Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kirchner, Timotheus: Von der Erbsünde was sie eigentlich vnd nach der heiligen Schrifft zu reden sey, vnnd warauff der heuptstreit in dieser sache beruhe. Jena, 1587.

Bild:
<< vorherige Seite

cut actuale, Ich heisse die Erbsünde eine wesentliche sünde derwegen / das wir sie durch die geburt oder empfengnis bekommen / vnnd das sie nicht also auffhöret / wie die wirckliche sünde. Daraus klar / das D. Lutherus die Erbsünde nicht eine wesentliche sünde nenne / das sie ohne vnterscheid des menschen natur selbst were (wie es vnser Gegentheil deutet) sondern dieweil der mensch in der empfengnis vnnd geburt dieselbe bekömpt / vnd das sie nicht auffhöret / wie die wircklichen sünden zu weilen auffhören / vnnd nicht allezeit im gang oder lauff sind.

Item. ernenne die Erbsünde eine natur sünde.

Ja sprechen sie / Lutherus in der Kirchen Postil nennet die Erbsünde eine natur sünde oder Person sünde / derwegen kans ja nicht verleugnet werden / das sein meinung gewest / die Erbsünde sey die natur selbst etc.

Antwort. Wenn das folgen solte / D. Lutherus nennet die Erbsünde eine natur sünde / Ergo so ist sie die natur selbst / so müste gleicher gestalt auch folgen / D. Lutherus nennet die Erbsünde eine Person sünde / derwegen ist die Erbsünde eine Person. Daraus aber folgen würde / das die Erbsünde leib vnd Seel hette / vernunfft / augen / mund etc.

Aber D. Lutherus nennet die Erbsünde nicht eine natur oder Person sünde / gleich als were sie die natur oder Person des menschen selbst ohne vnterscheid: Sondern dieweil itzo nach dem fall / die Erbsünde zugleich mit vnser natur vnd Person anfehet / denn der same daraus wir empfangen werden ist sündlich vnnd vnrein / also das die natur vnnd Person derhalben nimmer ohne die Erbsünde ist: sondern die sünde ist für vnd für in der natur vnd Person /

cut actuale, Ich heisse die Erbsünde eine wesentliche sünde derwegen / das wir sie durch die geburt oder empfengnis bekommen / vnnd das sie nicht also auffhöret / wie die wirckliche sünde. Daraus klar / das D. Lutherus die Erbsünde nicht eine wesentliche sünde nenne / das sie ohne vnterscheid des menschen natur selbst were (wie es vnser Gegentheil deutet) sondern dieweil der mensch in der empfengnis vnnd geburt dieselbe bekömpt / vnd das sie nicht auffhöret / wie die wircklichen sünden zu weilen auffhören / vnnd nicht allezeit im gang oder lauff sind.

Item. ernenne die Erbsünde eine natur sünde.

Ja sprechen sie / Lutherus in der Kirchen Postil nennet die Erbsünde eine natur sünde oder Person sünde / derwegen kans ja nicht verleugnet werden / das sein meinung gewest / die Erbsünde sey die natur selbst etc.

Antwort. Wenn das folgen solte / D. Lutherus nennet die Erbsünde eine natur sünde / Ergo so ist sie die natur selbst / so müste gleicher gestalt auch folgen / D. Lutherus nennet die Erbsünde eine Person sünde / derwegen ist die Erbsünde eine Person. Daraus aber folgen würde / das die Erbsünde leib vnd Seel hette / vernunfft / augen / mund etc.

