Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826. Der Schmid. Ein Kerl? Mein Freund, sag' ich, war er, kein Kerl und kein Verbrecher! und tausend Kerl, sag' ich euch, stan- den da, und sahen an den Galgen hinauf, -- alle hätten mit mehr Recht als der vom Galgen herunter sehen sollen. Der Amtmann. Meint er die Gesetze? Der Schmid. Wie er will! Der Amtmann. Gerichtsdiener! führt ihn ab! Durchsucht sein Haus, es ist ein Goldmacher und Falschmünzer. Handwerksbursche. Und morgen muß ich hangen, Feinslieb mich nicht mehr ruft, Wohl morgen als ein Vogel Schwank ich in freier Luft. Der Vorhang fällt. Der Schmid. Ein Kerl? Mein Freund, ſag' ich, war er, kein Kerl und kein Verbrecher! und tauſend Kerl, ſag' ich euch, ſtan- den da, und ſahen an den Galgen hinauf, — alle haͤtten mit mehr Recht als der vom Galgen herunter ſehen ſollen. Der Amtmann. Meint er die Geſetze? Der Schmid. Wie er will! Der Amtmann. Gerichtsdiener! fuͤhrt ihn ab! Durchſucht ſein Haus, es iſt ein Goldmacher und Falſchmuͤnzer. Handwerksburſche. Und morgen muß ich hangen, Feinslieb mich nicht mehr ruft, Wohl morgen als ein Vogel Schwank ich in freier Luft. Der Vorhang faͤllt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0236" n="224"/> <sp> <speaker><hi rendition="#g">Der Schmid</hi>.</speaker><lb/> <p>Ein Kerl? Mein Freund, ſag' ich, war er, kein Kerl<lb/> und kein Verbrecher! und tauſend Kerl, ſag' ich euch, ſtan-<lb/> den da, und ſahen an den Galgen hinauf, — alle haͤtten mit<lb/> mehr Recht als der vom Galgen herunter ſehen ſollen.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker><hi rendition="#g">Der Amtmann</hi>.</speaker><lb/> <p>Meint er die Geſetze?</p> </sp><lb/> <sp> <speaker><hi rendition="#g">Der Schmid</hi>.</speaker><lb/> <p>Wie er will!</p> </sp><lb/> <sp> <speaker><hi rendition="#g">Der Amtmann</hi>.</speaker><lb/> <p>Gerichtsdiener! fuͤhrt ihn ab! Durchſucht ſein Haus,<lb/> es iſt ein Goldmacher und Falſchmuͤnzer.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker><hi rendition="#g">Handwerksburſche</hi>.</speaker><lb/> <p>Und morgen muß ich hangen,<lb/> Feinslieb mich nicht mehr ruft,<lb/> Wohl morgen als ein Vogel<lb/> Schwank ich in freier Luft.</p> </sp><lb/> <stage><hi rendition="#g">Der Vorhang faͤllt</hi>.</stage> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> </text> </TEI> [224/0236]
Der Schmid.
Ein Kerl? Mein Freund, ſag' ich, war er, kein Kerl
und kein Verbrecher! und tauſend Kerl, ſag' ich euch, ſtan-
den da, und ſahen an den Galgen hinauf, — alle haͤtten mit
mehr Recht als der vom Galgen herunter ſehen ſollen.
Der Amtmann.
Meint er die Geſetze?
Der Schmid.
Wie er will!
Der Amtmann.
Gerichtsdiener! fuͤhrt ihn ab! Durchſucht ſein Haus,
es iſt ein Goldmacher und Falſchmuͤnzer.
Handwerksburſche.
Und morgen muß ich hangen,
Feinslieb mich nicht mehr ruft,
Wohl morgen als ein Vogel
Schwank ich in freier Luft.
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