Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

von Keyserling, Eduard: Beate und Mareile. Eine Schloßgeschichte. Berlin, [1909].

Bild:
<< vorherige Seite

sie zwar, vereinigen sich jedoch zu einem kristallhellen, stillen Wassertropfen."

Mareile sagte nichts. Sie waren an den Park von Lantin gekommen.

"Was sagen Sie von meinem Gleichnis?" fragte Hans.

"Gut ist es," erwiderte Mareile und reichte ihm ihre Hand hinüber: "Gute Nacht."

Hans hielt die kühle Hand fest, die wie kraftlos in der seinen lag. Er sah Mareile in das mondbeglänzte Gesicht, in die Augen mit dem schmelzenden Glanz, den Mädchenaugen annehmen, wenn das Gefühl den Willen übermannt. Er mußte lachen, so stark schüttelte ihn ein plötzliches Triumphgefühl. "Fräulein Mareile," begann er, aber schon schnaufte Leutnant von Remms Stute hinter ihnen.

Am Vormittage saßen einige Damen unter der maurischen Bogenhalle im Garten und machten Handarbeit. Leutnant von Remm pendelte unablässig zwischen den Damen und der Lindenallee hin und her, wo Mareile und Hans Berkow schon eine Stunde lang auf und ab gingen.

"Jetzt ist's geschehen," meldete er.

"Was? So sagen Sie doch," drängte Agnes von Scharf.

"Er hat ihr die Hand geküßt," meinte Remm und setzte sich bekümmert auf die Gartenbank.

"Sein Sie nicht tragisch, Remm," sagte die Gräfin Blankenhagen, "Fräulein Cibo kann doch nicht auf alle Leutnants Rücksicht nehmen. Ich finde unseren Maler sehr nett."

"Das muß so kommen," dozierte Fräulein von Mikewitz.

sie zwar, vereinigen sich jedoch zu einem kristallhellen, stillen Wassertropfen.“

Mareile sagte nichts. Sie waren an den Park von Lantin gekommen.

„Was sagen Sie von meinem Gleichnis?“ fragte Hans.

„Gut ist es,“ erwiderte Mareile und reichte ihm ihre Hand hinüber: „Gute Nacht.“

Hans hielt die kühle Hand fest, die wie kraftlos in der seinen lag. Er sah Mareile in das mondbeglänzte Gesicht, in die Augen mit dem schmelzenden Glanz, den Mädchenaugen annehmen, wenn das Gefühl den Willen übermannt. Er mußte lachen, so stark schüttelte ihn ein plötzliches Triumphgefühl. „Fräulein Mareile,“ begann er, aber schon schnaufte Leutnant von Remms Stute hinter ihnen.

Am Vormittage saßen einige Damen unter der maurischen Bogenhalle im Garten und machten Handarbeit. Leutnant von Remm pendelte unablässig zwischen den Damen und der Lindenallee hin und her, wo Mareile und Hans Berkow schon eine Stunde lang auf und ab gingen.

„Jetzt ist’s geschehen,“ meldete er.

„Was? So sagen Sie doch,“ drängte Agnes von Scharf.

„Er hat ihr die Hand geküßt,“ meinte Remm und setzte sich bekümmert auf die Gartenbank.

„Sein Sie nicht tragisch, Remm,“ sagte die Gräfin Blankenhagen, „Fräulein Cibò kann doch nicht auf alle Leutnants Rücksicht nehmen. Ich finde unseren Maler sehr nett.“

