Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kirchner, Timotheus: Von der Erbsünde was sie eigentlich vnd nach der heiligen Schrifft zu reden sey, vnnd warauff der heuptstreit in dieser sache beruhe. Jena, 1587.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Wir leren nicht das die natur durch die Erbsünde vnuerruckt blieben.menschen durch die Erbsünde vnuerruckt oder vnuersehret solten blieben sein. Darumb es vns auch Natur heiligen / Natur preiser etc. schild / aber es thut vns für Gott vnrecht. Denn wir festiglich mit der heiligen Schrifft gleuben / lehren vnnd bekennen / das die gantze menschliche natur / vnnd derselben natürliche krefften / durch die Erbsünde jemmerlich vnd erbermlich vorderbt sind / viel tieffer vnnd mehr als wir menschen vorstehen / oder mit worten aussprechen können / Ephes. 2. Wir waren von natur kinder des zorns / Rom. 8. Fleischlich gesinnet sein / ist eine feindschafft wieder Gott. Matthei am 15. Aus dem hertzen komen arge gedancken etc. Vnd wie die Christliche Kirche singet: Durch Adams fall ist gantz vorderbt / menschlich Natur vnnd wesen / dasselbig gifft ist auff vns geerbt / das wir nicht kondten genesen etc.

III. Wirhalten nicht das die Erbsün de nur ein angeflogen accidens sey.

Also misset es vns auch zu / das wir halten sollen / die Erbsünde sey nur ein angeflogen Accidens oder zufal / so von aussen an der Natur klebe / wie ein schwartz fleck im angesicht / oder eine heßliche farbe an der wand / welche auch leichtlich dauon abgewaschen vnd abgethan werden könne / welchs accidens oder zufelliger schade auch die natur habe gantz vnuorsehret bleiben lassen.

Aber es ist auch ein falsch zeugnis. Denn wir gleuben / lehren vnnd bekennen / das die Erbsünde ein solcher schade oder seuche sey / welche durch die gantze natur durchgedrungen / vnnd alle krefften jnnerlich vnd eusserlich zum höchsten vorderbet habe / also das nichts vnuorderbts vnuorseretes vnd mehr am menschen oder an seiner Seele vnnd Leibe jnnerlich vnnd eusserlich geblieben sey / wie kurtz hernacher solle ausgeführet werden / vnd das solcher schade durch kein menschliche krafft / freyen willen / Synergiam / wircken oder that könne geheilet / sondern allein durchs werde vnnd tewre Blut

II. Wir leren nicht das die natur durch die Erbsünde vnuerruckt blieben.menschen durch die Erbsünde vnuerruckt oder vnuersehret solten blieben sein. Darumb es vns auch Natur heiligen / Natur preiser etc. schild / aber es thut vns für Gott vnrecht. Denn wir festiglich mit der heiligen Schrifft gleuben / lehren vnnd bekennen / das die gantze menschliche natur / vnnd derselben natürliche krefften / durch die Erbsünde jemmerlich vnd erbermlich vorderbt sind / viel tieffer vnnd mehr als wir menschen vorstehen / oder mit worten aussprechen können / Ephes. 2. Wir waren von natur kinder des zorns / Rom. 8. Fleischlich gesinnet sein / ist eine feindschafft wieder Gott. Matthei am 15. Aus dem hertzen komen arge gedancken etc. Vnd wie die Christliche Kirche singet: Durch Adams fall ist gantz vorderbt / menschlich Natur vnnd wesen / dasselbig gifft ist auff vns geerbt / das wir nicht kondten genesen etc.

III. Wirhalten nicht das die Erbsün de nur ein angeflogen accidens sey.

Also misset es vns auch zu / das wir halten sollen / die Erbsünde sey nur ein angeflogen Accidens oder zufal / so von aussen an der Natur klebe / wie ein schwartz fleck im angesicht / oder eine heßliche farbe an der wand / welche auch leichtlich dauon abgewaschen vnd abgethan werden könne / welchs accidens oder zufelliger schade auch die natur habe gantz vnuorsehret bleiben lassen.

Aber es ist auch ein falsch zeugnis. Denn wir gleuben / lehren vnnd bekennen / das die Erbsünde ein solcher schade oder seuche sey / welche durch die gantze natur durchgedrungen / vnnd alle krefften jnnerlich vnd eusserlich zum höchsten vorderbet habe / also das nichts vnuorderbts vnuorseretes vnd mehr am menschen oder an seiner Seele vnnd Leibe jnnerlich vnnd eusserlich geblieben sey / wie kurtz hernacher solle ausgeführet werden / vnd das solcher schade durch kein menschliche krafft / freyen willen / Synergiam / wircken oder that könne geheilet / sondern allein durchs werde vnnd tewre Blut

