 5. Besprengung.ich dich vnd alle Aposteln verleugnen. Zum vierden / wann einer noch viel mit der sünden zustreiten hette / das haben sie genant / die lange weil. Zum fünfften haben sie gesetzt die besprengung / wenn der mensch in der offenbarung / durch die lebendige stimme Gottes gelehret wird / vnd kommet der besitzer in das jnnwendigste / vnd gibt in das hertze ein gewis vrteil von allen dingen / vnd wird also der mensch der Creaturen 6. Gelassenheit / vergessenheit / ledige seele / klare leuterung.entrissen. Es sind auch das jhre phrases gewesen / im leiden der weisen / in gelassenheit / in vergessenheit / in einer ledigen vnbekümmerten seele / in klarer leuterung / etc.

DIß ist darumb hieher aus jhren eignen schrifften gesetzt / das der Christliche leser sehe / was Storch / Stübener / Müntzer / vnd jhres gleichen / für geister gewesen / zu welchen sich Carlstad gesellet / das es ja mit jhm gienge nach dem alten spruch: Noscitur ex comite, qui non Der erste autor vnd anfenger der Sacramentirer ist Carlstad gewest.cognoscitur ex se. Vnd also sehen wir / wie Gott der HErr seiner Kirchen zu trewer warnung / diesen geist bald anfenglich / in dem ersten autore gezeichnet / vnd gleich allen frommen Christen / denen die warheit lieb / in dieser person ein starck wincken gegeben habe / sich für denselben vnd für jhrer lehr / so viel jhnen jhrer seelen heil vnd seligkeit zuhüten vnd vorzusehen. Dennoch wird Carlstad noch heutigs tags von vnserm gegentheil gleich canonisiret / vnd schier in das coelum Empiraeum, zu Christo gesetzt.

DAmit aber nicht jemandt diese recitation verdechtig / vnd das jenige / was aus Lutheri scriptis genommen / etwa partheyisch halten möge / wollen wir hören / was Schleidanus hieuon schreibet / denn derselbe hat ex professo die historiam illius temporis beschrieben / oder da man jhn ja affectionirt halten wolle / ist nicht heimlich / das er dem gegenteil fast mehr / denn vns zugethan gewesen / dessen wort libro tertio Schleida nus vom Carlstad.lauten also: Andreas Carlstad hat / dieweil D. Luther nicht einheimisch gewesen / eine andere lehr (zu Wittenberg) auff die Cantzel gebracht / vnd mit vngestüm die bilder aus der Kirchen geworffen / denn D. Lutherus vom bildenstürmen.er den pöfel erweckt hatte. Als aber D. Luther dieser vrsach halben fürnemlich widerumb heim erfordert / hat er diesen handel deß Carlstads gestrafft / vnd angezeigt / man müsse nicht diesen weg fürnemen / sondern zuuor die bilder aus der menschen hertzen abschaffen / vnd das volck leren / das man allein durch den glauben gerecht werde / vnd das die bilder zur seligkeit nichts nützen. Wann nun also die bilder aus den hertzen gethan / vnd das volck recht vnterrichtet sey / so werden die bilder nicht schaden thun / oder auch von sich selbst fallen. Er lasse es jhme zwar nicht zuwieder sein / das man sie hinweg thue / Aber

Anno 1524. 3. Verwunderung.vnglaube in jhm vberbleibe / das haben sie genennet / verwunderung / vnd haben jhren zuhörern jhre eigne Exempla fürgehalten / wie sie wol pflegten gen himel auszuspeyen / vnd also zubitten: Vatter / gib mir ins hertz die ausgestreckte lust zu deiner gerechtigkeit / wo nicht / so wil 4. Die lange weile. 5. Besprengung.ich dich vnd alle Aposteln verleugnen. Zum vierden / wann einer noch viel mit der sünden zustreiten hette / das haben sie genant / die lange weil. Zum fünfften haben sie gesetzt die besprengung / wenn der mensch in der offenbarung / durch die lebendige stimme Gottes gelehret wird / vnd kommet der besitzer in das jnnwendigste / vnd gibt in das hertze ein gewis vrteil von allen dingen / vnd wird also der mensch der Creaturen 6. Gelassenheit / vergessenheit / ledige seele / klare leuterung.entrissen. Es sind auch das jhre phrases gewesen / im leiden der weisen / in gelassenheit / in vergessenheit / in einer ledigen vnbekümmerten seele / in klarer leuterung / etc.

