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Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.

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Armer Arzt! Kein Trank, kein Bette
Wärme den Erwachten nun!
Ach! er liegt an kalter Stätte,
Statt bey Blumen warm zu ruh'n!
Denn, als so er schlief im düstern,
Stillen Sarg, dem sichern Port,
Hört' er aus der Tiefe flüstern
Geister dieses ernste Wort:
Ein Kraut nur heilt Menschenwunden,
Menschenwunden klein und groß,
Ein Tuch nur hält sie verbunden --
Leichentuch und Grabesmoos.

Armer Arzt! Kein Trank, kein Bette
Waͤrme den Erwachten nun!
Ach! er liegt an kalter Staͤtte,
Statt bey Blumen warm zu ruh'n!
Denn, als ſo er ſchlief im duͤſtern,
Stillen Sarg, dem ſichern Port,
Hoͤrt' er aus der Tiefe fluͤſtern
Geiſter dieſes ernſte Wort:
Ein Kraut nur heilt Menſchenwunden,
Menſchenwunden klein und groß,
Ein Tuch nur haͤlt ſie verbunden —
Leichentuch und Grabesmoos.

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[121/0133] Armer Arzt! Kein Trank, kein Bette Waͤrme den Erwachten nun! Ach! er liegt an kalter Staͤtte, Statt bey Blumen warm zu ruh'n! Denn, als ſo er ſchlief im duͤſtern, Stillen Sarg, dem ſichern Port, Hoͤrt' er aus der Tiefe fluͤſtern Geiſter dieſes ernſte Wort: Ein Kraut nur heilt Menſchenwunden, Menſchenwunden klein und groß, Ein Tuch nur haͤlt ſie verbunden — Leichentuch und Grabesmoos.

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Zitationshilfe: Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_gedichte_1826/133>, abgerufen am 04.05.2024.