Kleinen nachzuahmen, um gleichzeitig Winke über das Schmelz- verhalten der Substanzen, die richtige Wahl der Zuschläge, das Ausbringen etc. zu erhalten.
Zur Erzielung möglichst genauer Resultate bedarf es, neben besonders chemischen und mineralogischen Kenntnissen, einer fleissigen Uebung im Manipuliren, sowie eines genauen Studiums der Wirkungweise der Apparate, Reagentien etc.
Nasse Proben.
Giebt der trockne Weg bei flüchtigen oder leicht verschlack- baren Metallen, bei mannichfach zusammengesetzten Verbin- dungen derselben etc. keine hinreichend genauen Resultate, so muss der Probirer den nassen Weg zu Hülfe nehmen und einfache gewichtsanalytische, volumetrische oder colorime- trische Bestimmungen in den Bereich der Probirkunst ziehen.
Analyt. chem. Proben.
Während nun der Analytiker sämmtliche Bestandtheile einer Verbindung quantitativ auf nassem Wege bestimmt und dabei kein Mittel und keine Zeit scheut, um die möglichst ge- nauen Resultate zu erhalten, so ermittelt der Probirer in der zu untersuchenden Substanz nur die technisch nutzbaren Metalle, welche im Grossen ausgebracht werden sollen, und zwar mit den einfachsten Hülfsmitteln auf trocknem oder nassem Wege in kürzester Zeit. Unter diesen Umständen können die dokimasti- schen Erfolge den analytisch-chemischen hinsichtlich der Sicher- heit und Genauigkeit nachstehen (Bleiproben, Kupferproben etc.), jedoch ist auch der umgekehrte Fall möglich oder die Resul- tate sind gleich genau (Kobalt- und Nickelproben, Bestimmung geringer Silbermengen durch Abtreiben etc.).
Volumetr. Proben.
Die massanalytischen, volumetrischen oder Titrir- proben bezwecken die quantitative Bestimmung eines Körpers durch Lösungen, welche ein bestimmtes Quantum Reagens in einem gewissen Volumen enthalten und deren verbrauchte Menge in graduirten Röhren (Büretten, Pipetten) gemessen wird. Wegen ihres bestimmten Gehaltes an Reagens (Titre) nennt man die Lösungen titrirte oder Normallösungen.
Derartige Proben sind auf manchen Hüttenwerken an die Stelle der trocknen Proben getreten, weil sie ohne grössern Zeit- aufwand genauere Resultate geben. Es geht dabei aber der Vortheil der trocknen Proben verloren, dass man aus den Schmelz- erscheinungen im Kleinen Schlüsse auf die im Grossen zu er- wartenden machen kann; auch erfordern die Titrirproben mehr theoretische Kenntnisse abseiten des Probirers, man wägt dabei das auszubringende Metall nicht direct, sondern berechnet dessen
Einleitung.
Kleinen nachzuahmen, um gleichzeitig Winke über das Schmelz- verhalten der Substanzen, die richtige Wahl der Zuschläge, das Ausbringen etc. zu erhalten.
Zur Erzielung möglichst genauer Resultate bedarf es, neben besonders chemischen und mineralogischen Kenntnissen, einer fleissigen Uebung im Manipuliren, sowie eines genauen Studiums der Wirkungweise der Apparate, Reagentien etc.
Nasse Proben.
Giebt der trockne Weg bei flüchtigen oder leicht verschlack- baren Metallen, bei mannichfach zusammengesetzten Verbin- dungen derselben etc. keine hinreichend genauen Resultate, so muss der Probirer den nassen Weg zu Hülfe nehmen und einfache gewichtsanalytische, volumetrische oder colorime- trische Bestimmungen in den Bereich der Probirkunst ziehen.
Analyt. chem. Proben.
Während nun der Analytiker sämmtliche Bestandtheile einer Verbindung quantitativ auf nassem Wege bestimmt und dabei kein Mittel und keine Zeit scheut, um die möglichst ge- nauen Resultate zu erhalten, so ermittelt der Probirer in der zu untersuchenden Substanz nur die technisch nutzbaren Metalle, welche im Grossen ausgebracht werden sollen, und zwar mit den einfachsten Hülfsmitteln auf trocknem oder nassem Wege in kürzester Zeit. Unter diesen Umständen können die dokimasti- schen Erfolge den analytisch-chemischen hinsichtlich der Sicher- heit und Genauigkeit nachstehen (Bleiproben, Kupferproben etc.), jedoch ist auch der umgekehrte Fall möglich oder die Resul- tate sind gleich genau (Kobalt- und Nickelproben, Bestimmung geringer Silbermengen durch Abtreiben etc.).
