Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

Bild:
<< vorherige Seite

Mechanische Operationen.
zigeren Doppelsilicate, von denen diejenigen mit Basen
von der Zusammensetzung R, R meist strengflüssiger sind, als solche
mit R und R. Am schwerschmelzigsten sind die Doppelsilicate
der Baryt- und Kalkerde (bei 2100° C. sich bildend), dann
folgen die der Baryt- und Thonerde (2050°), der Kalk-
und Talkerde (2000°), der Kalk- und Thonerde (1918--
1950°). Letztere beiden Erden bilden nun in vielen Fällen die
Grundlage der Schlacken und geben nach Bodemann in Ver-
bindung mit Kieselsäure die leichtschmelzigste Schlacke
als Bisilicate von der Zusammensetzung

4 Ca3Si2 + 3 Al Si2,

entsprechend

56 Proc. Kieselsäure
30 " Kalkerde
14 " Thonerde.

und etwa von der Schmelztemperatur eines halbirten Holzkohlen-
roheisens.

Müssen die Schlacken in einem vorliegenden Falle streng-
flüssiger
sein (z. B. beim Eisenhohofenbetrieb mit Koks, bei
Eisenproben), so braucht man nur die Zusammensetzung des
Bisilicates zu verändern und zwar geschieht dies immer durch
Vermehrung des Kalkzuschlages. Zwar würde auch durch Er-
höhung des Kieselsäure- oder des Thonerdegehaltes eine grössere
Strengflüssigkeit eintreten, allein in ersterem Falle würde leichter
Veranlassung zur Verschlackung des auszubringenden Metalles
und zur Reduction von Silicium gegeben, während schon eine
geringe Steigerung des Thonerdegehaltes die Strengflüssigkeit
bedeutend erhöht. Müsste sehr viel Kalk zugeschlagen werden,
so könnte die dadurch entstehende Vermehrung der Schlacken-
menge unvortheilhaft sein, in welchem Falle man zweckmässig
geringere Quantitäten eines magnesiahaltigen Kalkes (Dolomit)
anwendet.

Bedarfs leichtflüssigerer Schlacken, als das Bisilicat der
Kalk- und Thonerde ist (z. B. bei Blei- und Kupferhüttenpro-
zessen), so giebt man Zuschläge von schweren Metalloxyden
(Eisen- und Manganoxydul) oder von Alkalien (beim Pro-
biren). -- Auch wird im Allgemeinen die Flüssigkeit befördert,
je mehr verschiedene Basen, namentlich schwere Metalloxyde,
in die Schlackenzusammensetzung eingehen und in dieser Be-

Mechanische Operationen.
zigeren Doppelsilicate, von denen diejenigen mit Basen
von der Zusammensetzung R, R meist strengflüssiger sind, als solche
mit R und R. Am schwerschmelzigsten sind die Doppelsilicate
der Baryt- und Kalkerde (bei 2100° C. sich bildend), dann
folgen die der Baryt- und Thonerde (2050°), der Kalk-
und Talkerde (2000°), der Kalk- und Thonerde (1918—
1950°). Letztere beiden Erden bilden nun in vielen Fällen die
Grundlage der Schlacken und geben nach Bodemann in Ver-
bindung mit Kieselsäure die leichtschmelzigste Schlacke
als Bisilicate von der Zusammensetzung

4 Ca3Si2 + 3 Al Si2,

entsprechend

56 Proc. Kieselsäure
30 „ Kalkerde
14 „ Thonerde.

und etwa von der Schmelztemperatur eines halbirten Holzkohlen-
roheisens.

