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Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584.

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Anno 1533.die Grammatici synecdochen, vnd ist fast gemein / nicht allein in der Schrifft / sondern auch in allen sprachen / Als wenn ich einen sack oder beutel zeige oder darreiche / spreche ich / Das seind 100. gülden / da gehet das zeigen vnd das wörtlein (Das) auff den beutel / aber weil der beutel vnd gülden etlicher massen / ein wesen sind als ein klumpff / so triffts zugleich auch die gülden an. Der weise nach / Ich greiff ein faß an vnd spreche / Das ist Reinisch wein / das ist Welsch wein / das ist Rotter wein / Item / Ich greiff ein glaß an / vnd spreche / Das ist Wasser / das ist Bier / das ist Salbe / etc. In allen diesen reden zeiget das wörtlein (Das) auff das gefeß / vnd trifft doch zugleich / ja wol fürnemlich das getrenck / etc. Diß sind abermal D. Luthers wort / in welchen wir nicht anders sehen können / denn das er brod vnd leib vnsers HErrn Ihesu Christi jmmer lest ein vnterschiedlich wesen bleiben / weil sie aber der HErr zusammen gefüget hat / vnd so fern ein wesen aus jhnen machet / das er vns seinen leib vnd sein blut mit diesen sichtbarlichen dingen (Denn also redet die Sächsische Apologia) brod vnnd wein / schencket vnd vbergibet / so sey da ein Sacramentliche einigkeit zwischen dem leib vnd brod deß HErrn / vnd zeiget das wörtlein (Das) nicht allein auff das brod / sondern zugleich vnd fürnemlich auff den leib deß HErrn / der vns da auch fürnemlich gegeben wird. Nun solche meinung finden wir auch bey allen heiligen Vätern / die alle bekennen / das da zwey ding seind / Ein jrrdisch vnd ein Himlisch / als Irenaeus, ein befindlichs vnd vnbefindlichs / wie Chrysostomus, ein zeichen vnd bezeichnets / als Augustinus sagt.

SOlches halten vnd lehren wir auch / vnd weisen allwege die Leute dahin / das sie im heiligen Abendmal Christum vnsern HErrn suchen vnd in diesen worten / Nemet / esset / das ist mein leib / etc. erkennen / das die rechte vbergab vnd geschenck deß HErrn / nicht das brod vnd der wein / etc. sondern der ware leib / vnd das ware blut vnsers HErrn Ihesu Christi sey / das ist / er selbst Christus vnser HErr / der je gantz vnd vnzertheilet ist / hat wollen damit vns desto mehr zu erinnern / vnnd vnsern glauben baß zu erwecken / dieses schencken vnd vbergeben sein selbst thun / nicht allein mit worten / sondern neben vnd mit seinen worten / auch mit vnd durch die zeichen brods vnd weins / wie in der Tauffe die newe geburt geschicht / neben seinen worten / die wir hören / auch mit dem sichtbaren begiessen Visibilia verba sichtbare wort.oder tuncken / welche der heilige Augustinus heisset sichtbare wort / dann vnsere art also ist / das wir in allen wichtigen vbergaben vnd zusagungen solche vnsere zeichen oder deutliches vorsprechen vnnd darreichen gebrauchen. Der heilige Chrysostomus schreibet von diesem also: Dieweil nun das wort saget / Das ist mein leib / so last

Anno 1533.die Grammatici synecdochen, vnd ist fast gemein / nicht allein in der Schrifft / sondern auch in allen sprachen / Als wenn ich einen sack oder beutel zeige oder darreiche / spreche ich / Das seind 100. gülden / da gehet das zeigen vnd das wörtlein (Das) auff den beutel / aber weil der beutel vnd gülden etlicher massen / ein wesen sind als ein klumpff / so triffts zugleich auch die gülden an. Der weise nach / Ich greiff ein faß an vnd spreche / Das ist Reinisch wein / das ist Welsch wein / das ist Rotter wein / Item / Ich greiff ein glaß an / vnd spreche / Das ist Wasser / das ist Bier / das ist Salbe / etc. In allen diesen reden zeiget das wörtlein (Das) auff das gefeß / vnd trifft doch zugleich / ja wol fürnemlich das getrenck / etc. Diß sind abermal D. Luthers wort / in welchen wir nicht anders sehen können / denn das er brod vnd leib vnsers HErrn Ihesu Christi jmmer lest ein vnterschiedlich wesen bleiben / weil sie aber der HErr zusammen gefüget hat / vnd so fern ein wesen aus jhnen machet / das er vns seinen leib vnd sein blut mit diesen sichtbarlichen dingen (Denn also redet die Sächsische Apologia) brod vnnd wein / schencket vnd vbergibet / so sey da ein Sacramentliche einigkeit zwischen dem leib vnd brod deß HErrn / vnd zeiget das wörtlein (Das) nicht allein auff das brod / sondern zugleich vnd fürnemlich auff den leib deß HErrn / der vns da auch fürnemlich gegeben wird. Nun solche meinung finden wir auch bey allen heiligen Vätern / die alle bekennen / das da zwey ding seind / Ein jrrdisch vnd ein Himlisch / als Irenaeus, ein befindlichs vnd vnbefindlichs / wie Chrysostomus, ein zeichen vnd bezeichnets / als Augustinus sagt.