DIß ist darumb hieher aus jhren eignen schrifften gesetzt / das der Christliche leser sehe / was Storch / Stübener / Müntzer / vnd jhres gleichen / für geister gewesen / zu welchen sich Carlstad gesellet / das es ja mit jhm gienge nach dem alten spruch: Noscitur ex comite, qui non Der erste autor vnd anfenger der Sacramentirer ist Carlstad gewest.cognoscitur ex se. Vnd also sehen wir / wie Gott der HErr seiner Kirchen zu trewer warnung / diesen geist bald anfenglich / in dem ersten autore gezeichnet / vnd gleich allen frommen Christen / denen die warheit lieb / in dieser person ein starck wincken gegeben habe / sich für denselben vnd für jhrer lehr / so viel jhnen jhrer seelen heil vnd seligkeit zuhüten vnd vorzusehen. Dennoch wird Carlstad noch heutigs tags von vnserm gegentheil gleich canonisiret / vnd schier in das coelum Empiraeum, zu Christo gesetzt.

DAmit aber nicht jemandt diese recitation verdechtig / vnd das jenige / was aus Lutheri scriptis genommen / etwa partheyisch halten möge / wollen wir hören / was Schleidanus hieuon schreibet / denn derselbe hat ex professo die historiam illius temporis beschrieben / oder da man jhn ja affectionirt halten wolle / ist nicht heimlich / das er dem gegenteil fast mehr / denn vns zugethan gewesen / dessen wort libro tertio Schleida nus vom Carlstad.lauten also: Andreas Carlstad hat / dieweil D. Luther nicht einheimisch gewesen / eine andere lehr (zu Wittenberg) auff die Cantzel gebracht / vnd mit vngestüm die bilder aus der Kirchen geworffen / denn D. Lutherus vom bildenstürmen.er den pöfel erweckt hatte. Als aber D. Luther dieser vrsach halben fürnemlich widerumb heim erfordert / hat er diesen handel deß Carlstads gestrafft / vnd angezeigt / man müsse nicht diesen weg fürnemen / sondern zuuor die bilder aus der menschen hertzen abschaffen / vnd das volck leren / das man allein durch den glauben gerecht werde / vnd das die bilder zur seligkeit nichts nützen. Wann nun also die bilder aus den hertzen gethan / vnd das volck recht vnterrichtet sey / so werden die bilder nicht schaden thun / oder auch von sich selbst fallen. Er lasse es jhme zwar nicht zuwieder sein / das man sie hinweg thue / Aber

