Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kirchner, Timotheus: Dass die zwey vnd vierzig anhaltische Argument/ wider der Vbiquisten Trewme noch fest stehen. Heidelberg, 1584.

Bild:
<< vorherige Seite

Es ist aber an jm selbst ein gantz nichtig fürgeben / denn die vernünfftige menschliche Seel jre fürnembste wirckung / als gedencken / verstehen / rahtschlagen / wöllen / erwehlen / etc. eigentlich zu reden / nicht den leiblichen organis, instrumenten / oder gliedmassen mitteilet / weil niemand den verstand / rath / willen / oder dergleichen edle werck im Menschen dem Leib / sondern viel mehr der Seeln / oder vernunfft allein zuschreibet.

Denn ob wol durch der leiblichen organen der fünff eusserlichen sinnen / reinigkeit / gesundheit / vnd volkomenheit / die gedancken / vnd gescheffte der vernunfft sich reiner / vnd volkömlicher ereigen / da sonsten in kranckheiten / als wohnwitz / vnd dergleichen / die vernunfft gehindert wird / so folget doch nicht / das die Seel jre edle eigenschafft dem Leib in der that mitteile / also das der Leib so wol / als die Seel gedencke / rahtschlag / verstehe / zele / wehle / etc. WIe vnser gegenteil felschlich hieraus beweisen wil / das vff diese weis / nach art der persönlichen vereinigung auch die menschliche natur in Christo nicht weniger / als die Gottheit selbst / sey / vnd werde almechtig / alwissend / allenthalben.

Denn zu diesem ende haben die alten Lehrer solche gleichnis vom Menschen vff Christum keins wegs weder gezogen / noch verstanden / oder gebraucht: Sondern jr meinung ist nur dahin gericht gewesen / etlicher massen zu erkleren / wie in Christo die Gottheit des ewigen Worts / vnd die angenomene menscheit persönlich vereinigt sind / one zerstörunge einiger naturn an wesen / eigenschafften / vnd wirckungen / oder derselben verwandelunge / noch mit der andern vermischung.

Es ist aber an jm selbst ein gantz nichtig fürgeben / denn die vernünfftige menschliche Seel jre fürnembste wirckung / als gedencken / verstehen / rahtschlagen / wöllen / erwehlen / etc. eigentlich zu reden / nicht den leiblichen organis, instrumenten / oder gliedmassen mitteilet / weil niemand den verstand / rath / willen / oder dergleichen edle werck im Menschen dem Leib / sondern viel mehr der Seeln / oder vernunfft allein zuschreibet.

Denn ob wol durch der leiblichen organen der fünff eusserlichen sinnen / reinigkeit / gesundheit / vnd volkomenheit / die gedancken / vnd gescheffte der vernunfft sich reiner / vnd volkömlicher ereigen / da sonsten in kranckheiten / als wohnwitz / vnd dergleichen / die vernunfft gehindert wird / so folget doch nicht / das die Seel jre edle eigenschafft dem Leib in der that mitteile / also das der Leib so wol / als die Seel gedencke / rahtschlag / verstehe / zele / wehle / etc. WIe vnser gegenteil felschlich hieraus beweisen wil / das vff diese weis / nach art der persönlichen vereinigung auch die menschliche natur in Christo nicht weniger / als die Gottheit selbst / sey / vnd werde almechtig / alwissend / allenthalben.

