Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.Der todte Müller. Die Sterne über'm Thale stehn, Das Mühlrad nur man höret. Zum kranken Müller muß ich gehn, Er hat den Freund begehret. Ich steig hinab den Felsenstein, Es donnert dumpf die Mühle Und eine Glocke tönt darein: "Die Arbeit ist am Ziele!" In Müllers Kammer tret' ich nun, Starr liegt des Greisen Hülle, Es stockt sein Herz, die Pulse ruh'n, Und draußen auch wird's stille. Die treuen Lieben weinen sehr, Still bleibt sein Herz und kühle. Die Wasser fließen wohl daher, Still aber steht die Mühle. Der todte Muͤller. Die Sterne uͤber'm Thale ſtehn, Das Muͤhlrad nur man hoͤret. Zum kranken Muͤller muß ich gehn, Er hat den Freund begehret. Ich ſteig hinab den Felſenſtein, Es donnert dumpf die Muͤhle Und eine Glocke toͤnt darein: „Die Arbeit iſt am Ziele!“ In Muͤllers Kammer tret' ich nun, Starr liegt des Greiſen Huͤlle, Es ſtockt ſein Herz, die Pulſe ruh'n, Und draußen auch wird's ſtille. Die treuen Lieben weinen ſehr, Still bleibt ſein Herz und kuͤhle. Die Waſſer fließen wohl daher, Still aber ſteht die Muͤhle. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0019" n="7"/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Der todte Muͤller</hi>.</hi> </head><lb/> <l> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </l> <lg n="1"> <l>Die Sterne uͤber'm Thale ſtehn,</l><lb/> <l>Das Muͤhlrad nur man hoͤret.</l><lb/> <l>Zum kranken Muͤller muß ich gehn,</l><lb/> <l>Er hat den Freund begehret.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Ich ſteig hinab den Felſenſtein,</l><lb/> <l>Es donnert dumpf die Muͤhle</l><lb/> <l>Und eine Glocke toͤnt darein:</l><lb/> <l>„Die Arbeit iſt am Ziele!“</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>In Muͤllers Kammer tret' ich nun,</l><lb/> <l>Starr liegt des Greiſen Huͤlle,</l><lb/> <l>Es ſtockt ſein Herz, die Pulſe ruh'n,</l><lb/> <l>Und draußen auch wird's ſtille.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Die treuen Lieben weinen ſehr,</l><lb/> <l>Still bleibt ſein Herz und kuͤhle.</l><lb/> <l>Die Waſſer fließen wohl daher,</l><lb/> <l>Still aber ſteht die Muͤhle.</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> </text> </TEI> [7/0019]
Der todte Muͤller.
Die Sterne uͤber'm Thale ſtehn,
Das Muͤhlrad nur man hoͤret.
Zum kranken Muͤller muß ich gehn,
Er hat den Freund begehret.
Ich ſteig hinab den Felſenſtein,
Es donnert dumpf die Muͤhle
Und eine Glocke toͤnt darein:
„Die Arbeit iſt am Ziele!“
In Muͤllers Kammer tret' ich nun,
Starr liegt des Greiſen Huͤlle,
Es ſtockt ſein Herz, die Pulſe ruh'n,
Und draußen auch wird's ſtille.
Die treuen Lieben weinen ſehr,
Still bleibt ſein Herz und kuͤhle.
Die Waſſer fließen wohl daher,
Still aber ſteht die Muͤhle.
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Zitationshilfe: | Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_gedichte_1826/19>, abgerufen am 16.07.2024. |