Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.In dem blanken Mädchenzimmer, Leis berührt von zartem Munde, Schön verklärt von Sternenschimmer Wird dir manche liebe Stunde. Nächtlich in des Landmanns Hütte, Wo ein flammend Holz die Kerze, In viel muntrer Mägdlein Mitte, Bist du bey Gesang und Scherze. Drausen brausen Sturm, Gespenster; Wandrer wird der Sorg' entladen, Sieht er hinter hellem Fenster Heimisch deinen goldnen Faden. Zarten Leib in dich gekleidet Tritt das Mägdlein zum Altare, Liegst ein segnend Kreuz gebreitet Schimmernd über dunkler Bahre. Bist des Säuglings erste Hülle, Spielest lind um seine Glieder, -- Bleich in dich gehüllt und stille Kehrt der Mensch zur Erde wieder. In dem blanken Maͤdchenzimmer, Leis beruͤhrt von zartem Munde, Schoͤn verklaͤrt von Sternenſchimmer Wird dir manche liebe Stunde. Naͤchtlich in des Landmanns Huͤtte, Wo ein flammend Holz die Kerze, In viel muntrer Maͤgdlein Mitte, Biſt du bey Geſang und Scherze. Drauſen brauſen Sturm, Geſpenſter; Wandrer wird der Sorg' entladen, Sieht er hinter hellem Fenſter Heimiſch deinen goldnen Faden. Zarten Leib in dich gekleidet Tritt das Maͤgdlein zum Altare, Liegſt ein ſegnend Kreuz gebreitet Schimmernd uͤber dunkler Bahre. Biſt des Saͤuglings erſte Huͤlle, Spieleſt lind um ſeine Glieder, — Bleich in dich gehuͤllt und ſtille Kehrt der Menſch zur Erde wieder. <TEI> <text> <body> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0030" n="18"/> </l> <lg n="6"> <l>In dem blanken Maͤdchenzimmer,</l><lb/> <l>Leis beruͤhrt von zartem Munde,</l><lb/> <l>Schoͤn verklaͤrt von Sternenſchimmer</l><lb/> <l>Wird dir manche liebe Stunde.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Naͤchtlich in des Landmanns Huͤtte,</l><lb/> <l>Wo ein flammend Holz die Kerze,</l><lb/> <l>In viel muntrer Maͤgdlein Mitte,</l><lb/> <l>Biſt du bey Geſang und Scherze.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Drauſen brauſen Sturm, Geſpenſter;</l><lb/> <l>Wandrer wird der Sorg' entladen,</l><lb/> <l>Sieht er hinter hellem Fenſter</l><lb/> <l>Heimiſch deinen goldnen Faden.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Zarten Leib in dich gekleidet</l><lb/> <l>Tritt das Maͤgdlein zum Altare,</l><lb/> <l>Liegſt ein ſegnend Kreuz gebreitet</l><lb/> <l>Schimmernd uͤber dunkler Bahre.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Biſt des Saͤuglings erſte Huͤlle,</l><lb/> <l>Spieleſt lind um ſeine Glieder, —</l><lb/> <l>Bleich in dich gehuͤllt und ſtille</l><lb/> <l>Kehrt der Menſch zur Erde wieder.</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> </text> </TEI> [18/0030]
In dem blanken Maͤdchenzimmer,
Leis beruͤhrt von zartem Munde,
Schoͤn verklaͤrt von Sternenſchimmer
Wird dir manche liebe Stunde.
Naͤchtlich in des Landmanns Huͤtte,
Wo ein flammend Holz die Kerze,
In viel muntrer Maͤgdlein Mitte,
Biſt du bey Geſang und Scherze.
Drauſen brauſen Sturm, Geſpenſter;
Wandrer wird der Sorg' entladen,
Sieht er hinter hellem Fenſter
Heimiſch deinen goldnen Faden.
Zarten Leib in dich gekleidet
Tritt das Maͤgdlein zum Altare,
Liegſt ein ſegnend Kreuz gebreitet
Schimmernd uͤber dunkler Bahre.
Biſt des Saͤuglings erſte Huͤlle,
Spieleſt lind um ſeine Glieder, —
Bleich in dich gehuͤllt und ſtille
Kehrt der Menſch zur Erde wieder.
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