Kirchner, Timotheus: Dass die zwey vnd vierzig anhaltische Argument/ wider der Vbiquisten Trewme noch fest stehen. Heidelberg, 1584.IM dreissigsten argument geben sie sichXXX. fast gefangen. Denn sie mit keinem wort darauff antworten können / sondern stellen sich beschwert /Fol. Apol. Erf. 95. a. vnd eilen furüber. Derwegen wir den Christlichen Leser bitten / das er vnser Apologiam hieuon selbst auffschlahe / vnd mit fleis erwege / vom 340. blat an / biß vffs 345. Die Summa daruon helt sich auffs kürtzeste / wie folget: Sie wollen jrem gedicht also helffen / die menschliche Natur Christi sey almechtig / alwissend / allenthalben / aber nicht subiectiue. Nu ist diese erklerung nicht allein dunckel / vnd zweiffelhafftig / darein sich der wenigste teil der armen verfürten Subscribenten / ja wol nicht einer wird richten können / sondern leuffet auch wider sich selbst. Denn weil ein jede Rede (wie in Schulen bekant) in sich fasset subiectum, praedicatum, vnd copulam: so sind ja diß locutiones abstractiuae, da die menschliche Natur den Ort des subiecti jnnen hat. So sie nu jnen selbst nicht widersprechen wollen / sondern darauff bleiben / das die Menscheit Christi nicht subiectiue almechtig / alwissend / vnd allenthalben sey / so müssen sie mit vns / vnd allen rechtgleubigen dieselbige locutiones abstractiuas cassiren. Vnd also were bestendiger Friede zu hoffen. Wollen sie es aber ferner glossiren / vnd sagen: nicht subiectiue, sondern personaliter, so stehet die Rede abermal auff schrauben / vnd gebührt sich in so hohen geheimnissen nicht also zu spielen. Denn wenn wirs schon vmb friedens willen also verstehen / vnd annemen wolten: Das fleisch Christi / das ist / die Person des ewigen Worts / welche fleisch worden ist / vnd vnser Natur hat an sich geno- IM dreissigsten argument geben sie sichXXX. fast gefangen. Denn sie mit keinem wort darauff antworten können / sondern stellen sich beschwert /Fol. Apol. Erf. 95. a. vnd eilen furüber. Derwegen wir den Christlichen Leser bitten / das er vnser Apologiam hieuon selbst auffschlahe / vnd mit fleis erwege / vom 340. blat an / biß vffs 345. Die Summa daruon helt sich auffs kürtzeste / wie folget: Sie wollen jrem gedicht also helffen / die menschliche Natur Christi sey almechtig / alwissend / allenthalben / aber nicht subiectiuè. Nu ist diese erklerung nicht allein dunckel / vnd zweiffelhafftig / darein sich der wenigste teil der armen verfürten Subscribenten / ja wol nicht einer wird richten können / sondern leuffet auch wider sich selbst. Denn weil ein jede Rede (wie in Schulen bekant) in sich fasset subiectum, praedicatum, vnd copulam: so sind ja diß locutiones abstractiuae, da die menschliche Natur den Ort des subiecti jnnen hat. So sie nu jnen selbst nicht widersprechen wollen / sondern darauff bleiben / das die Menscheit Christi nicht subiectiuè almechtig / alwissend / vnd allenthalben sey / so müssen sie mit vns / vnd allen rechtgleubigen dieselbige locutiones abstractiuas cassiren. Vnd also were bestendiger Friede zu hoffen. Wollen sie es aber ferner glossiren / vnd sagen: nicht subiectiuè, sondern personaliter, so stehet die Rede abermal auff schrauben / vnd gebührt sich in so hohen geheimnissen nicht also zu spielen. Denn wenn wirs schon vmb friedens willen also verstehen / vnd annemen wolten: Das fleisch Christi / das ist / die Person des ewigen Worts / welche fleisch worden ist / vnd vnser Natur hat an sich geno- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0361" n="357"/> <p>IM dreissigsten argument geben sie sich<note place="right">XXX.</note> fast gefangen. Denn sie mit keinem wort darauff antworten können / sondern stellen sich beschwert /<note place="right">Fol. Apol. 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So sie nu jnen selbst nicht widersprechen wollen / sondern darauff bleiben / das die Menscheit Christi nicht subiectiuè almechtig / alwissend / vnd allenthalben sey / so müssen sie mit vns / vnd allen rechtgleubigen dieselbige locutiones abstractiuas cassiren. Vnd also were bestendiger Friede zu hoffen.</p> <p>Wollen sie es aber ferner glossiren / vnd sagen: nicht subiectiuè, sondern personaliter, so stehet die Rede abermal auff schrauben / vnd gebührt sich in so hohen geheimnissen nicht also zu spielen. Denn wenn wirs schon vmb friedens willen also verstehen / vnd annemen wolten: Das fleisch Christi / das ist / die Person des ewigen Worts / welche fleisch worden ist / vnd vnser Natur hat an sich geno- </p> </div> </body> </text> </TEI> [357/0361]
IM dreissigsten argument geben sie sich fast gefangen. Denn sie mit keinem wort darauff antworten können / sondern stellen sich beschwert / vnd eilen furüber. Derwegen wir den Christlichen Leser bitten / das er vnser Apologiam hieuon selbst auffschlahe / vnd mit fleis erwege / vom 340. blat an / biß vffs 345. Die Summa daruon helt sich auffs kürtzeste / wie folget:
XXX.
Fol. Apol. Erf. 95. a. Sie wollen jrem gedicht also helffen / die menschliche Natur Christi sey almechtig / alwissend / allenthalben / aber nicht subiectiuè. Nu ist diese erklerung nicht allein dunckel / vnd zweiffelhafftig / darein sich der wenigste teil der armen verfürten Subscribenten / ja wol nicht einer wird richten können / sondern leuffet auch wider sich selbst.
Denn weil ein jede Rede (wie in Schulen bekant) in sich fasset subiectum, praedicatum, vnd copulam: so sind ja diß locutiones abstractiuae, da die menschliche Natur den Ort des subiecti jnnen hat. So sie nu jnen selbst nicht widersprechen wollen / sondern darauff bleiben / das die Menscheit Christi nicht subiectiuè almechtig / alwissend / vnd allenthalben sey / so müssen sie mit vns / vnd allen rechtgleubigen dieselbige locutiones abstractiuas cassiren. Vnd also were bestendiger Friede zu hoffen.
Wollen sie es aber ferner glossiren / vnd sagen: nicht subiectiuè, sondern personaliter, so stehet die Rede abermal auff schrauben / vnd gebührt sich in so hohen geheimnissen nicht also zu spielen. Denn wenn wirs schon vmb friedens willen also verstehen / vnd annemen wolten: Das fleisch Christi / das ist / die Person des ewigen Worts / welche fleisch worden ist / vnd vnser Natur hat an sich geno-
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Zitationshilfe: | Kirchner, Timotheus: Dass die zwey vnd vierzig anhaltische Argument/ wider der Vbiquisten Trewme noch fest stehen. Heidelberg, 1584, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_argument_1584/361>, abgerufen am 23.07.2024. |