„Das muß so kommen,“ dozierte Fräulein von Mikewitz.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0048" n="46"/>
sie zwar, vereinigen sich jedoch zu einem kristallhellen, stillen Wassertropfen.&#x201C;</p>
        <p>Mareile sagte nichts. Sie waren an den Park von Lantin gekommen.</p>
        <p>&#x201E;Was sagen Sie von meinem Gleichnis?&#x201C; fragte Hans.</p>
        <p>&#x201E;Gut ist es,&#x201C; erwiderte Mareile und reichte ihm ihre Hand hinüber: &#x201E;Gute Nacht.&#x201C;</p>
        <p>Hans hielt die kühle Hand fest, die wie kraftlos in der seinen lag. Er sah Mareile in das mondbeglänzte Gesicht, in die Augen mit dem schmelzenden Glanz, den Mädchenaugen annehmen, wenn das Gefühl den Willen übermannt. Er mußte lachen, so stark schüttelte ihn ein plötzliches Triumphgefühl. &#x201E;Fräulein Mareile,&#x201C; begann er, aber schon schnaufte Leutnant von Remms Stute hinter ihnen.</p>
        <p>Am Vormittage saßen einige Damen unter der maurischen Bogenhalle im Garten und machten Handarbeit. Leutnant von Remm pendelte unablässig zwischen den Damen und der Lindenallee hin und her, wo Mareile und Hans Berkow schon eine Stunde lang auf und ab gingen.</p>
        <p>&#x201E;Jetzt ist&#x2019;s geschehen,&#x201C; meldete er.</p>
        <p>&#x201E;Was? So sagen Sie doch,&#x201C; drängte Agnes von Scharf.</p>
        <p>&#x201E;Er hat ihr die Hand geküßt,&#x201C; meinte Remm und setzte sich bekümmert auf die Gartenbank.</p>
        <p>&#x201E;Sein Sie nicht tragisch, Remm,&#x201C; sagte die Gräfin Blankenhagen, &#x201E;Fräulein Cibò kann doch nicht auf alle Leutnants Rücksicht nehmen. Ich finde unseren Maler sehr nett.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Das muß so kommen,&#x201C; dozierte Fräulein von Mikewitz.
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[46/0048] sie zwar, vereinigen sich jedoch zu einem kristallhellen, stillen Wassertropfen.“ Mareile sagte nichts. Sie waren an den Park von Lantin gekommen. „Was sagen Sie von meinem Gleichnis?“ fragte Hans. „Gut ist es,“ erwiderte Mareile und reichte ihm ihre Hand hinüber: „Gute Nacht.“ Hans hielt die kühle Hand fest, die wie kraftlos in der seinen lag. Er sah Mareile in das mondbeglänzte Gesicht, in die Augen mit dem schmelzenden Glanz, den Mädchenaugen annehmen, wenn das Gefühl den Willen übermannt. Er mußte lachen, so stark schüttelte ihn ein plötzliches Triumphgefühl. „Fräulein Mareile,“ begann er, aber schon schnaufte Leutnant von Remms Stute hinter ihnen. Am Vormittage saßen einige Damen unter der maurischen Bogenhalle im Garten und machten Handarbeit. Leutnant von Remm pendelte unablässig zwischen den Damen und der Lindenallee hin und her, wo Mareile und Hans Berkow schon eine Stunde lang auf und ab gingen. „Jetzt ist’s geschehen,“ meldete er. „Was? So sagen Sie doch,“ drängte Agnes von Scharf. „Er hat ihr die Hand geküßt,“ meinte Remm und setzte sich bekümmert auf die Gartenbank. „Sein Sie nicht tragisch, Remm,“ sagte die Gräfin Blankenhagen, „Fräulein Cibò kann doch nicht auf alle Leutnants Rücksicht nehmen. Ich finde unseren Maler sehr nett.“ „Das muß so kommen,“ dozierte Fräulein von Mikewitz.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Eduard von Keyserlings „Beate und Mareile“ erschi… [mehr]

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/keyserling_beatemareile_1903
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/keyserling_beatemareile_1903/48
Zitationshilfe: von Keyserling, Eduard: Beate und Mareile. Eine Schloßgeschichte. Berlin, [1909], S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keyserling_beatemareile_1903/48>, abgerufen am 22.11.2024.