Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

Bild:
<< vorherige Seite

§. 177. Proben f. geschwefelte Erze.
verwandelt und Schwefelarsen giebt mit der Glätte eine schlackige
Masse. Damit die Retorte vor beendigter Operation nicht von
der Bleiglätte zerfressen wird, muss man sie nur allmälig und
mässig erhitzen. Quecksilberchlorid wird von Bleiglätte nicht
verändert und verflüchtigt sich beim Erhitzen unzersetzt. Bei
Zusatz von Kohle reducirt sich das Chlorid nur zu sich eben-
falls sublimirendem Chlorür, so dass das beste Mittel zur Zer-
legung der Quecksilberchloride schwarzer Fluss ist.

Das bei der Destillation erfolgende Quecksilber kann ge-
ringe Mengen von Blei, Wismuth, Zink, Zinn, Quecksilber-
oxyd etc. enthalten, welche nur durch Anwendung chemischer
Mittel zu beseitigen sind.

Folgende Probirmethoden können zur Anwendung kommen:Probir-
methoden.

1) Verfahren von Rose 1), Erdmann und Mar-Destilliren i[n]
Röhren.

chand. 2) Nach Art einer organischen Analyse bringt man
an das hintere zugeschmolzene Ende einer 44 Cm. langen und
15 Mm. weiten Röhre von schwerschmelzigem Glase eine etwa
5 Cm. lange Magnesitlage, davor eine Schicht wasserfreien
Aetzkalk, dann das innige Gemenge von Erz mit überschüssi-
gem gebrannten Kalk, davor Kalk, mit welchem man den
Mischungsmörser ausgerieben hat, davor reinen Kalk und zu
vorderst einen losen Asbestpfropf. Die am offenen Ende in
einem stumpfen Winkel gebogene und zu einer Spitze ausge-
zogene Glasröhre taucht mit dieser eben in einem Kolben
enthaltenes Wasser. Beim allmäligen Erhitzen der Röhre von
hinten nach vorn durch glühende Kohlen in einem organischen
Verbrennungsofen entwickeln sich Quecksilberdämpfe, welche
sich theils im gebogenen Röhrenende, theils im Wasser conden-
siren. Nach beendigtem Prozess schneidet man ersteres ab,
spült darin haftendes Quecksilber in den Kolben, schüttelt
dessen Inhalt um, lässt einige Zeit stehen, giesst das klare
Wasser ab, schüttet das Quecksilber in einen gewogenen Por-
zellantiegel, nimmt noch vorhandenes Wasser mit Löschpapier
weg und trocknet nöthigenfalls noch unter einer Glocke über
Schwefelsäure. Die aus dem Magnesit entwickelte Kohlensäure
verhütet eine Oxydation des Quecksilbers.

Dieses Verfahren giebt die genauesten Resultate.


1) Pogg., Ann. Bd. 110. S. 546.
2) Erdm., J. f. pr. Chem. Bd. 31. S. 385.

§. 177. Proben f. geschwefelte Erze.
verwandelt und Schwefelarsen giebt mit der Glätte eine schlackige
Masse. Damit die Retorte vor beendigter Operation nicht von
der Bleiglätte zerfressen wird, muss man sie nur allmälig und
mässig erhitzen. Quecksilberchlorid wird von Bleiglätte nicht
verändert und verflüchtigt sich beim Erhitzen unzersetzt. Bei
Zusatz von Kohle reducirt sich das Chlorid nur zu sich eben-
falls sublimirendem Chlorür, so dass das beste Mittel zur Zer-
legung der Quecksilberchloride schwarzer Fluss ist.

Das bei der Destillation erfolgende Quecksilber kann ge-
ringe Mengen von Blei, Wismuth, Zink, Zinn, Quecksilber-
oxyd etc. enthalten, welche nur durch Anwendung chemischer
Mittel zu beseitigen sind.

Folgende Probirmethoden können zur Anwendung kommen:Probir-
methoden.

