Bei Schwefelerden, Gemengen von gediegen SchwefelProbirver- fahren für Schwefel- erden. mit erdigen Substanzen, muss man von einer richtig genommenen Durchschnittsprobe eine grössere Menge (etwa 1 Kilogr.) an- wenden, weil die nicht zu vermeidenden Verluste, welche von der Menge des Probirguts fast unabhängig sind, bei grösserer Abwage relativ geringer werden. Man erhitzt das Erz im Wind- ofen in einer thönernen dichten Retorte, deren etwa 15 Cm. lang hervorragender Hals mit einem eben in Wasser tauchenden ge- neigten Porzellanrohr gut lutirt ist, allmälig bis zur starken Rothgluth, wo sich dann die Schwefeldämpfe im Porzellanrohr condensiren und der Schwefel in die Wasserschale fliesst.
Entlässt das den Schmelzpunct des Schwefels übersteigende Rohr bei hinreichender Temperatur der Retorte keinen Schwefel mehr, so nimmt man dasselbe weg, erwärmt es und lässt den Schwefel aus demselben ins Wasser fliessen. Der aus letzterem genommene Schwefel wird getrocknet und gewogen.
Von Schwefelkies, welcher homogener als SchwefelerdenProbirver- fahren für Schwefelkies. zu sein pflegt, nimmt man etwa 2 Gramm und erhitzt dieselben nach Anthon1) im grobgepulverten Zustande in einer etwa 30-- 40 Cm. langen und 13--15 Mm. weiten einseitig geschlossenen Glasröhre, nachdem zur Vermeidung der Luftcirculation im Innern in das offene Ende in etwa 7 Cm. Entfernung von dem Erz eine ebenfalls an dem einen Ende zugeschmolzene engere Röhre eingesteckt ist.
Hört die Sublimation von Schwefel auf, so schneidet man das Röhrenende mit dem Sublimat ab, wiegt dasselbe, verflüch- tigt den Schwefel, wiegt das Röhrenstück abermals und findet aus der Differenz den Schwefelgehalt.
§. 198. Massanalytische Proben zur Ermittlung des ganzenZweck der Proben. Schwefelgehaltes. Diese kann z. B. erwünscht sein zur Beurthei- lung des Röstgrades eines Schwefelmetalles (Zinkblende, Blei- glanz etc.), des Schwefelgehaltes in einem rohen Brennmaterial oder in Asche, der Anwendbarkeit eines Schwefelkieses zur Schwefelsäurebereitung, indem man zunächst den Schwefelgehalt des Rohmaterials bestimmt, dieses soweit abröstet, als es im Gros- sen zu geschehen pflegt und dann den Schwefelrückhalt im Röst- gut ermittelt, u. drgl. m. Soll in einem Röstgut der Gehalt an unzersetzten Schwefelmetallen und schwefelsauren Salzen nach-
1)Dingl., Bd. 161. S. 115.
§. 197. Sublimirprobe. §. 198. Volum. Pr.
Bei Schwefelerden, Gemengen von gediegen SchwefelProbirver- fahren für Schwefel- erden. mit erdigen Substanzen, muss man von einer richtig genommenen Durchschnittsprobe eine grössere Menge (etwa 1 Kilogr.) an- wenden, weil die nicht zu vermeidenden Verluste, welche von der Menge des Probirguts fast unabhängig sind, bei grösserer Abwage relativ geringer werden. Man erhitzt das Erz im Wind- ofen in einer thönernen dichten Retorte, deren etwa 15 Cm. lang hervorragender Hals mit einem eben in Wasser tauchenden ge- neigten Porzellanrohr gut lutirt ist, allmälig bis zur starken Rothgluth, wo sich dann die Schwefeldämpfe im Porzellanrohr condensiren und der Schwefel in die Wasserschale fliesst.
Entlässt das den Schmelzpunct des Schwefels übersteigende Rohr bei hinreichender Temperatur der Retorte keinen Schwefel mehr, so nimmt man dasselbe weg, erwärmt es und lässt den Schwefel aus demselben ins Wasser fliessen. Der aus letzterem genommene Schwefel wird getrocknet und gewogen.
Von Schwefelkies, welcher homogener als SchwefelerdenProbirver- fahren für Schwefelkies. zu sein pflegt, nimmt man etwa 2 Gramm und erhitzt dieselben nach Anthon1) im grobgepulverten Zustande in einer etwa 30— 40 Cm. langen und 13—15 Mm. weiten einseitig geschlossenen Glasröhre, nachdem zur Vermeidung der Luftcirculation im Innern in das offene Ende in etwa 7 Cm. Entfernung von dem Erz eine ebenfalls an dem einen Ende zugeschmolzene engere Röhre eingesteckt ist.