Müssen die Schlacken in einem vorliegenden Falle streng-
flüssiger
sein (z. B. beim Eisenhohofenbetrieb mit Koks, bei
Eisenproben), so braucht man nur die Zusammensetzung des
Bisilicates zu verändern und zwar geschieht dies immer durch
Vermehrung des Kalkzuschlages. Zwar würde auch durch Er-
höhung des Kieselsäure- oder des Thonerdegehaltes eine grössere
Strengflüssigkeit eintreten, allein in ersterem Falle würde leichter
Veranlassung zur Verschlackung des auszubringenden Metalles
und zur Reduction von Silicium gegeben, während schon eine
geringe Steigerung des Thonerdegehaltes die Strengflüssigkeit
bedeutend erhöht. Müsste sehr viel Kalk zugeschlagen werden,
so könnte die dadurch entstehende Vermehrung der Schlacken-
menge unvortheilhaft sein, in welchem Falle man zweckmässig
geringere Quantitäten eines magnesiahaltigen Kalkes (Dolomit)
anwendet.

Bedarfs leichtflüssigerer Schlacken, als das Bisilicat der
Kalk- und Thonerde ist (z. B. bei Blei- und Kupferhüttenpro-
zessen), so giebt man Zuschläge von schweren Metalloxyden
(Eisen- und Manganoxydul) oder von Alkalien (beim Pro-
biren). — Auch wird im Allgemeinen die Flüssigkeit befördert,
je mehr verschiedene Basen, namentlich schwere Metalloxyde,
in die Schlackenzusammensetzung eingehen und in dieser Be-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0062" n="24"/><fw place="top" type="header">Mechanische Operationen.</fw><lb/>
zigeren <hi rendition="#g">Doppelsilicate</hi>, von denen diejenigen mit Basen<lb/>
von der Zusammensetzung R, R meist strengflüssiger sind, als solche<lb/>
mit R und R. Am schwerschmelzigsten sind die Doppelsilicate<lb/>
der <hi rendition="#g">Baryt-</hi> und <hi rendition="#g">Kalkerde</hi> (bei 2100° C. sich bildend), dann<lb/>
folgen die der <hi rendition="#g">Baryt-</hi> und <hi rendition="#g">Thonerde</hi> (2050°), der <hi rendition="#g">Kalk-</hi><lb/>
und <hi rendition="#g">Talkerde</hi> (2000°), der <hi rendition="#g">Kalk-</hi> und <hi rendition="#g">Thonerde</hi> (1918&#x2014;<lb/>
1950°). Letztere beiden Erden bilden nun in vielen Fällen die<lb/>
Grundlage der Schlacken und geben nach <hi rendition="#k">Bodemann</hi> in Ver-<lb/>
bindung mit Kieselsäure die <hi rendition="#g">leichtschmelzigste Schlacke</hi><lb/>
als <hi rendition="#g">Bisilicate</hi> von der Zusammensetzung</p><lb/>
              <list>
                <item>4 Ca<hi rendition="#sup">3</hi>Si<hi rendition="#sup">2</hi> + 3 Al Si<hi rendition="#sup">2</hi>,</item>
              </list><lb/>
              <p>entsprechend</p><lb/>
              <list>
                <item>56 Proc. Kieselsäure</item><lb/>
                <item>30 &#x201E; Kalkerde</item><lb/>
                <item>14 &#x201E; Thonerde.</item>
              </list><lb/>
              <p>und etwa von der Schmelztemperatur eines halbirten Holzkohlen-<lb/>
roheisens.</p><lb/>
              <p>Müssen die Schlacken in einem vorliegenden Falle <hi rendition="#g">streng-<lb/>
flüssiger</hi> sein (z. B. beim Eisenhohofenbetrieb mit Koks, bei<lb/>
Eisenproben), so braucht man nur die Zusammensetzung des<lb/>
Bisilicates zu verändern und zwar geschieht dies immer durch<lb/>
Vermehrung des Kalkzuschlages. Zwar würde auch durch Er-<lb/>
höhung des Kieselsäure- oder des Thonerdegehaltes eine grössere<lb/>
Strengflüssigkeit eintreten, allein in ersterem Falle würde leichter<lb/>
Veranlassung zur Verschlackung des auszubringenden Metalles<lb/>
und zur Reduction von Silicium gegeben, während schon eine<lb/>
geringe Steigerung des Thonerdegehaltes die Strengflüssigkeit<lb/>
bedeutend erhöht. Müsste sehr viel Kalk zugeschlagen werden,<lb/>
so könnte die dadurch entstehende Vermehrung der Schlacken-<lb/>
menge unvortheilhaft sein, in welchem Falle man zweckmässig<lb/>
geringere Quantitäten eines magnesiahaltigen Kalkes (Dolomit)<lb/>
anwendet.</p><lb/>
              <p>Bedarfs <hi rendition="#g">leichtflüssigerer</hi> Schlacken, als das Bisilicat der<lb/>
Kalk- und Thonerde ist (z. B. bei Blei- und Kupferhüttenpro-<lb/>
zessen), so giebt man Zuschläge von schweren Metalloxyden<lb/>
(<hi rendition="#g">Eisen-</hi> und <hi rendition="#g">Manganoxydul</hi>) oder von <hi rendition="#g">Alkalien</hi> (beim Pro-<lb/>
biren). &#x2014; Auch wird im Allgemeinen die Flüssigkeit befördert,<lb/>
je mehr verschiedene Basen, namentlich schwere Metalloxyde,<lb/>
in die Schlackenzusammensetzung eingehen und in dieser Be-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[24/0062] Mechanische Operationen. zigeren Doppelsilicate, von denen diejenigen mit Basen von der Zusammensetzung R, R meist strengflüssiger sind, als solche mit R und R. Am schwerschmelzigsten sind die Doppelsilicate der Baryt- und Kalkerde (bei 2100° C. sich bildend), dann folgen die der Baryt- und Thonerde (2050°), der Kalk- und Talkerde (2000°), der Kalk- und Thonerde (1918— 1950°). Letztere beiden Erden bilden nun in vielen Fällen die Grundlage der Schlacken und geben nach Bodemann in Ver- bindung mit Kieselsäure die leichtschmelzigste Schlacke als Bisilicate von der Zusammensetzung 4 Ca3Si2 + 3 Al Si2, entsprechend 56 Proc. Kieselsäure 30 „ Kalkerde 14 „ Thonerde. und etwa von der Schmelztemperatur eines halbirten Holzkohlen- roheisens. Müssen die Schlacken in einem vorliegenden Falle streng- flüssiger sein (z. B. beim Eisenhohofenbetrieb mit Koks, bei Eisenproben), so braucht man nur die Zusammensetzung des Bisilicates zu verändern und zwar geschieht dies immer durch Vermehrung des Kalkzuschlages. Zwar würde auch durch Er- höhung des Kieselsäure- oder des Thonerdegehaltes eine grössere Strengflüssigkeit eintreten, allein in ersterem Falle würde leichter Veranlassung zur Verschlackung des auszubringenden Metalles und zur Reduction von Silicium gegeben, während schon eine geringe Steigerung des Thonerdegehaltes die Strengflüssigkeit bedeutend erhöht. Müsste sehr viel Kalk zugeschlagen werden, so könnte die dadurch entstehende Vermehrung der Schlacken- menge unvortheilhaft sein, in welchem Falle man zweckmässig geringere Quantitäten eines magnesiahaltigen Kalkes (Dolomit) anwendet. Bedarfs leichtflüssigerer Schlacken, als das Bisilicat der Kalk- und Thonerde ist (z. B. bei Blei- und Kupferhüttenpro- zessen), so giebt man Zuschläge von schweren Metalloxyden (Eisen- und Manganoxydul) oder von Alkalien (beim Pro- biren). — Auch wird im Allgemeinen die Flüssigkeit befördert, je mehr verschiedene Basen, namentlich schwere Metalloxyde, in die Schlackenzusammensetzung eingehen und in dieser Be-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/62
Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/62>, abgerufen am 05.12.2024.