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Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.

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Seht, wie mit tausend Augen er
Die Heimat schaut entzückt,
Aus der die Rebe blüthenschwer
Ihm in die Augen blickt!
Er braust, er singt: "willkommen du,
"O Heimat voller Licht!
"Und jezt, ihr Lieben! trinkt nur zu!
"Ich bin der Lezte nicht!"
Du edler Saft! du dringst mit Macht
Uns in das Herz hinein!
Wohlan! stoßt an! du sollst gebracht,
Der theuren Heimat seyn!
Und dem, der irrt am fremden Strand,
Und dem in Kerkersnoth,
Daß ihm erschein' sein Heimatland,
Wie dir noch vor dem Tod.

Seht, wie mit tauſend Augen er
Die Heimat ſchaut entzuͤckt,
Aus der die Rebe bluͤthenſchwer
Ihm in die Augen blickt!
Er brauſt, er ſingt: „willkommen du,
„O Heimat voller Licht!
„Und jezt, ihr Lieben! trinkt nur zu!
„Ich bin der Lezte nicht!“
Du edler Saft! du dringſt mit Macht
Uns in das Herz hinein!
Wohlan! ſtoßt an! du ſollſt gebracht,
Der theuren Heimat ſeyn!
Und dem, der irrt am fremden Strand,
Und dem in Kerkersnoth,
Daß ihm erſchein' ſein Heimatland,
Wie dir noch vor dem Tod.

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[13/0025] Seht, wie mit tauſend Augen er Die Heimat ſchaut entzuͤckt, Aus der die Rebe bluͤthenſchwer Ihm in die Augen blickt! Er brauſt, er ſingt: „willkommen du, „O Heimat voller Licht! „Und jezt, ihr Lieben! trinkt nur zu! „Ich bin der Lezte nicht!“ Du edler Saft! du dringſt mit Macht Uns in das Herz hinein! Wohlan! ſtoßt an! du ſollſt gebracht, Der theuren Heimat ſeyn! Und dem, der irrt am fremden Strand, Und dem in Kerkersnoth, Daß ihm erſchein' ſein Heimatland, Wie dir noch vor dem Tod.

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Zitationshilfe: Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_gedichte_1826/25>, abgerufen am 29.03.2024.