Denn zu diesem ende haben die alten Lehrer solche gleichnis vom Menschen vff Christum keins wegs weder gezogen / noch verstanden / oder gebraucht: Sondern jr meinung ist nur dahin gericht gewesen / etlicher massen zu erkleren / wie in Christo die Gottheit des ewigen Worts / vnd die angenomene menscheit persönlich vereinigt sind / one zerstörunge einiger naturn an wesen / eigenschafften / vnd wirckungen / oder derselben verwandelunge / noch mit der andern vermischung.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0167" n="163"/>
        <p>Es ist aber an jm selbst ein gantz nichtig fürgeben / denn die vernünfftige                      menschliche Seel jre fürnembste wirckung / als gedencken / verstehen /                      rahtschlagen / wöllen / erwehlen / etc. eigentlich zu reden / nicht den                      leiblichen organis, instrumenten / oder gliedmassen mitteilet / weil niemand den                      verstand / rath / willen / oder dergleichen edle werck im Menschen dem Leib /                      sondern viel mehr der Seeln / oder vernunfft allein zuschreibet.</p>
        <p>Denn ob wol durch der leiblichen organen der fünff eusserlichen sinnen /                      reinigkeit / gesundheit / vnd volkomenheit / die gedancken / vnd gescheffte der                      vernunfft sich reiner / vnd volkömlicher ereigen / da sonsten in kranckheiten /                      als wohnwitz / vnd dergleichen / die vernunfft gehindert wird / so folget doch                      nicht / das die Seel jre edle eigenschafft dem Leib in der that mitteile / also                      das der Leib so wol / als die Seel gedencke / rahtschlag / verstehe / zele /                      wehle / etc. WIe vnser gegenteil felschlich hieraus beweisen wil / das vff diese                      weis / nach art der persönlichen vereinigung auch die menschliche natur in                      Christo nicht weniger / als die Gottheit selbst / sey / vnd werde almechtig /                      alwissend / allenthalben.</p>
        <p>Denn zu diesem ende haben die alten Lehrer solche gleichnis vom Menschen vff                      Christum keins wegs weder gezogen / noch verstanden / oder gebraucht: Sondern jr                      meinung ist nur dahin gericht gewesen / etlicher massen zu erkleren / wie in                      Christo die Gottheit des ewigen Worts / vnd die angenomene menscheit persönlich                      vereinigt sind / one zerstörunge einiger naturn an wesen / eigenschafften / vnd                      wirckungen / oder derselben verwandelunge / noch mit der andern vermischung.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[163/0167] Es ist aber an jm selbst ein gantz nichtig fürgeben / denn die vernünfftige menschliche Seel jre fürnembste wirckung / als gedencken / verstehen / rahtschlagen / wöllen / erwehlen / etc. eigentlich zu reden / nicht den leiblichen organis, instrumenten / oder gliedmassen mitteilet / weil niemand den verstand / rath / willen / oder dergleichen edle werck im Menschen dem Leib / sondern viel mehr der Seeln / oder vernunfft allein zuschreibet. Denn ob wol durch der leiblichen organen der fünff eusserlichen sinnen / reinigkeit / gesundheit / vnd volkomenheit / die gedancken / vnd gescheffte der vernunfft sich reiner / vnd volkömlicher ereigen / da sonsten in kranckheiten / als wohnwitz / vnd dergleichen / die vernunfft gehindert wird / so folget doch nicht / das die Seel jre edle eigenschafft dem Leib in der that mitteile / also das der Leib so wol / als die Seel gedencke / rahtschlag / verstehe / zele / wehle / etc. WIe vnser gegenteil felschlich hieraus beweisen wil / das vff diese weis / nach art der persönlichen vereinigung auch die menschliche natur in Christo nicht weniger / als die Gottheit selbst / sey / vnd werde almechtig / alwissend / allenthalben. Denn zu diesem ende haben die alten Lehrer solche gleichnis vom Menschen vff Christum keins wegs weder gezogen / noch verstanden / oder gebraucht: Sondern jr meinung ist nur dahin gericht gewesen / etlicher massen zu erkleren / wie in Christo die Gottheit des ewigen Worts / vnd die angenomene menscheit persönlich vereinigt sind / one zerstörunge einiger naturn an wesen / eigenschafften / vnd wirckungen / oder derselben verwandelunge / noch mit der andern vermischung.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_argument_1584
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_argument_1584/167
Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Dass die zwey vnd vierzig anhaltische Argument/ wider der Vbiquisten Trewme noch fest stehen. Heidelberg, 1584, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_argument_1584/167>, abgerufen am 23.11.2024.