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0014"/><note place="left">II. Wir leren nicht das die natur durch die Erbsünde vnuerruckt        blieben.</note>menschen durch die Erbsünde vnuerruckt oder vnuersehret solten blieben sein.       Darumb es vns auch Natur heiligen / Natur preiser etc. schild / aber es thut vns für Gott       vnrecht. Denn wir festiglich mit der heiligen Schrifft gleuben / lehren vnnd bekennen / das die       gantze menschliche natur / vnnd derselben natürliche krefften / durch die Erbsünde jemmerlich       vnd erbermlich vorderbt sind / viel tieffer vnnd mehr als wir menschen vorstehen / oder mit       worten aussprechen können / Ephes. 2. Wir waren von natur kinder des zorns / Rom. 8.       Fleischlich gesinnet sein / ist eine feindschafft wieder Gott. Matthei am 15. Aus dem hertzen       komen arge gedancken etc. Vnd wie die Christliche Kirche singet: Durch Adams fall ist gantz       vorderbt / menschlich Natur vnnd wesen / dasselbig gifft ist auff vns geerbt / das wir nicht       kondten genesen etc.</p>
        <note place="left">III. Wirhalten nicht das die Erbsün de nur ein angeflogen accidens       sey.</note>
        <p>Also misset es vns auch zu / das wir halten sollen / die Erbsünde sey nur ein angeflogen       Accidens oder zufal / so von aussen an der Natur klebe / wie ein schwartz fleck im angesicht /       oder eine heßliche farbe an der wand / welche auch leichtlich dauon abgewaschen vnd abgethan       werden könne / welchs accidens oder zufelliger schade auch die natur habe gantz vnuorsehret       bleiben lassen.</p>
        <p>Aber es ist auch ein falsch zeugnis. Denn wir gleuben / lehren vnnd bekennen / das die       Erbsünde ein solcher schade oder seuche sey / welche durch die gantze natur durchgedrungen /       vnnd alle krefften jnnerlich vnd eusserlich zum höchsten vorderbet habe / also das nichts       vnuorderbts vnuorseretes vnd mehr am menschen oder an seiner Seele vnnd Leibe jnnerlich vnnd       eusserlich geblieben sey / wie kurtz hernacher solle ausgeführet werden / vnd das solcher       schade durch kein menschliche krafft / freyen willen / Synergiam / wircken oder that könne       geheilet / sondern allein durchs werde vnnd tewre Blut
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0014] menschen durch die Erbsünde vnuerruckt oder vnuersehret solten blieben sein. Darumb es vns auch Natur heiligen / Natur preiser etc. schild / aber es thut vns für Gott vnrecht. Denn wir festiglich mit der heiligen Schrifft gleuben / lehren vnnd bekennen / das die gantze menschliche natur / vnnd derselben natürliche krefften / durch die Erbsünde jemmerlich vnd erbermlich vorderbt sind / viel tieffer vnnd mehr als wir menschen vorstehen / oder mit worten aussprechen können / Ephes. 2. Wir waren von natur kinder des zorns / Rom. 8. Fleischlich gesinnet sein / ist eine feindschafft wieder Gott. Matthei am 15. Aus dem hertzen komen arge gedancken etc. Vnd wie die Christliche Kirche singet: Durch Adams fall ist gantz vorderbt / menschlich Natur vnnd wesen / dasselbig gifft ist auff vns geerbt / das wir nicht kondten genesen etc. II. Wir leren nicht das die natur durch die Erbsünde vnuerruckt blieben. Also misset es vns auch zu / das wir halten sollen / die Erbsünde sey nur ein angeflogen Accidens oder zufal / so von aussen an der Natur klebe / wie ein schwartz fleck im angesicht / oder eine heßliche farbe an der wand / welche auch leichtlich dauon abgewaschen vnd abgethan werden könne / welchs accidens oder zufelliger schade auch die natur habe gantz vnuorsehret bleiben lassen. Aber es ist auch ein falsch zeugnis. Denn wir gleuben / lehren vnnd bekennen / das die Erbsünde ein solcher schade oder seuche sey / welche durch die gantze natur durchgedrungen / vnnd alle krefften jnnerlich vnd eusserlich zum höchsten vorderbet habe / also das nichts vnuorderbts vnuorseretes vnd mehr am menschen oder an seiner Seele vnnd Leibe jnnerlich vnnd eusserlich geblieben sey / wie kurtz hernacher solle ausgeführet werden / vnd das solcher schade durch kein menschliche krafft / freyen willen / Synergiam / wircken oder that könne geheilet / sondern allein durchs werde vnnd tewre Blut

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_erbsuende_1587
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_erbsuende_1587/14
Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Von der Erbsünde was sie eigentlich vnd nach der heiligen Schrifft zu reden sey, vnnd warauff der heuptstreit in dieser sache beruhe. Jena, 1587, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_erbsuende_1587/14>, abgerufen am 21.11.2024.