Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584.Schrifft noch die lieben Väter / also geredt haben / denn wiewol wirAnno 1533. D. Luthers verstand in dem recht vnd Christlich erkennen / so wollen doch solche wort / dem gemeinen Mann ein mißverstand geberen. D. Luther wil aus solchen worten nicht mehr / denn das der warhafftige leib / vnd das warhafftige blut deß HErrn mit dem brod vnd wein / warhafftig dargereicht vnnd genossen werde / gestadt do frey / vnnd schreibts selbst / wie obgemelt / Daß das leiblich vnd mündlich essen / an den leib vnd blut deß HErrn nicht gereiche / sondern so es dem brod vnnd wein eigentlich geschicht / so gebe mans dem leib vnd blut deß HErrn zu / vmb der Sacramentlichen einigkeit willen. Solche meinung ist nu recht / vnd wir haltens auch also / vnd deßhalben haben wir / diese wort in jetzt erzelten verstande nicht verdammet / der gemeine Mann aber / nemlich bey vns / wil allwege / so man sagt / Man esse den leib Christi im Abendmal leiblich vnd mündlich / oder das brod sey der leib Christi leiblich / als sey etwas natürlicher einigkeit zwischen dem brod vnd leib deß HErrn / das doch D. Luther selbst nicht wil / darumb reden wir einfeltig / wie die Schrifft redet / das der HErr vns im Abendmal / sein leib vnd blut gebe zu niessen / lassen das leiblich vnd mündlich bleiben / vnd damit man vns nicht verdencke / als ob wir nur ein gedichte gegenwertigkeit vnd niessung Christi im Abendmal setzten / thun wir hinzu das wort / warhafftig / vnd herwieder / damit nicht jemand wolte meinen / das vns da der leib vnd das blut deß HErrn werde gegeben / zu einer zerstörlichen bauch speise / vnd tranck / setzen wir auch hiebey / das wir diese speiß vnd tranck / von den gleubigen gemeint / empfahen / aber also / das die gantze Seel vnd leib / deß HErrn ware gemeinschafft haben / vnd dadurch deß ewigen lebens vnd der aufferstendnis teilhafftig werden / das denn / vnsers verstands / wieder D. Lutherum nicht ist / denn sie je selbst sagen / das weder sinn noch vernunfft diese speiß erreichen mögen / wie man auch gesungen hat / der glaube solle dem mangel der sinnen zu statt kommen (praestet fides supplementum, sensuum defectui: Vnd / Quod non capis, quod non vides, animosa firmat fides, praeter rerum ordinem.) Das ist / das du nicht fassest / nicht sihest / das bestetiget der getroste glaube / vber die ordnung der dinge. Zu dem / so ziehen sie in diese sachen Irenaeum, Hilarium vnd andere an / dieselbigen reden nur auch also. Nun dieses puncts halben / so es nur vmb wort zuthun ist / vnd das wörtlein (Warhafftig) alles das vermag vnd mit sich bringt / das hie jmmer zu gleuben vnd zu bekennen sein mag / vnd ist darzu am aller vnanstössigsten / sehen wir abermal nicht / das vrsach sey / daher jemand köndte sagen / das wir im grund nicht eins sein / etc. DAs vierdte / darinnen wir vns zweyen / welchs bey vns auch das aller gröste vnd schwerest ist / vnd allein ein rechte zweyung ist / das D. Luther vnser erzehlte einigkeit (so im grunde dieses handels Schrifft noch die lieben Väter / also geredt haben / denn wiewol wirAnno 1533. D. Luthers verstand in dem recht vnd Christlich erkennen / so wollen doch solche wort / dem gemeinen Mann ein mißverstand geberen. D. Luther wil aus solchen worten nicht mehr / denn das der warhafftige leib / vnd das warhafftige blut deß HErrn mit dem brod vnd wein / warhafftig dargereicht vnnd genossen werde / gestadt do frey / vnnd schreibts selbst / wie obgemelt / Daß das leiblich vnd mündlich essen / an den leib vnd blut deß HErrn nicht gereiche / sondern so es dem brod vnnd wein eigentlich geschicht / so gebe mans dem leib vnd blut deß HErrn zu / vmb der Sacramentlichen einigkeit willen. Solche meinung ist nu recht / vnd wir haltens auch also / vnd deßhalben haben wir / diese wort in jetzt erzelten verstande nicht verdammet / der gemeine Mann aber / nemlich bey vns / wil allwege / so man sagt / Man esse den leib Christi im Abendmal leiblich vnd mündlich / oder das brod sey der leib Christi leiblich / als sey etwas natürlicher einigkeit zwischen dem brod