Aber D. Lutherus nennet die Erbsünde nicht eine natur oder Person sünde / gleich als were sie die natur oder Person des menschen selbst ohne vnterscheid: Sondern dieweil itzo nach dem fall / die Erbsünde zugleich mit vnser natur vnd Person anfehet / denn der same daraus wir empfangen werden ist sündlich vnnd vnrein / also das die natur vnnd Person derhalben nimmer ohne die Erbsünde ist: sondern die sünde ist für vnd für in der natur vnd Person /

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0230"/>
cut actuale, Ich heisse die Erbsünde eine wesentliche sünde derwegen / das wir       sie durch die geburt oder empfengnis bekommen / vnnd das sie nicht also auffhöret / wie die       wirckliche sünde. Daraus klar / das D. Lutherus die Erbsünde nicht eine wesentliche sünde nenne       / das sie ohne vnterscheid des menschen natur selbst were (wie es vnser Gegentheil deutet)       sondern dieweil der mensch in der empfengnis vnnd geburt dieselbe bekömpt / vnd das sie nicht       auffhöret / wie die wircklichen sünden zu weilen auffhören / vnnd nicht allezeit im gang oder       lauff sind.</p>
        <note place="left">Item. ernenne die Erbsünde eine natur sünde.</note>
        <p>Ja sprechen sie / Lutherus in der Kirchen Postil nennet die Erbsünde eine natur sünde oder       Person sünde / derwegen kans ja nicht verleugnet werden / das sein meinung gewest / die       Erbsünde sey die natur selbst etc.</p>
        <p>Antwort. Wenn das folgen solte / D. Lutherus nennet die Erbsünde eine natur sünde / Ergo so       ist sie die natur selbst / so müste gleicher gestalt auch folgen / D. Lutherus nennet die       Erbsünde eine Person sünde / derwegen ist die Erbsünde eine Person. Daraus aber folgen würde /       das die Erbsünde leib vnd Seel hette / vernunfft / augen / mund etc.</p>
        <p>Aber D. Lutherus nennet die Erbsünde nicht eine natur oder Person sünde / gleich als were sie       die natur oder Person des menschen selbst ohne vnterscheid: Sondern dieweil itzo nach dem fall       / die Erbsünde zugleich mit vnser natur vnd Person anfehet / denn der same daraus wir empfangen       werden ist sündlich vnnd vnrein / also das die natur vnnd Person derhalben nimmer ohne die       Erbsünde ist: sondern die sünde ist für vnd für in der natur vnd Person /
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0230] cut actuale, Ich heisse die Erbsünde eine wesentliche sünde derwegen / das wir sie durch die geburt oder empfengnis bekommen / vnnd das sie nicht also auffhöret / wie die wirckliche sünde. Daraus klar / das D. Lutherus die Erbsünde nicht eine wesentliche sünde nenne / das sie ohne vnterscheid des menschen natur selbst were (wie es vnser Gegentheil deutet) sondern dieweil der mensch in der empfengnis vnnd geburt dieselbe bekömpt / vnd das sie nicht auffhöret / wie die wircklichen sünden zu weilen auffhören / vnnd nicht allezeit im gang oder lauff sind. Ja sprechen sie / Lutherus in der Kirchen Postil nennet die Erbsünde eine natur sünde oder Person sünde / derwegen kans ja nicht verleugnet werden / das sein meinung gewest / die Erbsünde sey die natur selbst etc. Antwort. Wenn das folgen solte / D. Lutherus nennet die Erbsünde eine natur sünde / Ergo so ist sie die natur selbst / so müste gleicher gestalt auch folgen / D. Lutherus nennet die Erbsünde eine Person sünde / derwegen ist die Erbsünde eine Person. Daraus aber folgen würde / das die Erbsünde leib vnd Seel hette / vernunfft / augen / mund etc. Aber D. Lutherus nennet die Erbsünde nicht eine natur oder Person sünde / gleich als were sie die natur oder Person des menschen selbst ohne vnterscheid: Sondern dieweil itzo nach dem fall / die Erbsünde zugleich mit vnser natur vnd Person anfehet / denn der same daraus wir empfangen werden ist sündlich vnnd vnrein / also das die natur vnnd Person derhalben nimmer ohne die Erbsünde ist: sondern die sünde ist für vnd für in der natur vnd Person /

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_erbsuende_1587
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_erbsuende_1587/230
Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Von der Erbsünde was sie eigentlich vnd nach der heiligen Schrifft zu reden sey, vnnd warauff der heuptstreit in dieser sache beruhe. Jena, 1587, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_erbsuende_1587/230>, abgerufen am 24.11.2024.