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0042" n="26"/><note place="left">Anno 1524. 3. Verwunderung.</note>vnglaube in jhm                      vberbleibe / das haben sie genennet / verwunderung / vnd haben jhren zuhörern                      jhre eigne Exempla fürgehalten / wie sie wol pflegten gen himel auszuspeyen /                      vnd also zubitten: Vatter / gib mir ins hertz die ausgestreckte lust zu deiner                      gerechtigkeit / wo nicht / so wil <note place="left">4. Die lange weile.                          5. Besprengung.</note>ich dich vnd alle Aposteln verleugnen. Zum vierden /                      wann einer noch viel mit der sünden zustreiten hette / das haben sie genant /                      die lange weil. Zum fünfften haben sie gesetzt die besprengung / wenn der mensch                      in der offenbarung / durch die lebendige stimme Gottes gelehret wird / vnd                      kommet der besitzer in das jnnwendigste / vnd gibt in das hertze ein gewis                      vrteil von allen dingen / vnd wird also der mensch der Creaturen <note place="left">6. Gelassenheit / vergessenheit / ledige seele / klare                          leuterung.</note>entrissen. Es sind auch das jhre phrases gewesen / im                      leiden der weisen / in gelassenheit / in vergessenheit / in einer ledigen                      vnbekümmerten seele / in klarer leuterung / etc.</p>
        <p>DIß ist darumb hieher aus jhren eignen schrifften gesetzt / das der Christliche                      leser sehe / was Storch / Stübener / Müntzer / vnd jhres gleichen / für geister                      gewesen / zu welchen sich Carlstad gesellet / das es ja mit jhm gienge nach dem                      alten spruch: Noscitur ex comite, qui non <note place="left">Der erste                          autor vnd anfenger der Sacramentirer ist Carlstad gewest.</note>cognoscitur                      ex se. Vnd also sehen wir / wie Gott der HErr seiner Kirchen zu trewer warnung /                      diesen geist bald anfenglich / in dem ersten autore gezeichnet / vnd gleich                      allen frommen Christen / denen die warheit lieb / in dieser person ein starck                      wincken gegeben habe / sich für denselben vnd für jhrer lehr / so viel jhnen                      jhrer seelen heil vnd seligkeit zuhüten vnd vorzusehen. Dennoch wird Carlstad                      noch heutigs tags von vnserm gegentheil gleich canonisiret / vnd schier in das                      coelum Empiraeum, zu Christo gesetzt.</p>
        <p>DAmit aber nicht jemandt diese recitation verdechtig / vnd das jenige / was aus                      Lutheri scriptis genommen / etwa partheyisch halten möge / wollen wir hören /                      was Schleidanus hieuon schreibet / denn derselbe hat ex professo die historiam                      illius temporis beschrieben / oder da man jhn ja affectionirt halten wolle / ist                      nicht heimlich / das er dem gegenteil fast mehr / denn vns zugethan gewesen /                      dessen wort libro tertio <note place="left">Schleida nus vom                          Carlstad.</note>lauten also: Andreas Carlstad hat / dieweil D. Luther nicht                      einheimisch gewesen / eine andere lehr (zu Wittenberg) auff die Cantzel gebracht                      / vnd mit vngestüm die bilder aus der Kirchen geworffen / denn <note place="left">D. Lutherus vom bildenstürmen.</note>er den pöfel                      erweckt hatte. Als aber D. Luther dieser vrsach halben fürnemlich widerumb heim                      erfordert / hat er diesen handel deß Carlstads gestrafft / vnd angezeigt / man                      müsse nicht diesen weg fürnemen / sondern zuuor die bilder aus der menschen                      hertzen abschaffen / vnd das volck leren / das man allein durch den glauben                      gerecht werde / vnd das die bilder zur seligkeit nichts nützen. Wann nun also                      die bilder aus den hertzen gethan / vnd das volck recht vnterrichtet sey / so                      werden die bilder nicht schaden thun / oder auch von sich selbst fallen. Er                      lasse es jhme zwar nicht zuwieder sein / das man sie hinweg thue / Aber
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[26/0042] vnglaube in jhm vberbleibe / das haben sie genennet / verwunderung / vnd haben jhren zuhörern jhre eigne Exempla fürgehalten / wie sie wol pflegten gen himel auszuspeyen / vnd also zubitten: Vatter / gib mir ins hertz die ausgestreckte lust zu deiner gerechtigkeit / wo nicht / so wil ich dich vnd alle Aposteln verleugnen. Zum vierden / wann einer noch viel mit der sünden zustreiten hette / das haben sie genant / die lange weil. Zum fünfften haben sie gesetzt die besprengung / wenn der mensch in der offenbarung / durch die lebendige stimme Gottes gelehret wird / vnd kommet der besitzer in das jnnwendigste / vnd gibt in das hertze ein gewis vrteil von allen dingen / vnd wird also der mensch der Creaturen entrissen. Es sind auch das jhre phrases gewesen / im leiden der weisen / in gelassenheit / in vergessenheit / in einer ledigen vnbekümmerten seele / in klarer leuterung / etc. Anno 1524. 3. Verwunderung. 4. Die lange weile. 5. Besprengung. 6. Gelassenheit / vergessenheit / ledige seele / klare leuterung. DIß ist darumb hieher aus jhren eignen schrifften gesetzt / das der Christliche leser sehe / was Storch / Stübener / Müntzer / vnd jhres gleichen / für geister gewesen / zu welchen sich Carlstad gesellet / das es ja mit jhm gienge nach dem alten spruch: Noscitur ex comite, qui non cognoscitur ex se. Vnd also sehen wir / wie Gott der HErr seiner Kirchen zu trewer warnung / diesen geist bald anfenglich / in dem ersten autore gezeichnet / vnd gleich allen frommen Christen / denen die warheit lieb / in dieser person ein starck wincken gegeben habe / sich für denselben vnd für jhrer lehr / so viel jhnen jhrer seelen heil vnd seligkeit zuhüten vnd vorzusehen. Dennoch wird Carlstad noch heutigs tags von vnserm gegentheil gleich canonisiret / vnd schier in das coelum Empiraeum, zu Christo gesetzt. Der erste autor vnd anfenger der Sacramentirer ist Carlstad gewest. DAmit aber nicht jemandt diese recitation verdechtig / vnd das jenige / was aus Lutheri scriptis genommen / etwa partheyisch halten möge / wollen wir hören / was Schleidanus hieuon schreibet / denn derselbe hat ex professo die historiam illius temporis beschrieben / oder da man jhn ja affectionirt halten wolle / ist nicht heimlich / das er dem gegenteil fast mehr / denn vns zugethan gewesen / dessen wort libro tertio lauten also: Andreas Carlstad hat / dieweil D. Luther nicht einheimisch gewesen / eine andere lehr (zu Wittenberg) auff die Cantzel gebracht / vnd mit vngestüm die bilder aus der Kirchen geworffen / denn er den pöfel erweckt hatte. Als aber D. Luther dieser vrsach halben fürnemlich widerumb heim erfordert / hat er diesen handel deß Carlstads gestrafft / vnd angezeigt / man müsse nicht diesen weg fürnemen / sondern zuuor die bilder aus der menschen hertzen abschaffen / vnd das volck leren / das man allein durch den glauben gerecht werde / vnd das die bilder zur seligkeit nichts nützen. Wann nun also die bilder aus den hertzen gethan / vnd das volck recht vnterrichtet sey / so werden die bilder nicht schaden thun / oder auch von sich selbst fallen. Er lasse es jhme zwar nicht zuwieder sein / das man sie hinweg thue / Aber Schleida nus vom Carlstad. D. Lutherus vom bildenstürmen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584/42
Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584/42>, abgerufen am 24.11.2024.