vnd leib deß HErrn / das doch D. Luther selbst nicht wil / darumb reden wir einfeltig / wie die Schrifft redet / das der HErr vns im Abendmal / sein leib vnd blut gebe zu niessen / lassen das leiblich vnd mündlich bleiben / vnd damit man vns nicht verdencke / als ob wir nur ein gedichte gegenwertigkeit vnd niessung Christi im Abendmal setzten / thun wir hinzu das wort / warhafftig / vnd herwieder / damit nicht jemand wolte meinen / das vns da der leib vnd das blut deß HErrn werde gegeben / zu einer zerstörlichen bauch speise / vnd tranck / setzen wir auch hiebey / das wir diese speiß vnd tranck / von den gleubigen gemeint / empfahen / aber also / das die gantze Seel vnd leib / deß HErrn ware gemeinschafft haben / vnd dadurch deß ewigen lebens vnd der aufferstendnis teilhafftig werden / das denn / vnsers verstands / wieder D. Lutherum nicht ist / denn sie je selbst sagen / das weder sinn noch vernunfft diese speiß erreichen mögen / wie man auch gesungen hat / der glaube solle dem mangel der sinnen zu statt kommen (praestet fides supplementum, sensuum defectui: Vnd / Quod non capis, quod non vides, animosa firmat fides, praeter rerum ordinem.) Das ist / das du nicht fassest / nicht sihest / das bestetiget der getroste glaube / vber die ordnung der dinge. Zu dem / so ziehen sie in diese sachen Irenaeum, Hilarium vnd andere an / dieselbigen reden nur auch also. Nun dieses puncts halben / so es nur vmb wort zuthun ist / vnd das wörtlein (Warhafftig) alles das vermag vnd mit sich bringt / das hie jmmer zu gleuben vnd zu bekennen sein mag / vnd ist darzu am aller vnanstössigsten / sehen wir abermal nicht / das vrsach sey / daher jemand köndte sagẽ / das wir im grund nicht eins sein / etc. DAs vierdte / darinnen wir vns zweyen / welchs bey vns auch das aller gröste vnd schwerest ist / vnd allein ein rechte zweyung ist / das D. Luther vnser erzehlte einigkeit (so im grunde dieses handels <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0205" n="189"/> Schrifft noch die lieben Väter / also geredt haben / denn wiewol wir<note place="right">Anno 1533.</note> D. Luthers verstand in dem recht vnd Christlich erkennen / so wollen doch solche wort / dem gemeinen Mann ein mißverstand geberen. D. Luther wil aus solchen worten nicht mehr / denn das der warhafftige leib / vnd das warhafftige blut deß HErrn mit dem brod vnd wein / warhafftig dargereicht vnnd genossen werde / gestadt do frey / vnnd schreibts selbst / wie obgemelt / Daß das leiblich vnd mündlich essen / an den leib vnd blut deß HErrn nicht gereiche / sondern so es dem brod vnnd wein eigentlich geschicht / so gebe mans dem leib vnd blut deß HErrn zu / vmb der Sacramentlichen einigkeit willen. Solche meinung ist nu recht / vnd wir haltens auch also / vnd deßhalben haben wir / diese wort in jetzt erzelten verstande nicht verdammet / der gemeine Mann aber / nemlich bey vns / wil allwege / so man sagt / Man esse den leib Christi im Abendmal leiblich vnd mündlich / oder das brod sey der leib Christi leiblich / als sey etwas natürlicher einigkeit zwischen dem brod vnd leib deß HErrn / das doch D. Luther selbst nicht wil / darumb reden wir einfeltig / wie die Schrifft redet / das der HErr vns im Abendmal / sein leib vnd blut gebe zu niessen / lassen das leiblich vnd mündlich bleiben / vnd damit man vns nicht verdencke / als ob wir nur ein gedichte gegenwertigkeit vnd niessung Christi im Abendmal setzten / thun wir hinzu das wort / warhafftig / vnd herwieder / damit nicht jemand wolte meinen / das vns da der leib vnd das blut deß HErrn werde gegeben / zu einer zerstörlichen bauch speise / vnd tranck / setzen wir auch hiebey / das wir diese speiß vnd tranck / von den gleubigen gemeint / empfahen / aber also / das die gantze Seel vnd leib / deß HErrn ware gemeinschafft haben / vnd dadurch deß ewigen lebens vnd der aufferstendnis teilhafftig werden / das denn / vnsers verstands / wieder D. Lutherum nicht ist / denn sie je selbst sagen / das weder sinn noch vernunfft diese speiß erreichen mögen / wie man auch gesungen hat / der glaube solle dem mangel der sinnen zu