1) Verfahren von Rose 1), Erdmann und Mar-Destilliren i[n]
Röhren.

chand. 2) Nach Art einer organischen Analyse bringt man
an das hintere zugeschmolzene Ende einer 44 Cm. langen und
15 Mm. weiten Röhre von schwerschmelzigem Glase eine etwa
5 Cm. lange Magnesitlage, davor eine Schicht wasserfreien
Aetzkalk, dann das innige Gemenge von Erz mit überschüssi-
gem gebrannten Kalk, davor Kalk, mit welchem man den
Mischungsmörser ausgerieben hat, davor reinen Kalk und zu
vorderst einen losen Asbestpfropf. Die am offenen Ende in
einem stumpfen Winkel gebogene und zu einer Spitze ausge-
zogene Glasröhre taucht mit dieser eben in einem Kolben
enthaltenes Wasser. Beim allmäligen Erhitzen der Röhre von
hinten nach vorn durch glühende Kohlen in einem organischen
Verbrennungsofen entwickeln sich Quecksilberdämpfe, welche
sich theils im gebogenen Röhrenende, theils im Wasser conden-
siren. Nach beendigtem Prozess schneidet man ersteres ab,
spült darin haftendes Quecksilber in den Kolben, schüttelt
dessen Inhalt um, lässt einige Zeit stehen, giesst das klare
Wasser ab, schüttet das Quecksilber in einen gewogenen Por-
zellantiegel, nimmt noch vorhandenes Wasser mit Löschpapier
weg und trocknet nöthigenfalls noch unter einer Glocke über
Schwefelsäure. Die aus dem Magnesit entwickelte Kohlensäure
verhütet eine Oxydation des Quecksilbers.

Dieses Verfahren giebt die genauesten Resultate.


