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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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§. 199. Lechprobe.
den Gold- und Silbergehalt in dem gebildeten Stein (Einfach-
schwefeleisen) anzureichern, bei oxydischen oder zu stark ge-
rösteten Kupfererzen zur Schwefelung des Kupfers, bei Röst-
prozessen zur Bildung von Schwefelsäure (Amalgamation, Au-
gustin
's und Ziervogel's Entsilberungsmethode) etc.

Aus der Beschaffenheit des bei der Lechprobe erhaltenen
Steines kann auf die An- oder Abwesenheit gewisser metallischer
Beimengungen geschlossen werden.

Man wendet seltener eine mechanische Probe, als eineProbir-
methoden.

chemische auf trocknem Wege (Lechprobe) an.

1) Lechprobe. Man thut 1 Probiretnr. Erz mit 10 PfundLechprobe.
Kolophonium gemengt in eine Bleitute, darauf 2--3 Ctr. Borax
und 1--2 Ctr. metallfreies Glas (sehr saure Erze erhalten auch
wohl noch einen Zusatz von Kalkstein oder Flussspath), bedeckt
das Ganze mit einer starken Lage Kochsalz, legt auf dasselbe
ein Stückchen Holzkohle, um eine stark reducirende Atmosphäre
zu erzeugen, erhitzt die bedeckte Tute im Windofen oder unter
der Muffel anfangs allmälig und setzt sie nach dem Abflammen
einer 30--45 Min. langen Gelbrothglühhitze aus. Nimmt man
statt einer Bleitute (Taf. VI. Fig. 81) einen Bleischerben (Taf.
VI. Fig. 93), so läuft man Gefahr, dass sich Schwefeleisen oxy-
dirt und dessen Eisengehalt verschlackt wird.

Bei diesem Schmelzen gehen höhere Schwefelungsstufen
oder höher arsenicirte Metalle in niedrigere Schwefel- und Ar-
senverbindungen über und schmelzen zu einem mehr oder we-
niger speisigen Lechkönig zusammen, dessen Beschaffenheit nach
den fremden metallischen Beimengungen sich richtet. Die
erdigen Bestandtheile im Röstgute werden durch Borax und
Glas verschlackt und der Kolophoniumzusatz soll dazu dienen,
etwa vorhandene schwefelsaure Salze in Schwefelmetalle über-
zuführen.

Bei gut gerathener langsam erstarrter Probe befindet sich
über dem spröden König eine davon leicht zu trennende
völlig geflossene, leicht zerspringende, glasige, von Metall-
oxyden gefärbte Schlacke, darüber rein weisses oder röthlich
(von Mangan), grün oder blau (von Kupfer) gefärbtes Kochsalz.

Der König wird gewogen, zerschlagen und aus seinem Bruch-
ansehn auf die An- oder Abwesenheit fremder Metalle geschlossen,
welche auf den Werth des Erzes wesentlich influiren. 1)


1) Oestr. Ztschr. 1857. S. 135.
Kerl, Probirkunst. 27

§. 199. Lechprobe.
den Gold- und Silbergehalt in dem gebildeten Stein (Einfach-
schwefeleisen) anzureichern, bei oxydischen oder zu stark ge-
rösteten Kupfererzen zur Schwefelung des Kupfers, bei Röst-
prozessen zur Bildung von Schwefelsäure (Amalgamation, Au-
gustin
’s und Ziervogel’s Entsilberungsmethode) etc.

Aus der Beschaffenheit des bei der Lechprobe erhaltenen
Steines kann auf die An- oder Abwesenheit gewisser metallischer
Beimengungen geschlossen werden.

Man wendet seltener eine mechanische Probe, als eineProbir-
methoden.

chemische auf trocknem Wege (Lechprobe) an.

1) Lechprobe. Man thut 1 Probiretnr. Erz mit 10 PfundLechprobe.
Kolophonium gemengt in eine Bleitute, darauf 2—3 Ctr. Borax
und 1—2 Ctr. metallfreies Glas (sehr saure Erze erhalten auch
wohl noch einen Zusatz von Kalkstein oder Flussspath), bedeckt
das Ganze mit einer starken Lage Kochsalz, legt auf dasselbe
ein Stückchen Holzkohle, um eine stark reducirende Atmosphäre
zu erzeugen, erhitzt die bedeckte Tute im Windofen oder unter
der Muffel anfangs allmälig und setzt sie nach dem Abflammen
einer 30—45 Min. langen Gelbrothglühhitze aus. Nimmt man
statt einer Bleitute (Taf. VI. Fig. 81) einen Bleischerben (Taf.
VI. Fig. 93), so läuft man Gefahr, dass sich Schwefeleisen oxy-
dirt und dessen Eisengehalt verschlackt wird.

