Es steht als feste Wahrheit: daß die menschliche Natur nur als Mittelglied zwischen eine Uebernatur und Unnatur gestellt und in magnetischen Zuständen wie in den diesen analogen des Sterbens und des Todes, ih- ren Mittelpunkt verlassend, in jene andere Naturen Blicke zu thun oder sich mit ihnen zu verbinden, fä- hig ist, was sie, in dem, allerdings für sie für dieses Leben als Norm bestimmten, Zustande der Isolirung und des gläsernen Wachens, nicht zu thun vermag.
Mittheiler dieses zeigte schon in der Geschichte der Seherin von Prevorst, daß er nicht auf der Seite der- jenigen stehe, die in solchen Erscheinungen einzig nur Ner- venspiel, Monomanie und fixe Idee sehen und hat seinen Glauben und seine Gründe dafür auch in jener Geschichte, wie noch in andern Blättern, zur Genüge ausgesprochen.
Wie wir schon im gemeinen Menschenleben nach einem verlorenen Paradiese die Unnatur häufiger als die Uebernatur hervortreten sehen, so kommen auch diese kakodämonisch-magnetischen Erscheinungen, und nament- lich das Besessenseyn, viel häufiger vor, als wir glau- ben und ich könnte von ihnen Reihen auffallender Bey- spiele anführen. Sie werden meistens nur mißkannt und mit Krankheiten verwechselt, die ihnen in einigen äuße- ren Symptomen gleichen.
Besser als die im Aeußeren lebende neue Zeit diese Zustände versteht, verstand sie das mehr im Inneren lebende Alterthum. Wie dieses sie beschrieb, sind sie noch und eben so häufig vorhanden und nur wie dieses sie heilte, sind sie noch und auf keinem andern Wege zu heilen.
Es ſteht als feſte Wahrheit: daß die menſchliche Natur nur als Mittelglied zwiſchen eine Uebernatur und Unnatur geſtellt und in magnetiſchen Zuſtaͤnden wie in den dieſen analogen des Sterbens und des Todes, ih- ren Mittelpunkt verlaſſend, in jene andere Naturen Blicke zu thun oder ſich mit ihnen zu verbinden, faͤ- hig iſt, was ſie, in dem, allerdings fuͤr ſie fuͤr dieſes Leben als Norm beſtimmten, Zuſtande der Iſolirung und des glaͤſernen Wachens, nicht zu thun vermag.
Mittheiler dieſes zeigte ſchon in der Geſchichte der Seherin von Prevorſt, daß er nicht auf der Seite der- jenigen ſtehe, die in ſolchen Erſcheinungen einzig nur Ner- venſpiel, Monomanie und fixe Idee ſehen und hat ſeinen Glauben und ſeine Gruͤnde dafuͤr auch in jener Geſchichte, wie noch in andern Blättern, zur Genuͤge ausgeſprochen.
Wie wir ſchon im gemeinen Menſchenleben nach einem verlorenen Paradieſe die Unnatur haͤufiger als die Uebernatur hervortreten ſehen, ſo kommen auch dieſe kakodaͤmoniſch-magnetiſchen Erſcheinungen, und nament- lich das Beſeſſenſeyn, viel haͤufiger vor, als wir glau- ben und ich koͤnnte von ihnen Reihen auffallender Bey- ſpiele anfuͤhren. Sie werden meiſtens nur mißkannt und mit Krankheiten verwechſelt, die ihnen in einigen aͤuße- ren Symptomen gleichen.
Beſſer als die im Aeußeren lebende neue Zeit dieſe Zuſtaͤnde verſteht, verſtand ſie das mehr im Inneren lebende Alterthum. Wie dieſes ſie beſchrieb, ſind ſie noch und eben ſo haͤufig vorhanden und nur wie dieſes ſie heilte, ſind ſie noch und auf keinem andern Wege zu heilen.
<TEI><text><front><divn="1"><pbfacs="#f0010"n="IV"/><p>Es ſteht als feſte Wahrheit: daß die menſchliche<lb/>
Natur nur als Mittelglied zwiſchen eine Uebernatur und<lb/>
Unnatur geſtellt und in magnetiſchen Zuſtaͤnden wie in<lb/>
den dieſen analogen des Sterbens und des Todes, ih-<lb/>
ren Mittelpunkt verlaſſend, in jene andere Naturen<lb/>
Blicke zu thun oder ſich mit ihnen zu verbinden, faͤ-<lb/>
hig iſt, was ſie, in dem, allerdings fuͤr ſie fuͤr dieſes<lb/>
Leben als Norm beſtimmten, Zuſtande der Iſolirung<lb/>
und des glaͤſernen Wachens, nicht zu thun vermag.</p><lb/><p>Mittheiler dieſes zeigte ſchon in der Geſchichte der<lb/>
Seherin von <hirendition="#g">Prevorſt</hi>, daß er nicht auf der Seite der-<lb/>
jenigen ſtehe, die in ſolchen Erſcheinungen einzig nur Ner-<lb/>
venſpiel, Monomanie und fixe Idee ſehen und hat ſeinen<lb/>
Glauben und ſeine Gruͤnde dafuͤr auch in jener Geſchichte,<lb/>
wie noch in andern Blättern, zur Genuͤge ausgeſprochen.</p><lb/><p>Wie wir ſchon im gemeinen Menſchenleben nach<lb/>
einem verlorenen Paradieſe die Unnatur haͤufiger als die<lb/>
Uebernatur hervortreten ſehen, ſo kommen auch dieſe<lb/>
kakodaͤmoniſch-magnetiſchen Erſcheinungen, und nament-<lb/>
lich das Beſeſſenſeyn, viel haͤufiger vor, als wir glau-<lb/>
ben und ich koͤnnte von ihnen Reihen auffallender Bey-<lb/>ſpiele anfuͤhren. Sie werden meiſtens nur mißkannt und<lb/>
mit Krankheiten verwechſelt, die ihnen in einigen aͤuße-<lb/>
ren Symptomen gleichen.</p><lb/><p>Beſſer als die im Aeußeren lebende neue Zeit dieſe<lb/>
Zuſtaͤnde verſteht, verſtand ſie das mehr im Inneren lebende<lb/>
Alterthum. Wie dieſes ſie beſchrieb, ſind ſie noch und eben<lb/>ſo haͤufig vorhanden und nur wie <hirendition="#g">dieſes</hi>ſie heilte,<lb/>ſind ſie noch und auf keinem andern Wege zu heilen.</p><lb/></div></front></text></TEI>
[IV/0010]
Es ſteht als feſte Wahrheit: daß die menſchliche
Natur nur als Mittelglied zwiſchen eine Uebernatur und
Unnatur geſtellt und in magnetiſchen Zuſtaͤnden wie in
den dieſen analogen des Sterbens und des Todes, ih-
ren Mittelpunkt verlaſſend, in jene andere Naturen
Blicke zu thun oder ſich mit ihnen zu verbinden, faͤ-
hig iſt, was ſie, in dem, allerdings fuͤr ſie fuͤr dieſes
Leben als Norm beſtimmten, Zuſtande der Iſolirung
und des glaͤſernen Wachens, nicht zu thun vermag.
Mittheiler dieſes zeigte ſchon in der Geſchichte der
Seherin von Prevorſt, daß er nicht auf der Seite der-
jenigen ſtehe, die in ſolchen Erſcheinungen einzig nur Ner-
venſpiel, Monomanie und fixe Idee ſehen und hat ſeinen
Glauben und ſeine Gruͤnde dafuͤr auch in jener Geſchichte,
wie noch in andern Blättern, zur Genuͤge ausgeſprochen.
Wie wir ſchon im gemeinen Menſchenleben nach
einem verlorenen Paradieſe die Unnatur haͤufiger als die
Uebernatur hervortreten ſehen, ſo kommen auch dieſe
kakodaͤmoniſch-magnetiſchen Erſcheinungen, und nament-
lich das Beſeſſenſeyn, viel haͤufiger vor, als wir glau-
ben und ich koͤnnte von ihnen Reihen auffallender Bey-
ſpiele anfuͤhren. Sie werden meiſtens nur mißkannt und
mit Krankheiten verwechſelt, die ihnen in einigen aͤuße-
ren Symptomen gleichen.
Beſſer als die im Aeußeren lebende neue Zeit dieſe
Zuſtaͤnde verſteht, verſtand ſie das mehr im Inneren lebende
Alterthum. Wie dieſes ſie beſchrieb, ſind ſie noch und eben
ſo haͤufig vorhanden und nur wie dieſes ſie heilte,
ſind ſie noch und auf keinem andern Wege zu heilen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kerner, Justinus: Geschichten Besessener neuerer Zeit. Karlsruhe, 1834, S. IV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_besessene_1834/10>, abgerufen am 06.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.