Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.Graf Olbertus von Calw. (Im Winter.)Bey hellem Vogellied Was sollen Saitenklänge? Was Sagen und Gesänge, Wann bunt die Blume blüht? Nur wann die Aue leer Und stumm in Wintertagen, Da kann man füglich sagen Und singen bunte Mähr'. -- Bey Calw, in jenen Gau'n, Die Würtemberg man nennet, Wo man viel Sagen kennet Von Rittern und von Frau'n, Da liegt in Waldes Schooß Ein alter Bau verstecket, Jahrhunderte bedecket Von Epheu und von Moos. Der Wind durchrauscht den Saal,
Gleich klagendem Gewimmer, Wo einst in goldnem Schimmer Klang Laute und Pokal; Graf Olbertus von Calw. (Im Winter.)Bey hellem Vogellied Was ſollen Saitenklaͤnge? Was Sagen und Geſaͤnge, Wann bunt die Blume bluͤht? Nur wann die Aue leer Und ſtumm in Wintertagen, Da kann man fuͤglich ſagen Und ſingen bunte Maͤhr'. — Bey Calw, in jenen Gau'n, Die Wuͤrtemberg man nennet, Wo man viel Sagen kennet Von Rittern und von Frau'n, Da liegt in Waldes Schooß Ein alter Bau verſtecket, Jahrhunderte bedecket Von Epheu und von Moos. Der Wind durchrauſcht den Saal,
Gleich klagendem Gewimmer, Wo einſt in goldnem Schimmer Klang Laute und Pokal; <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0039" n="27"/> <lg type="poem"> <head><hi rendition="#g">Graf Olbertus von Calw</hi>.</head><lb/> <l> <hi rendition="#c">(<hi rendition="#g">Im Winter</hi>.)</hi> </l><lb/> <l> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </l> <lg n="1"> <l>Bey hellem Vogellied</l><lb/> <l rendition="#et">Was ſollen Saitenklaͤnge?</l><lb/> <l rendition="#et">Was Sagen und Geſaͤnge,</l><lb/> <l rendition="#et">Wann bunt die Blume bluͤht?</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Nur wann die Aue leer</l><lb/> <l rendition="#et">Und ſtumm in Wintertagen,</l><lb/> <l rendition="#et">Da kann man fuͤglich ſagen</l><lb/> <l rendition="#et">Und ſingen bunte Maͤhr'. —</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Bey Calw, in jenen Gau'n,</l><lb/> <l rendition="#et">Die Wuͤrtemberg man nennet,</l><lb/> <l rendition="#et">Wo man viel Sagen kennet</l><lb/> <l rendition="#et">Von Rittern und von Frau'n,</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Da liegt in Waldes Schooß</l><lb/> <l rendition="#et">Ein alter Bau verſtecket,</l><lb/> <l rendition="#et">Jahrhunderte bedecket</l><lb/> <l rendition="#et">Von Epheu und von Moos.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Der Wind durchrauſcht den Saal,</l><lb/> <l rendition="#et">Gleich klagendem Gewimmer,</l><lb/> <l rendition="#et">Wo einſt in goldnem Schimmer</l><lb/> <l rendition="#et">Klang Laute und Pokal;</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </body> </text> </TEI> [27/0039]
Graf Olbertus von Calw.
(Im Winter.)
Bey hellem Vogellied
Was ſollen Saitenklaͤnge?
Was Sagen und Geſaͤnge,
Wann bunt die Blume bluͤht?
Nur wann die Aue leer
Und ſtumm in Wintertagen,
Da kann man fuͤglich ſagen
Und ſingen bunte Maͤhr'. —
Bey Calw, in jenen Gau'n,
Die Wuͤrtemberg man nennet,
Wo man viel Sagen kennet
Von Rittern und von Frau'n,
Da liegt in Waldes Schooß
Ein alter Bau verſtecket,
Jahrhunderte bedecket
Von Epheu und von Moos.
Der Wind durchrauſcht den Saal,
Gleich klagendem Gewimmer,
Wo einſt in goldnem Schimmer
Klang Laute und Pokal;
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Zitationshilfe: | Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_gedichte_1826/39>, abgerufen am 16.02.2025. |