statt kommen (praestet fides supplementum, sensuum defectui: Vnd / Quod non capis, quod non vides, animosa firmat fides, praeter rerum ordinem.) Das ist / das du nicht fassest / nicht sihest / das bestetiget der getroste glaube / vber die ordnung der dinge. Zu dem / so ziehen sie in diese sachen Irenaeum, Hilarium vnd andere an / dieselbigen reden nur auch also. Nun dieses puncts halben / so es nur vmb wort zuthun ist / vnd das wörtlein (Warhafftig) alles das vermag vnd mit sich bringt / das hie jmmer zu gleuben vnd zu bekennen sein mag / vnd ist darzu am aller vnanstössigsten / sehen wir abermal nicht / das vrsach sey / daher jemand köndte sagẽ / das wir im grund nicht eins sein / etc.</p> <p>DAs vierdte / darinnen wir vns zweyen / welchs bey vns auch das aller gröste vnd schwerest ist / vnd allein ein rechte zweyung ist / das D. Luther vnser erzehlte einigkeit (so im grunde dieses handels </p> </div> </body> </text> </TEI> [189/0205]
Schrifft noch die lieben Väter / also geredt haben / denn wiewol wir D. Luthers verstand in dem recht vnd Christlich erkennen / so wollen doch solche wort / dem gemeinen Mann ein mißverstand geberen. D. Luther wil aus solchen worten nicht mehr / denn das der warhafftige leib / vnd das warhafftige blut deß HErrn mit dem brod vnd wein / warhafftig dargereicht vnnd genossen werde / gestadt do frey / vnnd schreibts selbst / wie obgemelt / Daß das leiblich vnd mündlich essen / an den leib vnd blut deß HErrn nicht gereiche / sondern so es dem brod vnnd wein eigentlich geschicht / so gebe mans dem leib vnd blut deß HErrn zu / vmb der Sacramentlichen einigkeit willen. Solche meinung ist nu recht / vnd wir haltens auch also / vnd deßhalben haben wir / diese wort in jetzt erzelten verstande nicht verdammet / der gemeine Mann aber / nemlich bey vns / wil allwege / so man sagt / Man esse den leib Christi im Abendmal leiblich vnd mündlich / oder das brod sey der leib Christi leiblich / als sey etwas natürlicher einigkeit zwischen dem brod vnd leib deß HErrn / das doch D. Luther selbst nicht wil / darumb reden wir einfeltig / wie die Schrifft redet / das der HErr vns im Abendmal / sein leib vnd blut gebe zu niessen / lassen das leiblich vnd mündlich bleiben / vnd damit man vns nicht verdencke / als ob wir nur ein gedichte gegenwertigkeit vnd niessung Christi im Abendmal setzten / thun wir hinzu das wort / warhafftig / vnd herwieder / damit nicht jemand wolte meinen / das vns da der leib vnd das blut deß HErrn werde gegeben / zu einer zerstörlichen bauch speise / vnd tranck / setzen wir auch hiebey / das wir diese speiß vnd tranck / von den gleubigen gemeint / empfahen / aber also / das die gantze Seel vnd leib / deß HErrn ware gemeinschafft haben / vnd dadurch deß ewigen lebens vnd der aufferstendnis teilhafftig werden / das denn / vnsers verstands / wieder D. Lutherum nicht ist / denn sie je selbst sagen / das weder sinn noch vernunfft diese speiß erreichen mögen / wie man auch gesungen hat / der glaube solle dem mangel der sinnen zu statt kommen (praestet fides supplementum, sensuum defectui: Vnd / Quod non capis, quod non vides, animosa firmat fides, praeter rerum ordinem.) Das ist / das du nicht fassest / nicht sihest / das bestetiget der getroste glaube / vber die ordnung der dinge. Zu dem / so ziehen sie in diese sachen Irenaeum, Hilarium vnd andere an / dieselbigen reden nur auch also. Nun dieses puncts halben / so es nur vmb wort zuthun ist / vnd das wörtlein (Warhafftig) alles das vermag vnd mit sich bringt / das hie jmmer zu gleuben vnd zu bekennen sein mag / vnd ist darzu am aller vnanstössigsten / sehen wir abermal nicht / das vrsach sey / daher jemand köndte sagẽ / das wir im grund nicht eins sein / etc.
Anno 1533. DAs vierdte / darinnen wir vns zweyen / welchs bey vns auch das aller gröste vnd schwerest ist / vnd allein ein rechte zweyung ist / das D. Luther vnser erzehlte einigkeit (so im grunde dieses handels
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Zitationshilfe: | Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584/205>, abgerufen am 23.07.2024. |