SOlches halten vnd lehren wir auch / vnd weisen allwege die Leute dahin / das sie im heiligen Abendmal Christum vnsern HErrn suchen vnd in diesen worten / Nemet / esset / das ist mein leib / etc. erkennen / das die rechte vbergab vnd geschenck deß HErrn / nicht das brod vnd der wein / etc. sondern der ware leib / vnd das ware blut vnsers HErrn Ihesu Christi sey / das ist / er selbst Christus vnser HErr / der je gantz vnd vnzertheilet ist / hat wollen damit vns desto mehr zu erinnern / vnnd vnsern glauben baß zu erwecken / dieses schencken vnd vbergeben sein selbst thun / nicht allein mit worten / sondern neben vnd mit seinen worten / auch mit vnd durch die zeichen brods vnd weins / wie in der Tauffe die newe geburt geschicht / neben seinen worten / die wir hören / auch mit dem sichtbaren begiessen Visibilia verba sichtbare wort.oder tuncken / welche der heilige Augustinus heisset sichtbare wort / dann vnsere art also ist / das wir in allen wichtigen vbergaben vnd zusagungen solche vnsere zeichen oder deutliches vorsprechen vnnd darreichen gebrauchen. Der heilige Chrysostomus schreibet von diesem also: Dieweil nun das wort saget / Das ist mein leib / so last

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[182/0198] die Grammatici synecdochen, vnd ist fast gemein / nicht allein in der Schrifft / sondern auch in allen sprachen / Als wenn ich einen sack oder beutel zeige oder darreiche / spreche ich / Das seind 100. gülden / da gehet das zeigen vnd das wörtlein (Das) auff den beutel / aber weil der beutel vnd gülden etlicher massen / ein wesen sind als ein klumpff / so triffts zugleich auch die gülden an. Der weise nach / Ich greiff ein faß an vnd spreche / Das ist Reinisch wein / das ist Welsch wein / das ist Rotter wein / Item / Ich greiff ein glaß an / vnd spreche / Das ist Wasser / das ist Bier / das ist Salbe / etc. In allen diesen reden zeiget das wörtlein (Das) auff das gefeß / vnd trifft doch zugleich / ja wol fürnemlich das getrenck / etc. Diß sind abermal D. Luthers wort / in welchen wir nicht anders sehen können / denn das er brod vnd leib vnsers HErrn Ihesu Christi jmmer lest ein vnterschiedlich wesen bleiben / weil sie aber der HErr zusammen gefüget hat / vnd so fern ein wesen aus jhnen machet / das er vns seinen leib vnd sein blut mit diesen sichtbarlichen dingen (Denn also redet die Sächsische Apologia) brod vnnd wein / schencket vnd vbergibet / so sey da ein Sacramentliche einigkeit zwischen dem leib vnd brod deß HErrn / vnd zeiget das wörtlein (Das) nicht allein auff das brod / sondern zugleich vnd fürnemlich auff den leib deß HErrn / der vns da auch fürnemlich gegeben wird. Nun solche meinung finden wir auch bey allen heiligen Vätern / die alle bekennen / das da zwey ding seind / Ein jrrdisch vnd ein Himlisch / als Irenaeus, ein befindlichs vnd vnbefindlichs / wie Chrysostomus, ein zeichen vnd bezeichnets / als Augustinus sagt. Anno 1533. SOlches halten vnd lehren wir auch / vnd weisen allwege die Leute dahin / das sie im heiligen Abendmal Christum vnsern HErrn suchen vnd in diesen worten / Nemet / esset / das ist mein leib / etc. erkennen / das die rechte vbergab vnd geschenck deß HErrn / nicht das brod vnd der wein / etc. sondern der ware leib / vnd das ware blut vnsers HErrn Ihesu Christi sey / das ist / er selbst Christus vnser HErr / der je gantz vnd vnzertheilet ist / hat wollen damit vns desto mehr zu erinnern / vnnd vnsern glauben baß zu erwecken / dieses schencken vnd vbergeben sein selbst thun / nicht allein mit worten / sondern neben vnd mit seinen worten / auch mit vnd durch die zeichen brods vnd weins / wie in der Tauffe die newe geburt geschicht / neben seinen worten / die wir hören / auch mit dem sichtbaren begiessen oder tuncken / welche der heilige Augustinus heisset sichtbare wort / dann vnsere art also ist / das wir in allen wichtigen vbergaben vnd zusagungen solche vnsere zeichen oder deutliches vorsprechen vnnd darreichen gebrauchen. Der heilige Chrysostomus schreibet von diesem also: Dieweil nun das wort saget / Das ist mein leib / so last Visibilia verba sichtbare wort.

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Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584/198>, abgerufen am 04.05.2024.