Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.Die Spindel hält verschoben Jezt manche Schöne stolz Und denkt: wie kann man loben So ein gemeines Holz! Nein! liebe deutsche Frauen! Erkennt der Spindel Werth! Wollt treulich auf sie bauen, Treu, wie der Mann auf's Schwerdt! Indeß Der sieghaft stehet In Blut und Kampfes-Schweiß, Sizt fromm daheim und drehet, Die Spindel recht mit Fleiß! So war's in alten Tagen Sittsamer Frauen Art. Bilder und schlichte Sagen Die haben uns bewahrt: Wie in der Frauen Kreise Die Spindel nie geruht. -- Spinnt fort nach alter Weise Zart -- aber stark und gut. Die Spindel haͤlt verſchoben Jezt manche Schoͤne ſtolz Und denkt: wie kann man loben So ein gemeines Holz! Nein! liebe deutſche Frauen! Erkennt der Spindel Werth! Wollt treulich auf ſie bauen, Treu, wie der Mann auf's Schwerdt! Indeß Der ſieghaft ſtehet In Blut und Kampfes-Schweiß, Sizt fromm daheim und drehet, Die Spindel recht mit Fleiß! So war's in alten Tagen Sittſamer Frauen Art. Bilder und ſchlichte Sagen Die haben uns bewahrt: Wie in der Frauen Kreiſe Die Spindel nie geruht. — Spinnt fort nach alter Weiſe Zart — aber ſtark und gut. <TEI> <text> <body> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0033" n="21"/> </l> <lg n="12"> <l>Die Spindel haͤlt verſchoben</l><lb/> <l>Jezt manche Schoͤne ſtolz</l><lb/> <l>Und denkt: wie kann man loben</l><lb/> <l>So ein gemeines Holz!</l> </lg><lb/> <lg n="13"> <l>Nein! liebe deutſche Frauen!</l><lb/> <l>Erkennt der Spindel Werth!</l><lb/> <l>Wollt treulich auf ſie bauen,</l><lb/> <l>Treu, wie der Mann auf's Schwerdt!</l> </lg><lb/> <lg n="14"> <l>Indeß <hi rendition="#g">Der</hi> ſieghaft ſtehet</l><lb/> <l>In Blut und Kampfes-Schweiß,</l><lb/> <l>Sizt fromm daheim und drehet,</l><lb/> <l>Die Spindel recht mit Fleiß!</l> </lg><lb/> <lg n="15"> <l>So war's in alten Tagen</l><lb/> <l>Sittſamer Frauen Art.</l><lb/> <l>Bilder und ſchlichte Sagen</l><lb/> <l>Die haben uns bewahrt:</l> </lg><lb/> <lg n="16"> <l>Wie in der Frauen Kreiſe</l><lb/> <l>Die Spindel nie geruht. —</l><lb/> <l>Spinnt fort nach alter Weiſe</l><lb/> <l>Zart — aber ſtark und gut.</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> </text> </TEI> [21/0033]
Die Spindel haͤlt verſchoben
Jezt manche Schoͤne ſtolz
Und denkt: wie kann man loben
So ein gemeines Holz!
Nein! liebe deutſche Frauen!
Erkennt der Spindel Werth!
Wollt treulich auf ſie bauen,
Treu, wie der Mann auf's Schwerdt!
Indeß Der ſieghaft ſtehet
In Blut und Kampfes-Schweiß,
Sizt fromm daheim und drehet,
Die Spindel recht mit Fleiß!
So war's in alten Tagen
Sittſamer Frauen Art.
Bilder und ſchlichte Sagen
Die haben uns bewahrt:
Wie in der Frauen Kreiſe
Die Spindel nie geruht. —
Spinnt fort nach alter Weiſe
Zart — aber ſtark und gut.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |