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Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.

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Wanderung.

Wohlauf und froh gewandert
In's unbekannte Land!
Zerrissen, ach! zerrissen
Ist manches theure Band.
Ihr heimatlichen Kreutze
Wo ich oft betend lag,
Ihr Bäume, ach ihr Hügel
O blickt mir segnend nach!
Noch schläft die weite Erde,
Kein Vogel weckt den Hain,
Doch bin ich nicht verlassen,
Doch bin ich nicht allein:
Denn ach auf meinem Herzen
Trag ich ihr theures Pfand,
Ich fühl's und Erd' und Himmel
Sind innig mir verwandt.

Wanderung.

Wohlauf und froh gewandert
In's unbekannte Land!
Zerriſſen, ach! zerriſſen
Iſt manches theure Band.
Ihr heimatlichen Kreutze
Wo ich oft betend lag,
Ihr Baͤume, ach ihr Huͤgel
O blickt mir ſegnend nach!
Noch ſchlaͤft die weite Erde,
Kein Vogel weckt den Hain,
Doch bin ich nicht verlaſſen,
Doch bin ich nicht allein:
Denn ach auf meinem Herzen
Trag ich ihr theures Pfand,
Ich fuͤhl's und Erd' und Himmel
Sind innig mir verwandt.

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[103/0115] Wanderung. Wohlauf und froh gewandert In's unbekannte Land! Zerriſſen, ach! zerriſſen Iſt manches theure Band. Ihr heimatlichen Kreutze Wo ich oft betend lag, Ihr Baͤume, ach ihr Huͤgel O blickt mir ſegnend nach! Noch ſchlaͤft die weite Erde, Kein Vogel weckt den Hain, Doch bin ich nicht verlaſſen, Doch bin ich nicht allein: Denn ach auf meinem Herzen Trag ich ihr theures Pfand, Ich fuͤhl's und Erd' und Himmel Sind innig mir verwandt.

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Zitationshilfe: Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_gedichte_1826/115>, abgerufen am 04.05.2024.