Kinkel, Johanna: Musikalische Orthodoxie. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 17. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 99–171. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Johanna, geb. am 8. Juli 1807, Tochter des Gymnasiallehrers Mockel in Bonn, trat 1823 in eine unglückliche Ehe, die sofort wieder aufgelös't, aber erst 1840 nach großen Schwierigkeiten rechtskräftig geschieden wurde, vermählte sich 1843 mit Gottfried Kinkel (s. über ihn unsere Einleitung zu seiner Erzählung "Margret", Bd. 4) und folgte ihm 1851 nach seiner Flucht in das Londner Exil, wo im Augenblicke, da den vereinten Anstrengungen der beiden Gatten die Gunst des Schicksals zu lächeln begann, ein unglücklicher, durch plötzlichen Krankheitsanfall herbeigeführter Sturz ihrem edeln Leben -- am 17. November 1858 --ein rasches Ende machte. Früh entwickelte sie ein großes musikalisches Talent und schlug die alte strenge Richtung ein, die sie in der hier mitgetheilten Novelle (aus welcher musikalisch Selbsterlebtes durchblickt) schildert, erkannte aber bei reiferer Entfaltung auch den Werth der neueren Musik, in deren Stilweisen sich nunmehr ihre Compositionen großentheils bewegten. Sie hat als Componistin, Klavierspielerin, Sängerin und Musiklehrerin (in letzterer Eigenschaft praktisch durch Ausbildung trefflicher Schülerinnen und theoretisch durch die "Acht Briefe über Klavierunterricht") gleich Glänzendes geleistet. Aber auch als Erzählerin ist sie ihren musikalischen Verdiensten durchaus ebenbürtig in dem Roman "Hans Ibeles in London", welchen Kinkel aus ihrem Nachlaß 1860 im Cotta'schen Verlag herausgegeben hat. Die Sicherheit, Kraft und Anmuth dieser Charakterzeichnungen, der Wechsel von ernster Lebensanschauung und drolligstem Humor, die Darstellung des Londner Lebens selbst, sodann aber vorzüglich des Johanna, geb. am 8. Juli 1807, Tochter des Gymnasiallehrers Mockel in Bonn, trat 1823 in eine unglückliche Ehe, die sofort wieder aufgelös't, aber erst 1840 nach großen Schwierigkeiten rechtskräftig geschieden wurde, vermählte sich 1843 mit Gottfried Kinkel (s. über ihn unsere Einleitung zu seiner Erzählung „Margret“, Bd. 4) und folgte ihm 1851 nach seiner Flucht in das Londner Exil, wo im Augenblicke, da den vereinten Anstrengungen der beiden Gatten die Gunst des Schicksals zu lächeln begann, ein unglücklicher, durch plötzlichen Krankheitsanfall herbeigeführter Sturz ihrem edeln Leben — am 17. November 1858 —ein rasches Ende machte. Früh entwickelte sie ein großes musikalisches Talent und schlug die alte strenge Richtung ein, die sie in der hier mitgetheilten Novelle (aus welcher musikalisch Selbsterlebtes durchblickt) schildert, erkannte aber bei reiferer Entfaltung auch den Werth der neueren Musik, in deren Stilweisen sich nunmehr ihre Compositionen großentheils bewegten. Sie hat als Componistin, Klavierspielerin, Sängerin und Musiklehrerin (in letzterer Eigenschaft praktisch durch Ausbildung trefflicher Schülerinnen und theoretisch durch die „Acht Briefe über Klavierunterricht“) gleich Glänzendes geleistet. Aber auch als Erzählerin ist sie ihren musikalischen Verdiensten durchaus ebenbürtig in dem Roman „Hans Ibeles in London“, welchen Kinkel aus ihrem Nachlaß 1860 im Cotta'schen Verlag herausgegeben hat. Die Sicherheit, Kraft und Anmuth dieser Charakterzeichnungen, der Wechsel von ernster Lebensanschauung und drolligstem Humor, die Darstellung des Londner Lebens selbst, sodann aber vorzüglich des <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0005"/> <div type="preface"> <p>Johanna, geb. am 8. Juli 1807, Tochter des Gymnasiallehrers Mockel in Bonn, trat 1823 in eine unglückliche Ehe, die sofort wieder aufgelös't, aber erst 1840 nach großen Schwierigkeiten rechtskräftig geschieden wurde, vermählte sich 1843 mit Gottfried Kinkel (s. über ihn unsere Einleitung zu seiner Erzählung „Margret“, Bd. 4) und folgte ihm 1851 nach seiner Flucht in das Londner Exil, wo im Augenblicke, da den vereinten Anstrengungen der beiden Gatten die Gunst des Schicksals zu lächeln begann, ein unglücklicher, durch plötzlichen Krankheitsanfall herbeigeführter Sturz ihrem edeln Leben — am 17. November 1858 —ein rasches Ende machte. Früh entwickelte sie ein großes musikalisches Talent und schlug die alte strenge Richtung ein, die sie in der hier mitgetheilten Novelle (aus welcher musikalisch Selbsterlebtes durchblickt) schildert, erkannte aber bei reiferer Entfaltung auch den Werth der neueren Musik, in deren Stilweisen sich nunmehr ihre Compositionen großentheils bewegten. Sie hat als Componistin, Klavierspielerin, Sängerin und Musiklehrerin (in letzterer Eigenschaft praktisch durch Ausbildung trefflicher Schülerinnen und theoretisch durch die „Acht Briefe über Klavierunterricht“) gleich Glänzendes geleistet. Aber auch als Erzählerin ist sie ihren musikalischen Verdiensten durchaus ebenbürtig in dem Roman „Hans Ibeles in London“, welchen Kinkel aus ihrem Nachlaß 1860 im Cotta'schen Verlag herausgegeben hat. Die Sicherheit, Kraft und Anmuth dieser Charakterzeichnungen, der Wechsel von ernster Lebensanschauung und drolligstem Humor, die Darstellung des Londner Lebens selbst, sodann aber vorzüglich des<lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [0005]
Johanna, geb. am 8. Juli 1807, Tochter des Gymnasiallehrers Mockel in Bonn, trat 1823 in eine unglückliche Ehe, die sofort wieder aufgelös't, aber erst 1840 nach großen Schwierigkeiten rechtskräftig geschieden wurde, vermählte sich 1843 mit Gottfried Kinkel (s. über ihn unsere Einleitung zu seiner Erzählung „Margret“, Bd. 4) und folgte ihm 1851 nach seiner Flucht in das Londner Exil, wo im Augenblicke, da den vereinten Anstrengungen der beiden Gatten die Gunst des Schicksals zu lächeln begann, ein unglücklicher, durch plötzlichen Krankheitsanfall herbeigeführter Sturz ihrem edeln Leben — am 17. November 1858 —ein rasches Ende machte. Früh entwickelte sie ein großes musikalisches Talent und schlug die alte strenge Richtung ein, die sie in der hier mitgetheilten Novelle (aus welcher musikalisch Selbsterlebtes durchblickt) schildert, erkannte aber bei reiferer Entfaltung auch den Werth der neueren Musik, in deren Stilweisen sich nunmehr ihre Compositionen großentheils bewegten. Sie hat als Componistin, Klavierspielerin, Sängerin und Musiklehrerin (in letzterer Eigenschaft praktisch durch Ausbildung trefflicher Schülerinnen und theoretisch durch die „Acht Briefe über Klavierunterricht“) gleich Glänzendes geleistet. Aber auch als Erzählerin ist sie ihren musikalischen Verdiensten durchaus ebenbürtig in dem Roman „Hans Ibeles in London“, welchen Kinkel aus ihrem Nachlaß 1860 im Cotta'schen Verlag herausgegeben hat. Die Sicherheit, Kraft und Anmuth dieser Charakterzeichnungen, der Wechsel von ernster Lebensanschauung und drolligstem Humor, die Darstellung des Londner Lebens selbst, sodann aber vorzüglich des
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-15T13:10:50Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-15T13:10:50Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |