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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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§. 25. Windöfen.
im Luftzuführungscanal und in der Esse -- so dass keine russige
Flamme bleibend entsteht -- derart gefeuert, dass man die Stein-
kohlen mittelst einer Schaufel vorn auf dem Roste zu einem
Haufen aufstürzt, den hinteren Theil des Rostes aber frei oder
nur mit einer dünnen Kohlenlage bedeckt lässt, damit hier hin-
reichende Luft zum Verbrennen der auf dem vorderen Theil des
Rostes gebildeten Steinkohlengase eindringen kann. Während
das Ausräumen der Holzkohlenasche keine Schwierigkeiten macht,
so muss bei Koks und Steinkohlen der Rost öfters mit einem
spitzen Räumeisen (§. 49) gereinigt und bei Steinkohlen das Feuer
mittelst einer eisernen Krücke (§. 49) öfters aufgerührt werden.
Die durch den Rost gefallenen Cinder kann man noch weiter in
Windöfen etc. verwenden oder auch im Muffelofen selbst, wenn
keine hohen Temperaturen zu erzeugen sind. Man braucht pro
Stunde etwa 11--12 Pfd. Steinkohlen.

3) Reparaturen. Diese bestehen z. B. in einem Aus-
kleiden der innern Ofenwände mit feuerfester Masse oder mit
Steinen, wenn diese zum Theil zerstört sind; in dem Auswech-
seln schadhafter Muffeln bei Holzkohlen- und Koksöfen durch
die Mündung des Ofens, bei Steinkohlenöfen durch theilweises
Herausnehmen der Stirnwand; Verstreichen von im Muffelblatt
entstandenen Ritzen mit nicht zu fein gepulvertem Thon; Aus-
thonen des Muffelblattes, wenn dasselbe bei übergegangenen
Proben unrein geworden, durch Auskratzen und Aufstreuen von
Capellenasche, Kreide oder gestossener Probirscherbenmasse
mittelst eines Löffels u. dgl. m.

4) Ein- und Austragen (S. 27) der mit passenden
Zangen (Klüften) gefassten Probirgefässe, welche entweder bei
geöffneter oder mit Kohlen geschlossener Muffelmündung erhitzt
werden. Bei Steinkohlenöfen legt man wohl bei mit einem Vor-
setzstein geschlossener Muffelmündung noch Kohlen vor die Probir-
gefässe (Kupfertuten) oder zur Hervorbringung sehr hoher Tempe-
raturen bei offener oder geschlossener Muffelmündung Kohlen
um die Probirgefässe herum (Kupfergaarprobe, Kobalt- und
Nickelprobe).

B. Zug- oder Windöfen.

§. 25. Allgemeines. Die Zug- oder Windöfen, bald trans-Construction
der
Zugöfen.

portabel aus mit Thon ausgekleidetem Eisenblech, bald mit
Steinen fest aufgemauert, sind kleine Schachtöfen, deren Heiz-
raum nach unten durch einen Rost begrenzt ist, auf welchem

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§. 25. Windöfen.
im Luftzuführungscanal und in der Esse — so dass keine russige
Flamme bleibend entsteht — derart gefeuert, dass man die Stein-
kohlen mittelst einer Schaufel vorn auf dem Roste zu einem
Haufen aufstürzt, den hinteren Theil des Rostes aber frei oder
nur mit einer dünnen Kohlenlage bedeckt lässt, damit hier hin-
reichende Luft zum Verbrennen der auf dem vorderen Theil des
Rostes gebildeten Steinkohlengase eindringen kann. Während
das Ausräumen der Holzkohlenasche keine Schwierigkeiten macht,
so muss bei Koks und Steinkohlen der Rost öfters mit einem
spitzen Räumeisen (§. 49) gereinigt und bei Steinkohlen das Feuer
mittelst einer eisernen Krücke (§. 49) öfters aufgerührt werden.
Die durch den Rost gefallenen Cinder kann man noch weiter in
Windöfen etc. verwenden oder auch im Muffelofen selbst, wenn
keine hohen Temperaturen zu erzeugen sind. Man braucht pro
Stunde etwa 11—12 Pfd. Steinkohlen.

3) Reparaturen. Diese bestehen z. B. in einem Aus-
kleiden der innern Ofenwände mit feuerfester Masse oder mit
Steinen, wenn diese zum Theil zerstört sind; in dem Auswech-
seln schadhafter Muffeln bei Holzkohlen- und Koksöfen durch
die Mündung des Ofens, bei Steinkohlenöfen durch theilweises
Herausnehmen der Stirnwand; Verstreichen von im Muffelblatt
entstandenen Ritzen mit nicht zu fein gepulvertem Thon; Aus-
thonen des Muffelblattes, wenn dasselbe bei übergegangenen
Proben unrein geworden, durch Auskratzen und Aufstreuen von
Capellenasche, Kreide oder gestossener Probirscherbenmasse
mittelst eines Löffels u. dgl. m.

4) Ein- und Austragen (S. 27) der mit passenden
Zangen (Klüften) gefassten Probirgefässe, welche entweder bei
geöffneter oder mit Kohlen geschlossener Muffelmündung erhitzt
werden. Bei Steinkohlenöfen legt man wohl bei mit einem Vor-
setzstein geschlossener Muffelmündung noch Kohlen vor die Probir-
gefässe (Kupfertuten) oder zur Hervorbringung sehr hoher Tempe-
raturen bei offener oder geschlossener Muffelmündung Kohlen
um die Probirgefässe herum (Kupfergaarprobe, Kobalt- und
Nickelprobe).

B. Zug- oder Windöfen.

§. 25. Allgemeines. Die Zug- oder Windöfen, bald trans-Construction
der
Zugöfen.

portabel aus mit Thon ausgekleidetem Eisenblech, bald mit
Steinen fest aufgemauert, sind kleine Schachtöfen, deren Heiz-
raum nach unten durch einen Rost begrenzt ist, auf welchem

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[51/0089] §. 25. Windöfen. im Luftzuführungscanal und in der Esse — so dass keine russige Flamme bleibend entsteht — derart gefeuert, dass man die Stein- kohlen mittelst einer Schaufel vorn auf dem Roste zu einem Haufen aufstürzt, den hinteren Theil des Rostes aber frei oder nur mit einer dünnen Kohlenlage bedeckt lässt, damit hier hin- reichende Luft zum Verbrennen der auf dem vorderen Theil des Rostes gebildeten Steinkohlengase eindringen kann. Während das Ausräumen der Holzkohlenasche keine Schwierigkeiten macht, so muss bei Koks und Steinkohlen der Rost öfters mit einem spitzen Räumeisen (§. 49) gereinigt und bei Steinkohlen das Feuer mittelst einer eisernen Krücke (§. 49) öfters aufgerührt werden. Die durch den Rost gefallenen Cinder kann man noch weiter in Windöfen etc. verwenden oder auch im Muffelofen selbst, wenn keine hohen Temperaturen zu erzeugen sind. Man braucht pro Stunde etwa 11—12 Pfd. Steinkohlen. 3) Reparaturen. Diese bestehen z. B. in einem Aus- kleiden der innern Ofenwände mit feuerfester Masse oder mit Steinen, wenn diese zum Theil zerstört sind; in dem Auswech- seln schadhafter Muffeln bei Holzkohlen- und Koksöfen durch die Mündung des Ofens, bei Steinkohlenöfen durch theilweises Herausnehmen der Stirnwand; Verstreichen von im Muffelblatt entstandenen Ritzen mit nicht zu fein gepulvertem Thon; Aus- thonen des Muffelblattes, wenn dasselbe bei übergegangenen Proben unrein geworden, durch Auskratzen und Aufstreuen von Capellenasche, Kreide oder gestossener Probirscherbenmasse mittelst eines Löffels u. dgl. m. 4) Ein- und Austragen (S. 27) der mit passenden Zangen (Klüften) gefassten Probirgefässe, welche entweder bei geöffneter oder mit Kohlen geschlossener Muffelmündung erhitzt werden. Bei Steinkohlenöfen legt man wohl bei mit einem Vor- setzstein geschlossener Muffelmündung noch Kohlen vor die Probir- gefässe (Kupfertuten) oder zur Hervorbringung sehr hoher Tempe- raturen bei offener oder geschlossener Muffelmündung Kohlen um die Probirgefässe herum (Kupfergaarprobe, Kobalt- und Nickelprobe). B. Zug- oder Windöfen. §. 25. Allgemeines. Die Zug- oder Windöfen, bald trans- portabel aus mit Thon ausgekleidetem Eisenblech, bald mit Steinen fest aufgemauert, sind kleine Schachtöfen, deren Heiz- raum nach unten durch einen Rost begrenzt ist, auf welchem Construction der Zugöfen. 4*

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/89>, abgerufen am 29.11.2024.