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Kerner, Justinus: Geschichten Besessener neuerer Zeit. Karlsruhe, 1834.

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Sensibilität, und in der intelligibeln: Denken, Fühlen und
Wollen. Diese drey Reihen von Potenzen konstituiren die
innere und äußere Natur des Menschen und stehen unter
bestimmten sowohl logischen Vernunft- als physischen Na-
turgesetzen, die durch alle Ordnungen einen Zusammenhang
bilden. Aber eben in diesem Zusammenhang binden die
Glieder jeder Proportion und die Potenzen der Ordnungen
einander, und daher kann keines sich seiner Natur nach frey
äußern. So verhält es sich in dem Mittelglied der mensch-
lichen Natur, in welchem sich alle Kräfte indifferenziiren.
Aber anders verhält es sich in den Extremen. Die Kräfte
isoliren sich, ihre Bindung hört auf, und jede kann sich
nun frey ihrer Beschaffenheit nach äußern, und dadurch
müssen ganz andere Wirkungen zum Vorschein kommen, als
innerhalb des Zusammenhangs. Diese beyden Extreme sind
die Unnatur und Uebernatur. In der ersteren wirkt die Schwere
in ihrer atomistischen, Alles durchdringenden Kraft, sie ist
an keine Leiblichkeit gebunden, und das Lebensprincip, das
sich in ihm individualisirt, bildet lauter Scheinkörper, die
sich blos wie Luftgestalten figuriren, aber, wie die mag-
netische Kraft, sich gewöhnlich den Sinnen entziehen. Steht
diese atomistische Kraft einem Willen zu Gebote, der durch
irgend eine Vermittlung in die Natur hereinwirken kann,
so entstehen Wirkungen, welche den Naturzusammenhang
aufheben, und dieß ist nun das, was wir magische
Kraft
nennen.

Der Satan ist der Meister der Unnatur. Ihm gehört
das Reich der isolirten Schwere oder, was das Nämliche
ist, der Finsterniß. Er gebietet über jene atomistische Kraft,
und vermittelst des Lebensprincips vermag er sich in allen
Scheinkörpern zu individualisiren. Steht ihm nun ein frem-
der Wille zu Gebote, mit dem er seine Macht vereinigen
kann, so wirkt er durch diesen in die Natur herein, und
so entsteht der Zauber.

Umgekehrt verhält es sich in der Uebernatur. In ihr

Senſibilität, und in der intelligibeln: Denken, Fühlen und
Wollen. Dieſe drey Reihen von Potenzen konſtituiren die
innere und äußere Natur des Menſchen und ſtehen unter
beſtimmten ſowohl logiſchen Vernunft- als phyſiſchen Na-
turgeſetzen, die durch alle Ordnungen einen Zuſammenhang
bilden. Aber eben in dieſem Zuſammenhang binden die
Glieder jeder Proportion und die Potenzen der Ordnungen
einander, und daher kann keines ſich ſeiner Natur nach frey
äußern. So verhält es ſich in dem Mittelglied der menſch-
lichen Natur, in welchem ſich alle Kräfte indifferenziiren.
Aber anders verhält es ſich in den Extremen. Die Kräfte
iſoliren ſich, ihre Bindung hört auf, und jede kann ſich
nun frey ihrer Beſchaffenheit nach äußern, und dadurch
müſſen ganz andere Wirkungen zum Vorſchein kommen, als
innerhalb des Zuſammenhangs. Dieſe beyden Extreme ſind
die Unnatur und Uebernatur. In der erſteren wirkt die Schwere
in ihrer atomiſtiſchen, Alles durchdringenden Kraft, ſie iſt
an keine Leiblichkeit gebunden, und das Lebensprincip, das
ſich in ihm individualiſirt, bildet lauter Scheinkörper, die
ſich blos wie Luftgeſtalten figuriren, aber, wie die mag-
netiſche Kraft, ſich gewöhnlich den Sinnen entziehen. Steht
dieſe atomiſtiſche Kraft einem Willen zu Gebote, der durch
irgend eine Vermittlung in die Natur hereinwirken kann,
ſo entſtehen Wirkungen, welche den Naturzuſammenhang
aufheben, und dieß iſt nun das, was wir magiſche
Kraft
nennen.

Der Satan iſt der Meiſter der Unnatur. Ihm gehört
das Reich der iſolirten Schwere oder, was das Nämliche
iſt, der Finſterniß. Er gebietet über jene atomiſtiſche Kraft,
und vermittelſt des Lebensprincips vermag er ſich in allen
Scheinkörpern zu individualiſiren. Steht ihm nun ein frem-
der Wille zu Gebote, mit dem er ſeine Macht vereinigen
kann, ſo wirkt er durch dieſen in die Natur herein, und
ſo entſteht der Zauber.

Umgekehrt verhält es ſich in der Uebernatur. In ihr

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[180/0194] Senſibilität, und in der intelligibeln: Denken, Fühlen und Wollen. Dieſe drey Reihen von Potenzen konſtituiren die innere und äußere Natur des Menſchen und ſtehen unter beſtimmten ſowohl logiſchen Vernunft- als phyſiſchen Na- turgeſetzen, die durch alle Ordnungen einen Zuſammenhang bilden. Aber eben in dieſem Zuſammenhang binden die Glieder jeder Proportion und die Potenzen der Ordnungen einander, und daher kann keines ſich ſeiner Natur nach frey äußern. So verhält es ſich in dem Mittelglied der menſch- lichen Natur, in welchem ſich alle Kräfte indifferenziiren. Aber anders verhält es ſich in den Extremen. Die Kräfte iſoliren ſich, ihre Bindung hört auf, und jede kann ſich nun frey ihrer Beſchaffenheit nach äußern, und dadurch müſſen ganz andere Wirkungen zum Vorſchein kommen, als innerhalb des Zuſammenhangs. Dieſe beyden Extreme ſind die Unnatur und Uebernatur. In der erſteren wirkt die Schwere in ihrer atomiſtiſchen, Alles durchdringenden Kraft, ſie iſt an keine Leiblichkeit gebunden, und das Lebensprincip, das ſich in ihm individualiſirt, bildet lauter Scheinkörper, die ſich blos wie Luftgeſtalten figuriren, aber, wie die mag- netiſche Kraft, ſich gewöhnlich den Sinnen entziehen. Steht dieſe atomiſtiſche Kraft einem Willen zu Gebote, der durch irgend eine Vermittlung in die Natur hereinwirken kann, ſo entſtehen Wirkungen, welche den Naturzuſammenhang aufheben, und dieß iſt nun das, was wir magiſche Kraft nennen. Der Satan iſt der Meiſter der Unnatur. Ihm gehört das Reich der iſolirten Schwere oder, was das Nämliche iſt, der Finſterniß. Er gebietet über jene atomiſtiſche Kraft, und vermittelſt des Lebensprincips vermag er ſich in allen Scheinkörpern zu individualiſiren. Steht ihm nun ein frem- der Wille zu Gebote, mit dem er ſeine Macht vereinigen kann, ſo wirkt er durch dieſen in die Natur herein, und ſo entſteht der Zauber. Umgekehrt verhält es ſich in der Uebernatur. In ihr

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Zitationshilfe: Kerner, Justinus: Geschichten Besessener neuerer Zeit. Karlsruhe, 1834, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_besessene_1834/194>, abgerufen am 23.11.2024.