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Kirchner, Timotheus: Von der Erbsünde was sie eigentlich vnd nach der heiligen Schrifft zu reden sey, vnnd warauff der heuptstreit in dieser sache beruhe. Jena, 1587.

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fftigen leben volnkömlich volzogen wird. So kömpt es doch wieder dohin / das der alte mensch vnnd die substantz leibes vnnd der Seelen nicht ohne vnterscheid einerley sind. Denn die substantz leibs vnnd der Seelen wird von dem Erbschaden oder alten bosheit erlediget / aber der alte Adam oder die Erbsünde mus durch tegliche rewe in vns erseufft werden vnd sterben / vnd ein newer mensch in vns aufferstehen / der in gerechtigkeit vnnd heiligkeit ewiglich lebe.

Zum 20. Titum. 2. sprechen sie / sey das wort [fremdsprachliches Material] 20. Tit. 2. stehe das wort gottlos wesen Ergo.im deudschen vertirt / gottloß wesen / Ergo so sey die sünde ohne vnterscheid das menschliche wesen selbst.

Antwort. Dieses ist so ein greifflicher betrug / das er nicht wol greifflicher sein köndte.

Denn erstlich heist das wort [fremdsprachliches Material] im griechischen mit nicht eine substantz oder selbstendig wesen / als vnsere verderbte natur auch nach dem fall ist: sondern es heist gottlosigkeit / oder wie wir deudschen nach vnser sprach gewonheit pflegen zu sagen / ein Gottloses wesen / wandel etc. da das wort wesen kein selbstendig wesen bedeut / sondern ein gottloses fürhaben / wandel / handel etc.

Zum andern gibts der gantze contextus versionis Lutheri / wie auch der griechische Text / das D. Luthero nie getreumet / das deudsch wörtlein (wesen) für die verderbte natur des menschen / welche ein selbstendiges wesen ist / von Gott erschaffen / zu nennen / denn also lautet der gantze Text: Denn es ist erschienen die heilsame gnade Gottes allen menschen / vnnd züchtiget vns / das wir sollen verleugnen das vngöttliche wesen / vnnd die weltliche lüsten etc. Daraus klar / das beide Paulus vnd Lutherus das vngöttliche wesen / vnd weltliche lüsten / vnd die menschliche natur vnterscheiden.

fftigen leben volnkömlich volzogen wird. So kömpt es doch wieder dohin / das der alte mensch vnnd die substantz leibes vnnd der Seelen nicht ohne vnterscheid einerley sind. Denn die substantz leibs vnnd der Seelen wird von dem Erbschaden oder alten bosheit erlediget / aber der alte Adam oder die Erbsünde mus durch tegliche rewe in vns erseufft werden vnd sterben / vnd ein newer mensch in vns aufferstehen / der in gerechtigkeit vnnd heiligkeit ewiglich lebe.

Zum 20. Titum. 2. sprechen sie / sey das wort [fremdsprachliches Material] 20. Tit. 2. stehe das wort gottlos wesen Ergo.im deudschen vertirt / gottloß wesen / Ergo so sey die sünde ohne vnterscheid das menschliche wesen selbst.

Antwort. Dieses ist so ein greifflicher betrug / das er nicht wol greifflicher sein köndte.

Denn erstlich heist das wort [fremdsprachliches Material] im griechischen mit nicht eine substantz oder selbstendig wesen / als vnsere verderbte natur auch nach dem fall ist: sondern es heist gottlosigkeit / oder wie wir deudschen nach vnser sprach gewonheit pflegen zu sagen / ein Gottloses wesen / wandel etc. da das wort wesen kein selbstendig wesen bedeut / sondern ein gottloses fürhaben / wandel / handel etc.

Zum andern gibts der gantze contextus versionis Lutheri / wie auch der griechische Text / das D. Luthero nie getreumet / das deudsch wörtlein (wesen) für die verderbte natur des menschen / welche ein selbstendiges wesen ist / von Gott erschaffen / zu nennen / denn also lautet der gantze Text: Denn es ist erschienen die heilsame gnade Gottes allen menschen / vnnd züchtiget vns / das wir sollen verleugnen das vngöttliche wesen / vnnd die weltliche lüsten etc. Daraus klar / das beide Paulus vnd Lutherus das vngöttliche wesen / vnd weltliche lüsten / vnd die menschliche natur vnterscheiden.

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[0194] fftigen leben volnkömlich volzogen wird. So kömpt es doch wieder dohin / das der alte mensch vnnd die substantz leibes vnnd der Seelen nicht ohne vnterscheid einerley sind. Denn die substantz leibs vnnd der Seelen wird von dem Erbschaden oder alten bosheit erlediget / aber der alte Adam oder die Erbsünde mus durch tegliche rewe in vns erseufft werden vnd sterben / vnd ein newer mensch in vns aufferstehen / der in gerechtigkeit vnnd heiligkeit ewiglich lebe. Zum 20. Titum. 2. sprechen sie / sey das wort _ im deudschen vertirt / gottloß wesen / Ergo so sey die sünde ohne vnterscheid das menschliche wesen selbst. 20. Tit. 2. stehe das wort gottlos wesen Ergo. Antwort. Dieses ist so ein greifflicher betrug / das er nicht wol greifflicher sein köndte. Denn erstlich heist das wort _ im griechischen mit nicht eine substantz oder selbstendig wesen / als vnsere verderbte natur auch nach dem fall ist: sondern es heist gottlosigkeit / oder wie wir deudschen nach vnser sprach gewonheit pflegen zu sagen / ein Gottloses wesen / wandel etc. da das wort wesen kein selbstendig wesen bedeut / sondern ein gottloses fürhaben / wandel / handel etc. Zum andern gibts der gantze contextus versionis Lutheri / wie auch der griechische Text / das D. Luthero nie getreumet / das deudsch wörtlein (wesen) für die verderbte natur des menschen / welche ein selbstendiges wesen ist / von Gott erschaffen / zu nennen / denn also lautet der gantze Text: Denn es ist erschienen die heilsame gnade Gottes allen menschen / vnnd züchtiget vns / das wir sollen verleugnen das vngöttliche wesen / vnnd die weltliche lüsten etc. Daraus klar / das beide Paulus vnd Lutherus das vngöttliche wesen / vnd weltliche lüsten / vnd die menschliche natur vnterscheiden.

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Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Von der Erbsünde was sie eigentlich vnd nach der heiligen Schrifft zu reden sey, vnnd warauff der heuptstreit in dieser sache beruhe. Jena, 1587, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_erbsuende_1587/194>, abgerufen am 20.05.2024.