Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kirchner, Timotheus: Vom Flickwercke M. Irenaei, Wie gar ungereimpt, wider Gottes Wort und den Catechissmum Lutheri, er sich unterstehet zubeschönen, der Manichaeer Schwermerey. Jena, 1572.

Bild:
<< vorherige Seite

1. Eben das jenige ist proprie (eigentlich) die Erbsünde / welches ist ein vrsprung aller wircklichen Sünden.

2. Das verderbte Wesen des Menschen / ist proprie ein vrsprung aller wircklichen Sünden

3. Derhalben ist das verderbte Wesen des Menschen / proprie / eigentlich die Erbsünde.

Antwort. Die erste proposition ist vnerwiesen / das ist / sie ist falsch. Denn das hertze ist ja von Gotte / weil die Schrifft sagt / Gottes hand hat mich / das ist mein leib vnd Seele gemacht. Vnd die kinder im Catechismo sagen vnd bekennen wider Ireneum (höre zu Irenee wie die kinder wider euch beten) Ich gleube das mich Gott geschaffen / mir keib vnd Seele gegeben hat.

Nun ist aber das Wesen des Menschen von Gott also erschaffen / das es wircke / das ist gedencke / rede / sehe / greiffe / gehe / stehe / thue.

Das aber solche actiones interiores uel exteriores / solch innerlich oder eusserlich thun / böse ist / vnrein ist / verkehret ist / das ist der verderbung oder vnreinigkeit schuld / welche in leib vnnd Seele des Menschen durch den Fall des ersten Menschen komen / vnd nicht eine Creatura Dei / ein geschöpff oder werck Gottes ist.

Derwegen gehöret das wircken / so man proprie redet / nicht der Erbsünde / sondern dem Wesen des Menschen zu. Das aber das Wesen böse wircket / da ist die bosheit im wircken von der Erbsünde / vnd kan derhalben das nicht erhalten werden / Sondern ist falsch vnd vnrecht / Was ein vrsprung der wircklichen Sünde sey / das solches proprie / vnd nichts anders denn die Erbsünde sey / das denn eben so viel ist / als wenn man sagte / Alles was Sünde thut / das ist die Erbsunde selbst.

Vrsache / wie gemeldet ist / denn des wirckens vrsache ist das Menschliche Wesen / also von Gott geschaffen / das

1. Eben das jenige ist proprié (eigentlich) die Erbsünde / welches ist ein vrsprung aller wircklichen Sünden.

2. Das verderbte Wesen des Menschen / ist propriè ein vrsprung aller wircklichen Sünden

3. Derhalben ist das verderbte Wesen des Menschen / proprié / eigentlich die Erbsünde.

Antwort. Die erste proposition ist vnerwiesen / das ist / sie ist falsch. Denn das hertze ist ja von Gotte / weil die Schrifft sagt / Gottes hand hat mich / das ist mein leib vnd Seele gemacht. Vnd die kinder im Catechismo sagen vnd bekennen wider Ireneum (höre zu Irenee wie die kinder wider euch beten) Ich gleube das mich Gott geschaffen / mir keib vnd Seele gegeben hat.

Nun ist aber das Wesen des Menschen von Gott also erschaffen / das es wircke / das ist gedencke / rede / sehe / greiffe / gehe / stehe / thue.

Das aber solche actiones interiores uel exteriores / solch innerlich oder eusserlich thun / böse ist / vnrein ist / verkehret ist / das ist der verderbung oder vnreinigkeit schuld / welche in leib vnnd Seele des Menschen durch den Fall des ersten Menschen komen / vnd nicht eine Creatura Dei / ein geschöpff oder werck Gottes ist.

Derwegen gehöret das wircken / so man propriè redet / nicht der Erbsünde / sondern dem Wesen des Menschen zu. Das aber das Wesen böse wircket / da ist die bosheit im wircken von der Erbsünde / vnd kan derhalben das nicht erhalten werden / Sondern ist falsch vnd vnrecht / Was ein vrsprung der wircklichen Sünde sey / das solches propriè / vnd nichts anders denn die Erbsünde sey / das denn eben so viel ist / als wenn man sagte / Alles was Sünde thut / das ist die Erbsunde selbst.

