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Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.

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Todesprobe an der Leiche einer Mutter.

Wohl ihr Aug' erloschen steht,
Wohl die Pulse nicht mehr schlagen
Und mit Klagen
Jedes von der Todten geht.
Doch sie kann noch lebend seyn!
Todeskälte, Blick der Leichen,
Schlechte Zeichen!
Bringet schnell ihr Kind herein!
Legt ihr das an's kalte Herz!
Rührt auch dann ihr Herz sich nimmer,
Dann auf immer
Ist sie todt, -- und aus ihr Schmerz.

Todesprobe an der Leiche einer Mutter.

Wohl ihr Aug' erloſchen ſteht,
Wohl die Pulſe nicht mehr ſchlagen
Und mit Klagen
Jedes von der Todten geht.
Doch ſie kann noch lebend ſeyn!
Todeskaͤlte, Blick der Leichen,
Schlechte Zeichen!
Bringet ſchnell ihr Kind herein!
Legt ihr das an's kalte Herz!
Ruͤhrt auch dann ihr Herz ſich nimmer,
Dann auf immer
Iſt ſie todt, — und aus ihr Schmerz.

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[44/0056] Todesprobe an der Leiche einer Mutter. Wohl ihr Aug' erloſchen ſteht, Wohl die Pulſe nicht mehr ſchlagen Und mit Klagen Jedes von der Todten geht. Doch ſie kann noch lebend ſeyn! Todeskaͤlte, Blick der Leichen, Schlechte Zeichen! Bringet ſchnell ihr Kind herein! Legt ihr das an's kalte Herz! Ruͤhrt auch dann ihr Herz ſich nimmer, Dann auf immer Iſt ſie todt, — und aus ihr Schmerz.

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Zitationshilfe: Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_gedichte_1826/56>, abgerufen am 28.04.2024.