Bei diesem Schmelzen gehen höhere Schwefelungsstufen
oder höher arsenicirte Metalle in niedrigere Schwefel- und Ar-
senverbindungen über und schmelzen zu einem mehr oder we-
niger speisigen Lechkönig zusammen, dessen Beschaffenheit nach
den fremden metallischen Beimengungen sich richtet. Die
erdigen Bestandtheile im Röstgute werden durch Borax und
Glas verschlackt und der Kolophoniumzusatz soll dazu dienen,
etwa vorhandene schwefelsaure Salze in Schwefelmetalle über-
zuführen.

Bei gut gerathener langsam erstarrter Probe befindet sich
über dem spröden König eine davon leicht zu trennende
völlig geflossene, leicht zerspringende, glasige, von Metall-
oxyden gefärbte Schlacke, darüber rein weisses oder röthlich
(von Mangan), grün oder blau (von Kupfer) gefärbtes Kochsalz.

Der König wird gewogen, zerschlagen und aus seinem Bruch-
ansehn auf die An- oder Abwesenheit fremder Metalle geschlossen,
welche auf den Werth des Erzes wesentlich influiren. 1)


1) Oestr. Ztschr. 1857. S. 135.
Kerl, Probirkunst. 27
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[417/0455] §. 199. Lechprobe. den Gold- und Silbergehalt in dem gebildeten Stein (Einfach- schwefeleisen) anzureichern, bei oxydischen oder zu stark ge- rösteten Kupfererzen zur Schwefelung des Kupfers, bei Röst- prozessen zur Bildung von Schwefelsäure (Amalgamation, Au- gustin’s und Ziervogel’s Entsilberungsmethode) etc. Aus der Beschaffenheit des bei der Lechprobe erhaltenen Steines kann auf die An- oder Abwesenheit gewisser metallischer Beimengungen geschlossen werden. Man wendet seltener eine mechanische Probe, als eine chemische auf trocknem Wege (Lechprobe) an. Probir- methoden. 1) Lechprobe. Man thut 1 Probiretnr. Erz mit 10 Pfund Kolophonium gemengt in eine Bleitute, darauf 2—3 Ctr. Borax und 1—2 Ctr. metallfreies Glas (sehr saure Erze erhalten auch wohl noch einen Zusatz von Kalkstein oder Flussspath), bedeckt das Ganze mit einer starken Lage Kochsalz, legt auf dasselbe ein Stückchen Holzkohle, um eine stark reducirende Atmosphäre zu erzeugen, erhitzt die bedeckte Tute im Windofen oder unter der Muffel anfangs allmälig und setzt sie nach dem Abflammen einer 30—45 Min. langen Gelbrothglühhitze aus. Nimmt man statt einer Bleitute (Taf. VI. Fig. 81) einen Bleischerben (Taf. VI. Fig. 93), so läuft man Gefahr, dass sich Schwefeleisen oxy- dirt und dessen Eisengehalt verschlackt wird. Lechprobe. Bei diesem Schmelzen gehen höhere Schwefelungsstufen oder höher arsenicirte Metalle in niedrigere Schwefel- und Ar- senverbindungen über und schmelzen zu einem mehr oder we- niger speisigen Lechkönig zusammen, dessen Beschaffenheit nach den fremden metallischen Beimengungen sich richtet. Die erdigen Bestandtheile im Röstgute werden durch Borax und Glas verschlackt und der Kolophoniumzusatz soll dazu dienen, etwa vorhandene schwefelsaure Salze in Schwefelmetalle über- zuführen. Bei gut gerathener langsam erstarrter Probe befindet sich über dem spröden König eine davon leicht zu trennende völlig geflossene, leicht zerspringende, glasige, von Metall- oxyden gefärbte Schlacke, darüber rein weisses oder röthlich (von Mangan), grün oder blau (von Kupfer) gefärbtes Kochsalz. Der König wird gewogen, zerschlagen und aus seinem Bruch- ansehn auf die An- oder Abwesenheit fremder Metalle geschlossen, welche auf den Werth des Erzes wesentlich influiren. 1) 1) Oestr. Ztschr. 1857. S. 135. Kerl, Probirkunst. 27

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/455>, abgerufen am 08.05.2024.