Vrsache / wie gemeldet ist / denn des wirckens vrsache ist das Menschliche Wesen / also von Gott geschaffen / das

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0045"/>
        <p>1. Eben das jenige ist <hi rendition="#i">proprié</hi> (eigentlich) die Erbsünde                      / welches ist ein vrsprung aller wircklichen Sünden.</p>
        <p>2. Das verderbte Wesen des Menschen / ist <hi rendition="#i">propriè</hi> ein                      vrsprung aller wircklichen Sünden</p>
        <p>3. Derhalben ist das verderbte Wesen des Menschen / <hi rendition="#i">proprié</hi> / eigentlich die Erbsünde.</p>
        <p>Antwort. Die erste proposition ist vnerwiesen / das ist / sie ist falsch. Denn                      das hertze ist ja von Gotte / weil die Schrifft sagt / Gottes hand hat mich /                      das ist mein leib vnd Seele gemacht. Vnd die kinder im Catechismo sagen vnd                      bekennen wider Ireneum (höre zu Irenee wie die kinder wider euch beten) Ich                      gleube das mich Gott geschaffen / mir keib vnd Seele gegeben hat.</p>
        <p>Nun ist aber das Wesen des Menschen von Gott also erschaffen / das es wircke /                      das ist gedencke / rede / sehe / greiffe / gehe / stehe / thue.</p>
        <p>Das aber solche <hi rendition="#i">actiones interiores uel exteriores</hi> /                      solch innerlich oder eusserlich thun / böse ist / vnrein ist / verkehret ist /                      das ist der verderbung oder vnreinigkeit schuld / welche in leib vnnd Seele des                      Menschen durch den Fall des ersten Menschen komen / vnd nicht eine <hi rendition="#i">Creatura Dei</hi> / ein geschöpff oder werck Gottes ist.</p>
        <p>Derwegen gehöret das wircken / so man <hi rendition="#i">propriè</hi> redet /                      nicht der Erbsünde / sondern dem Wesen des Menschen zu. Das aber das Wesen böse                      wircket / da ist die bosheit im wircken von der Erbsünde / vnd kan derhalben das                      nicht erhalten werden / Sondern ist falsch vnd vnrecht / Was ein vrsprung der                      wircklichen Sünde sey / das solches <hi rendition="#i">propriè</hi> / vnd nichts                      anders denn die Erbsünde sey / das denn eben so viel ist / als wenn man sagte /                      Alles was Sünde thut / das ist die Erbsunde selbst.</p>
        <p>Vrsache / wie gemeldet ist / denn des wirckens vrsache ist das Menschliche Wesen                      / also von Gott geschaffen / das
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0045] 1. Eben das jenige ist proprié (eigentlich) die Erbsünde / welches ist ein vrsprung aller wircklichen Sünden. 2. Das verderbte Wesen des Menschen / ist propriè ein vrsprung aller wircklichen Sünden 3. Derhalben ist das verderbte Wesen des Menschen / proprié / eigentlich die Erbsünde. Antwort. Die erste proposition ist vnerwiesen / das ist / sie ist falsch. Denn das hertze ist ja von Gotte / weil die Schrifft sagt / Gottes hand hat mich / das ist mein leib vnd Seele gemacht. Vnd die kinder im Catechismo sagen vnd bekennen wider Ireneum (höre zu Irenee wie die kinder wider euch beten) Ich gleube das mich Gott geschaffen / mir keib vnd Seele gegeben hat. Nun ist aber das Wesen des Menschen von Gott also erschaffen / das es wircke / das ist gedencke / rede / sehe / greiffe / gehe / stehe / thue. Das aber solche actiones interiores uel exteriores / solch innerlich oder eusserlich thun / böse ist / vnrein ist / verkehret ist / das ist der verderbung oder vnreinigkeit schuld / welche in leib vnnd Seele des Menschen durch den Fall des ersten Menschen komen / vnd nicht eine Creatura Dei / ein geschöpff oder werck Gottes ist. Derwegen gehöret das wircken / so man propriè redet / nicht der Erbsünde / sondern dem Wesen des Menschen zu. Das aber das Wesen böse wircket / da ist die bosheit im wircken von der Erbsünde / vnd kan derhalben das nicht erhalten werden / Sondern ist falsch vnd vnrecht / Was ein vrsprung der wircklichen Sünde sey / das solches propriè / vnd nichts anders denn die Erbsünde sey / das denn eben so viel ist / als wenn man sagte / Alles was Sünde thut / das ist die Erbsunde selbst. Vrsache / wie gemeldet ist / denn des wirckens vrsache ist das Menschliche Wesen / also von Gott geschaffen / das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_flickwercke_1572
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_flickwercke_1572/45
Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Vom Flickwercke M. Irenaei, Wie gar ungereimpt, wider Gottes Wort und den Catechissmum Lutheri, er sich unterstehet zubeschönen, der Manichaeer Schwermerey. Jena, 1572, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_flickwercke_1572/45>, abgerufen am 28.03.2024.