1) Pogg., Ann. Bd. 110. S. 546.
2) Erdm., J. f. pr. Chem. Bd. 31. S. 385.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0437" n="399"/><fw place="top" type="header">§. 177. Proben f. geschwefelte Erze.</fw><lb/>
verwandelt und Schwefelarsen giebt mit der Glätte eine schlackige<lb/>
Masse. Damit die Retorte vor beendigter Operation nicht von<lb/>
der Bleiglätte zerfressen wird, muss man sie nur allmälig und<lb/>
mässig erhitzen. Quecksilberchlorid wird von Bleiglätte nicht<lb/>
verändert und verflüchtigt sich beim Erhitzen unzersetzt. Bei<lb/>
Zusatz von Kohle reducirt sich das Chlorid nur zu sich eben-<lb/>
falls sublimirendem Chlorür, so dass das beste Mittel zur Zer-<lb/>
legung der Quecksilberchloride schwarzer Fluss ist.</p><lb/>
            <p>Das bei der Destillation erfolgende Quecksilber kann ge-<lb/>
ringe Mengen von Blei, Wismuth, Zink, Zinn, Quecksilber-<lb/>
oxyd etc. enthalten, welche nur durch Anwendung chemischer<lb/>
Mittel zu beseitigen sind.</p><lb/>
            <p>Folgende Probirmethoden können zur Anwendung kommen:<note place="right">Probir-<lb/>
methoden.</note></p><lb/>
            <p>1) <hi rendition="#g">Verfahren von <hi rendition="#k">Rose</hi></hi> <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#k">Pogg</hi>., Ann. Bd. 110. S. 546.</note>, <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Erdmann</hi> und <hi rendition="#k">Mar-</hi></hi><note place="right">Destilliren i<supplied>n</supplied><lb/>
Röhren.</note><lb/><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">chand</hi>.</hi> <note place="foot" n="2)"><hi rendition="#k">Erdm</hi>., J. f. pr. Chem. Bd. 31. S. 385.</note> Nach Art einer organischen Analyse bringt man<lb/>
an das hintere zugeschmolzene Ende einer 44 Cm. langen und<lb/>
15 Mm. weiten Röhre von schwerschmelzigem Glase eine etwa<lb/>
5 Cm. lange Magnesitlage, davor eine Schicht wasserfreien<lb/>
Aetzkalk, dann das innige Gemenge von Erz mit überschüssi-<lb/>
gem gebrannten Kalk, davor Kalk, mit welchem man den<lb/>
Mischungsmörser ausgerieben hat, davor reinen Kalk und zu<lb/>
vorderst einen losen Asbestpfropf. Die am offenen Ende in<lb/>
einem stumpfen Winkel gebogene und zu einer Spitze ausge-<lb/>
zogene Glasröhre taucht mit dieser eben <choice><sic>in in</sic><corr>in</corr></choice> einem Kolben<lb/>
enthaltenes Wasser. Beim allmäligen Erhitzen der Röhre von<lb/>
hinten nach vorn durch glühende Kohlen in einem organischen<lb/>
Verbrennungsofen entwickeln sich Quecksilberdämpfe, welche<lb/>
sich theils im gebogenen Röhrenende, theils im Wasser conden-<lb/>
siren. Nach beendigtem Prozess schneidet man ersteres ab,<lb/>
spült darin haftendes Quecksilber in den Kolben, schüttelt<lb/>
dessen Inhalt um, lässt einige Zeit stehen, giesst das klare<lb/>
Wasser ab, schüttet das Quecksilber in einen gewogenen Por-<lb/>
zellantiegel, nimmt noch vorhandenes Wasser mit Löschpapier<lb/>
weg und trocknet nöthigenfalls noch unter einer Glocke über<lb/>
Schwefelsäure. Die aus dem Magnesit entwickelte Kohlensäure<lb/>
verhütet eine Oxydation des Quecksilbers.</p><lb/>
            <p>Dieses Verfahren giebt die genauesten Resultate.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[399/0437] §. 177. Proben f. geschwefelte Erze. verwandelt und Schwefelarsen giebt mit der Glätte eine schlackige Masse. Damit die Retorte vor beendigter Operation nicht von der Bleiglätte zerfressen wird, muss man sie nur allmälig und mässig erhitzen. Quecksilberchlorid wird von Bleiglätte nicht verändert und verflüchtigt sich beim Erhitzen unzersetzt. Bei Zusatz von Kohle reducirt sich das Chlorid nur zu sich eben- falls sublimirendem Chlorür, so dass das beste Mittel zur Zer- legung der Quecksilberchloride schwarzer Fluss ist. Das bei der Destillation erfolgende Quecksilber kann ge- ringe Mengen von Blei, Wismuth, Zink, Zinn, Quecksilber- oxyd etc. enthalten, welche nur durch Anwendung chemischer Mittel zu beseitigen sind. Folgende Probirmethoden können zur Anwendung kommen: Probir- methoden. 1) Verfahren von Rose 1), Erdmann und Mar- chand. 2) Nach Art einer organischen Analyse bringt man an das hintere zugeschmolzene Ende einer 44 Cm. langen und 15 Mm. weiten Röhre von schwerschmelzigem Glase eine etwa 5 Cm. lange Magnesitlage, davor eine Schicht wasserfreien Aetzkalk, dann das innige Gemenge von Erz mit überschüssi- gem gebrannten Kalk, davor Kalk, mit welchem man den Mischungsmörser ausgerieben hat, davor reinen Kalk und zu vorderst einen losen Asbestpfropf. Die am offenen Ende in einem stumpfen Winkel gebogene und zu einer Spitze ausge- zogene Glasröhre taucht mit dieser eben in einem Kolben enthaltenes Wasser. Beim allmäligen Erhitzen der Röhre von hinten nach vorn durch glühende Kohlen in einem organischen Verbrennungsofen entwickeln sich Quecksilberdämpfe, welche sich theils im gebogenen Röhrenende, theils im Wasser conden- siren. Nach beendigtem Prozess schneidet man ersteres ab, spült darin haftendes Quecksilber in den Kolben, schüttelt dessen Inhalt um, lässt einige Zeit stehen, giesst das klare Wasser ab, schüttet das Quecksilber in einen gewogenen Por- zellantiegel, nimmt noch vorhandenes Wasser mit Löschpapier weg und trocknet nöthigenfalls noch unter einer Glocke über Schwefelsäure. Die aus dem Magnesit entwickelte Kohlensäure verhütet eine Oxydation des Quecksilbers. Destilliren in Röhren. Dieses Verfahren giebt die genauesten Resultate. 1) Pogg., Ann. Bd. 110. S. 546. 2) Erdm., J. f. pr. Chem. Bd. 31. S. 385.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/437
Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/437>, abgerufen am 28.04.2024.