Kirchner, Timotheus: Von der Erbsünde was sie eigentlich vnd nach der heiligen Schrifft zu reden sey, vnnd warauff der heuptstreit in dieser sache beruhe. Jena, 1587.Oder / wenn die Erbsünde ohn allen vnterscheid des verderbten menschen natur vnnd wesen selbst were / so müst sie von Gott erschaffen sein / denn die verderbte natur ist auch itzo nach dem fall / so fern sie ein natur vnnd selbstendig wesen ist / von Gott erschaffen / wie der Erste Artickel vnsers glaubens lehret / Ich gleube das mich Gott geschaffen hat / das er mir leib vnnd Seele etc. gegeben hat vnd noch erhelt / vnd Hiob Capit. 10. spricht: Deine hende haben mich gearbeitet vnnd gemacht alles was ich vmb vnnd vmbbin. Da er nicht allein von erschaffung des ersten menschen redet / oder das wir allein der gestalt von Gott geschaffen / all dieweil er vnsere erste Eltern geschaffen / in welcher Lenven / wie die Schrifft redet / wir dazumal gewesen: Sondern wie wir auch itzo von Gott in Mutterleibe erschaffen werden. Die Erbsünde aber ist vnnd wird nicht von Gott erschaffen. Derwegen so kan sie auch / eigendlich zu reden / des menschen verderbte selbstendige natur vnnd wesen nicht sein / sondern ist vnnd bleibet von demselben vnterscheiden. Oder wens war / das vnser Leib vnd Seel nichts anderst weren / denn die Erbsünde selbst / vnnd das durch aus kein vnterscheid zwischen der natur vnnd Erbsünde / so folgete vnwiedersprechlich / wenn Gott vnser Leib vnd Seel schaffet / das er die Erbsünde selbst schaffet / vnnd also der sünden schöpffer / anfenger vnd stiffter were. Dieses aber kan ohne Gottes lesterung nicht gedacht / geschweig gesagt werden / Derwegen kansnimmermehr mit grund der warheit erwiesen werden / das vnser Leib vnd Seel die Erbsünde selbst sein: Sondern es ist vnd bleibet ein vnterscheid zwischen der Erbsünde vnd verderbten natur / Das Gegentheil mag darwieder tichten schreiben vnd sagen / was es immer wil. Oder / wenn die Erbsünde ohn allen vnterscheid des verderbten menschen natur vnnd wesen selbst were / so müst sie von Gott erschaffen sein / denn die verderbte natur ist auch itzo nach dem fall / so fern sie ein natur vnnd selbstendig wesen ist / von Gott erschaffen / wie der Erste Artickel vnsers glaubens lehret / Ich gleube das mich Gott geschaffen hat / das er mir leib vnnd Seele etc. gegeben hat vnd noch erhelt / vnd Hiob Capit. 10. spricht: Deine hende haben mich gearbeitet vnnd gemacht alles was ich vmb vnnd vmbbin. Da er nicht allein von erschaffung des ersten menschen redet / oder das wir allein der gestalt von Gott geschaffen / all dieweil er vnsere erste Eltern geschaffen / in welcher Lenven / wie die Schrifft redet / wir dazumal gewesen: Sondern wie wir auch itzo von Gott in Mutterleibe erschaffen werden. Die Erbsünde aber ist vnnd wird nicht von Gott erschaffen. Derwegen so kan sie auch / eigendlich zu reden / des menschen verderbte selbstendige natur vnnd wesen nicht sein / sondern ist vnnd bleibet von demselben vnterscheiden. Oder wens war / das vnser Leib vnd Seel nichts anderst weren / denn die Erbsünde selbst / vnnd das durch aus kein vnterscheid zwischen der natur vnnd Erbsünde / so folgete vnwiedersprechlich / wenn Gott vnser Leib vnd Seel schaffet / das er die Erbsünde selbst schaffet / vnnd also der sünden schöpffer / anfenger vnd stiffter were. Dieses aber kan ohne Gottes lesterung nicht gedacht / geschweig gesagt werden / Derwegen kansnimmermehr mit grund der warheit erwiesen werden / das vnser Leib vnd Seel die Erbsünde selbst sein: Sondern es ist vnd bleibet ein vnterscheid zwischen der Erbsünde vnd verderbtẽ natur / Das Gegentheil mag darwieder tichten schreiben vnd sagen / was es immer wil. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0047"/> <p>Oder / wenn die Erbsünde ohn allen vnterscheid des verderbten menschen natur vnnd wesen selbst were / so müst sie von Gott erschaffen sein / denn die verderbte natur ist auch itzo nach dem fall / so fern sie ein natur vnnd selbstendig wesen ist / von Gott erschaffen / wie der Erste Artickel vnsers glaubens lehret / Ich gleube das mich Gott geschaffen hat / das er mir leib vnnd Seele etc. gegeben hat vnd noch erhelt / vnd Hiob Capit. 10. spricht: Deine hende haben mich gearbeitet vnnd gemacht alles was ich vmb vnnd vmbbin. Da er nicht allein von erschaffung des ersten menschen redet / oder das wir allein der gestalt von Gott geschaffen / all dieweil er vnsere erste Eltern geschaffen / in welcher Lenven / wie die Schrifft redet / wir dazumal gewesen: Sondern wie wir auch itzo von Gott in Mutterleibe erschaffen werden.</p> <p>Die Erbsünde aber ist vnnd wird nicht von Gott erschaffen. Derwegen so kan sie auch / eigendlich zu reden / des menschen verderbte selbstendige natur vnnd wesen nicht sein / sondern ist vnnd bleibet von demselben vnterscheiden.</p> <p>Oder wens war / das vnser Leib vnd Seel nichts anderst weren / denn die Erbsünde selbst / vnnd das durch aus kein vnterscheid zwischen der natur vnnd Erbsünde / so folgete vnwiedersprechlich / wenn Gott vnser Leib vnd Seel schaffet / das er die Erbsünde selbst schaffet / vnnd also der sünden schöpffer / anfenger vnd stiffter were.</p> <p>Dieses aber kan ohne Gottes lesterung nicht gedacht / geschweig gesagt werden / Derwegen kansnimmermehr mit grund der warheit erwiesen werden / das vnser Leib vnd Seel die Erbsünde selbst sein: Sondern es ist vnd bleibet ein vnterscheid zwischen der Erbsünde vnd verderbtẽ natur / Das Gegentheil mag darwieder tichten schreiben vnd sagen / was es immer wil.</p> </div> </body> </text> </TEI> [0047]
Oder / wenn die Erbsünde ohn allen vnterscheid des verderbten menschen natur vnnd wesen selbst were / so müst sie von Gott erschaffen sein / denn die verderbte natur ist auch itzo nach dem fall / so fern sie ein natur vnnd selbstendig wesen ist / von Gott erschaffen / wie der Erste Artickel vnsers glaubens lehret / Ich gleube das mich Gott geschaffen hat / das er mir leib vnnd Seele etc. gegeben hat vnd noch erhelt / vnd Hiob Capit. 10. spricht: Deine hende haben mich gearbeitet vnnd gemacht alles was ich vmb vnnd vmbbin. Da er nicht allein von erschaffung des ersten menschen redet / oder das wir allein der gestalt von Gott geschaffen / all dieweil er vnsere erste Eltern geschaffen / in welcher Lenven / wie die Schrifft redet / wir dazumal gewesen: Sondern wie wir auch itzo von Gott in Mutterleibe erschaffen werden.
Die Erbsünde aber ist vnnd wird nicht von Gott erschaffen. Derwegen so kan sie auch / eigendlich zu reden / des menschen verderbte selbstendige natur vnnd wesen nicht sein / sondern ist vnnd bleibet von demselben vnterscheiden.
Oder wens war / das vnser Leib vnd Seel nichts anderst weren / denn die Erbsünde selbst / vnnd das durch aus kein vnterscheid zwischen der natur vnnd Erbsünde / so folgete vnwiedersprechlich / wenn Gott vnser Leib vnd Seel schaffet / das er die Erbsünde selbst schaffet / vnnd also der sünden schöpffer / anfenger vnd stiffter were.
Dieses aber kan ohne Gottes lesterung nicht gedacht / geschweig gesagt werden / Derwegen kansnimmermehr mit grund der warheit erwiesen werden / das vnser Leib vnd Seel die Erbsünde selbst sein: Sondern es ist vnd bleibet ein vnterscheid zwischen der Erbsünde vnd verderbtẽ natur / Das Gegentheil mag darwieder tichten schreiben vnd sagen / was es immer wil.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss. Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |