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Kinkel, Gottfried: Margret. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 199–262. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Dann laß uns den nächsten Weg gehen durch den Busch, antwortete Nikola, dort haben wir auch eher Schutz als auf dem Felde.

Sie schlugen den kleinen Waldweg ein; er ging steil abwärts, und Nikola hielt stützend den Busen Margrets an sein wildes Herz gepreßt, während seine Wange auf ihrer heißen vollen Schulter ruhte. Es war eine furchtbar schwüle Juninacht, Johannisfünkchen gaukelten zwischen den dunkeln Sträuchern, kein Laut klang in diese träumende Stille herüber. Aber die Wetterwolke zog schwarz und schwärzer über ihr Haupt, und fern überm Walde hörten sie schon das laute Platschen des Regens, der auch ihnen rasch näher drang. Es ist unmöglich, sagte Nikola, wir zwingen's nicht bis nach Hause. Komm in das Mooshüttchen auf dem Vogelherd, das liegt ganz nahe hierbei in meinem Busch. Damit zog er sie durchs pfadlose Gebüsch, sie zitterte, als sie ihm folgte, und wußte nicht, warum.

Die Hütte nahm sie auf: Moos, Wald und Wetter woben eine dichte undurchdringliche Nacht um sie her. Im Hollunder vor dem Pförtchen saß die Nachtigall und schlug, wie bange vor dem Wetter, ihre tiefsten, bebendsten, erschreckendsten Klänge; durch die kleinen Fenster streckte üppiges Geißblatt seine Blüthensträuße herein und füllte die Hütte mit berauschendem, sinnverwirrendem Duft; ein Johannisfünkchen schwebte hindurch und zeigte mit seinem flüchtigen Glanz dem Mädchen das lodernde Auge des Geliebten. Dazwischen

Dann laß uns den nächsten Weg gehen durch den Busch, antwortete Nikola, dort haben wir auch eher Schutz als auf dem Felde.

Sie schlugen den kleinen Waldweg ein; er ging steil abwärts, und Nikola hielt stützend den Busen Margrets an sein wildes Herz gepreßt, während seine Wange auf ihrer heißen vollen Schulter ruhte. Es war eine furchtbar schwüle Juninacht, Johannisfünkchen gaukelten zwischen den dunkeln Sträuchern, kein Laut klang in diese träumende Stille herüber. Aber die Wetterwolke zog schwarz und schwärzer über ihr Haupt, und fern überm Walde hörten sie schon das laute Platschen des Regens, der auch ihnen rasch näher drang. Es ist unmöglich, sagte Nikola, wir zwingen's nicht bis nach Hause. Komm in das Mooshüttchen auf dem Vogelherd, das liegt ganz nahe hierbei in meinem Busch. Damit zog er sie durchs pfadlose Gebüsch, sie zitterte, als sie ihm folgte, und wußte nicht, warum.

Die Hütte nahm sie auf: Moos, Wald und Wetter woben eine dichte undurchdringliche Nacht um sie her. Im Hollunder vor dem Pförtchen saß die Nachtigall und schlug, wie bange vor dem Wetter, ihre tiefsten, bebendsten, erschreckendsten Klänge; durch die kleinen Fenster streckte üppiges Geißblatt seine Blüthensträuße herein und füllte die Hütte mit berauschendem, sinnverwirrendem Duft; ein Johannisfünkchen schwebte hindurch und zeigte mit seinem flüchtigen Glanz dem Mädchen das lodernde Auge des Geliebten. Dazwischen

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[0027] Dann laß uns den nächsten Weg gehen durch den Busch, antwortete Nikola, dort haben wir auch eher Schutz als auf dem Felde. Sie schlugen den kleinen Waldweg ein; er ging steil abwärts, und Nikola hielt stützend den Busen Margrets an sein wildes Herz gepreßt, während seine Wange auf ihrer heißen vollen Schulter ruhte. Es war eine furchtbar schwüle Juninacht, Johannisfünkchen gaukelten zwischen den dunkeln Sträuchern, kein Laut klang in diese träumende Stille herüber. Aber die Wetterwolke zog schwarz und schwärzer über ihr Haupt, und fern überm Walde hörten sie schon das laute Platschen des Regens, der auch ihnen rasch näher drang. Es ist unmöglich, sagte Nikola, wir zwingen's nicht bis nach Hause. Komm in das Mooshüttchen auf dem Vogelherd, das liegt ganz nahe hierbei in meinem Busch. Damit zog er sie durchs pfadlose Gebüsch, sie zitterte, als sie ihm folgte, und wußte nicht, warum. Die Hütte nahm sie auf: Moos, Wald und Wetter woben eine dichte undurchdringliche Nacht um sie her. Im Hollunder vor dem Pförtchen saß die Nachtigall und schlug, wie bange vor dem Wetter, ihre tiefsten, bebendsten, erschreckendsten Klänge; durch die kleinen Fenster streckte üppiges Geißblatt seine Blüthensträuße herein und füllte die Hütte mit berauschendem, sinnverwirrendem Duft; ein Johannisfünkchen schwebte hindurch und zeigte mit seinem flüchtigen Glanz dem Mädchen das lodernde Auge des Geliebten. Dazwischen

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T12:40:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T12:40:10Z)

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Zitationshilfe: Kinkel, Gottfried: Margret. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 199–262. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kinkel_margret_1910/27>, abgerufen am 23.11.2024.