Hört die Sublimation von Schwefel auf, so schneidet man das Röhrenende mit dem Sublimat ab, wiegt dasselbe, verflüch- tigt den Schwefel, wiegt das Röhrenstück abermals und findet aus der Differenz den Schwefelgehalt.
§. 198. Massanalytische Proben zur Ermittlung des ganzenZweck der Proben. Schwefelgehaltes. Diese kann z. B. erwünscht sein zur Beurthei- lung des Röstgrades eines Schwefelmetalles (Zinkblende, Blei- glanz etc.), des Schwefelgehaltes in einem rohen Brennmaterial oder in Asche, der Anwendbarkeit eines Schwefelkieses zur Schwefelsäurebereitung, indem man zunächst den Schwefelgehalt des Rohmaterials bestimmt, dieses soweit abröstet, als es im Gros- sen zu geschehen pflegt und dann den Schwefelrückhalt im Röst- gut ermittelt, u. drgl. m. Soll in einem Röstgut der Gehalt an unzersetzten Schwefelmetallen und schwefelsauren Salzen nach-
1)Dingl., Bd. 161. S. 115.
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§. 197. Sublimirprobe. §. 198. Volum. Pr.
Bei Schwefelerden, Gemengen von gediegen Schwefel
mit erdigen Substanzen, muss man von einer richtig genommenen
Durchschnittsprobe eine grössere Menge (etwa 1 Kilogr.) an-
wenden, weil die nicht zu vermeidenden Verluste, welche von
der Menge des Probirguts fast unabhängig sind, bei grösserer
Abwage relativ geringer werden. Man erhitzt das Erz im Wind-
ofen in einer thönernen dichten Retorte, deren etwa 15 Cm. lang
hervorragender Hals mit einem eben in Wasser tauchenden ge-
neigten Porzellanrohr gut lutirt ist, allmälig bis zur starken
Rothgluth, wo sich dann die Schwefeldämpfe im Porzellanrohr
condensiren und der Schwefel in die Wasserschale fliesst.
Probirver-
fahren für
Schwefel-
erden.
Entlässt das den Schmelzpunct des Schwefels übersteigende
Rohr bei hinreichender Temperatur der Retorte keinen Schwefel
mehr, so nimmt man dasselbe weg, erwärmt es und lässt den
Schwefel aus demselben ins Wasser fliessen. Der aus letzterem
genommene Schwefel wird getrocknet und gewogen.
Von Schwefelkies, welcher homogener als Schwefelerden
zu sein pflegt, nimmt man etwa 2 Gramm und erhitzt dieselben
nach Anthon 1) im grobgepulverten Zustande in einer etwa 30—
40 Cm. langen und 13—15 Mm. weiten einseitig geschlossenen
Glasröhre, nachdem zur Vermeidung der Luftcirculation im
Innern in das offene Ende in etwa 7 Cm. Entfernung von dem
Erz eine ebenfalls an dem einen Ende zugeschmolzene engere
Röhre eingesteckt ist.
Probirver-
fahren für
Schwefelkies.
Hört die Sublimation von Schwefel auf, so schneidet man
das Röhrenende mit dem Sublimat ab, wiegt dasselbe, verflüch-
tigt den Schwefel, wiegt das Röhrenstück abermals und findet
aus der Differenz den Schwefelgehalt.
§. 198. Massanalytische Proben zur Ermittlung des ganzen
Schwefelgehaltes. Diese kann z. B. erwünscht sein zur Beurthei-
lung des Röstgrades eines Schwefelmetalles (Zinkblende, Blei-
glanz etc.), des Schwefelgehaltes in einem rohen Brennmaterial
oder in Asche, der Anwendbarkeit eines Schwefelkieses zur
Schwefelsäurebereitung, indem man zunächst den Schwefelgehalt
des Rohmaterials bestimmt, dieses soweit abröstet, als es im Gros-
sen zu geschehen pflegt und dann den Schwefelrückhalt im Röst-
gut ermittelt, u. drgl. m. Soll in einem Röstgut der Gehalt an
unzersetzten Schwefelmetallen und schwefelsauren Salzen nach-
Zweck der
Proben.
1) Dingl., Bd. 161. S. 115.
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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/451>, abgerufen am 03.12.2024.
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