Volumetr. Proben.
Die massanalytischen, volumetrischen oder Titrir- proben bezwecken die quantitative Bestimmung eines Körpers durch Lösungen, welche ein bestimmtes Quantum Reagens in einem gewissen Volumen enthalten und deren verbrauchte Menge in graduirten Röhren (Büretten, Pipetten) gemessen wird. Wegen ihres bestimmten Gehaltes an Reagens (Titre) nennt man die Lösungen titrirte oder Normallösungen.
Derartige Proben sind auf manchen Hüttenwerken an die Stelle der trocknen Proben getreten, weil sie ohne grössern Zeit- aufwand genauere Resultate geben. Es geht dabei aber der Vortheil der trocknen Proben verloren, dass man aus den Schmelz- erscheinungen im Kleinen Schlüsse auf die im Grossen zu er- wartenden machen kann; auch erfordern die Titrirproben mehr theoretische Kenntnisse abseiten des Probirers, man wägt dabei das auszubringende Metall nicht direct, sondern berechnet dessen
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Einleitung.
Kleinen nachzuahmen, um gleichzeitig Winke über das Schmelz-
verhalten der Substanzen, die richtige Wahl der Zuschläge, das
Ausbringen etc. zu erhalten.
Zur Erzielung möglichst genauer Resultate bedarf es, neben
besonders chemischen und mineralogischen Kenntnissen,
einer fleissigen Uebung im Manipuliren, sowie eines genauen
Studiums der Wirkungweise der Apparate, Reagentien etc.
Giebt der trockne Weg bei flüchtigen oder leicht verschlack-
baren Metallen, bei mannichfach zusammengesetzten Verbin-
dungen derselben etc. keine hinreichend genauen Resultate, so muss
der Probirer den nassen Weg zu Hülfe nehmen und einfache
gewichtsanalytische, volumetrische oder colorime-
trische Bestimmungen in den Bereich der Probirkunst ziehen.
Während nun der Analytiker sämmtliche Bestandtheile
einer Verbindung quantitativ auf nassem Wege bestimmt und
dabei kein Mittel und keine Zeit scheut, um die möglichst ge-
nauen Resultate zu erhalten, so ermittelt der Probirer in der zu
untersuchenden Substanz nur die technisch nutzbaren Metalle,
welche im Grossen ausgebracht werden sollen, und zwar mit den
einfachsten Hülfsmitteln auf trocknem oder nassem Wege in
kürzester Zeit. Unter diesen Umständen können die dokimasti-
schen Erfolge den analytisch-chemischen hinsichtlich der Sicher-
heit und Genauigkeit nachstehen (Bleiproben, Kupferproben etc.),
jedoch ist auch der umgekehrte Fall möglich oder die Resul-
tate sind gleich genau (Kobalt- und Nickelproben, Bestimmung
geringer Silbermengen durch Abtreiben etc.).
Die massanalytischen, volumetrischen oder Titrir-
proben bezwecken die quantitative Bestimmung eines Körpers
durch Lösungen, welche ein bestimmtes Quantum Reagens in
einem gewissen Volumen enthalten und deren verbrauchte Menge
in graduirten Röhren (Büretten, Pipetten) gemessen wird.
Wegen ihres bestimmten Gehaltes an Reagens (Titre) nennt
man die Lösungen titrirte oder Normallösungen.
Derartige Proben sind auf manchen Hüttenwerken an die
Stelle der trocknen Proben getreten, weil sie ohne grössern Zeit-
aufwand genauere Resultate geben. Es geht dabei aber der
Vortheil der trocknen Proben verloren, dass man aus den Schmelz-
erscheinungen im Kleinen Schlüsse auf die im Grossen zu er-
wartenden machen kann; auch erfordern die Titrirproben mehr
theoretische Kenntnisse abseiten des Probirers, man wägt dabei
das auszubringende Metall nicht direct, sondern berechnet dessen
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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/40>, abgerufen am 21.11.2024.
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