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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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VII. Eisen. Trockne Proben.
Haken die glühenden Kohlen gedichtet hat; zuletzt lässt man
das Brennmaterial so weit niedergehen, dass man die zuvor wohl
mit einem Eisenräumer losgemachten Tuten mit einer Tiegelzange
(Taf. VIII. Fig. 130) fassen und herausnehmen kann, worauf
man sie etwas aufstösst und zum Erkalten hinstellt. Da bei
diesem Verfahren wegen plötzlichen kalten Luftzutritts die Tiegel
leichter reissen und beim Schütteln des Tiegels sich Eisenkörn-
chen zerstreuen können, so ist es zweckmässiger, wenn die
Kohlen bis zum Tiegeldeckel niedergebrannt sind, die Ofenmün-
dung und das etwa vorhandene seitliche Einsatzloch zu öffnen,
die Esse zu schliessen, die Proben etwas erkalten zu lassen und
sie einzeln oder mit dem Käse herauszunehmen. Lässt man sie
im Ofen völlig erkalten, so haften die Tiegel bei aschenreicherem
Brennmaterial, z. B. Koks, fest an und der Ofen lässt sich we-
niger gut von Ansätzen reinigen.

Das Anfeuern von oben mit den S. 59 angegebenen
Vortheilen geschieht, z. B. in der Pariser Bergschule, in der
Weise, dass man den Ofenschacht nach dem Einsetzen der Tuten
mit todten Kohlen bis mitten an den Fuchs füllt, glühende Kohlen
oben auf thut, das Register ganz schliesst, das Feuer allmälig
nach unten gehen lässt und dabei die verbrannten Kohlen er-
setzt. Etwa 1 Stunde nach dem Anlassen schliesst man den
Ofen, öffnet das Register ein wenig, schürt alle 5--10 Min.
gleiche Theile Holzkohlen und Koks nach, indem man nach dem
Aufräumen der glühenden Kohlen erst eine Lage Koks und dann
eine nahezu gleiche Schicht Holzkohlen einbringt. Nachdem der
Fuchs gereinigt und der Ofen wieder bedeckt ist, öffnet man
das Register von Viertel- zu Viertelstunde immer mehr, bis
dasselbe 11/2--13/4 Stunden nach dem Anlassen völlig geöffnet
ist. Dann muss der Ofen noch etwa 1/4 Stunde in der stärksten
Weissglühhitze bleiben, worauf man das Brennmaterial nieder-
gehen lässt, die Tiegel herausnimmt und den noch heissen Ofen
von Ansätzen reinigt.

In der Berliner Bergakademie schmilzt man in dem
S. 336 erwähnten Ofen nach dem Durchschlagen der Flamme
1/2 Stunde bei zweimaligem Nachgeben von Holzkohlen.


Schmelzen im
Gebläseofen.

2) Bei Anwendung eines Gebläseofens1) (S. 61) setzt

1) Der Sefström'sche Gebläseofen in der Berliner Bergakademie
hat 24 Cm. lichte Weite und 37 Cm. lichte Höhe, mit 9 Formen von 16 Mm.
Weite, deren Centrum 14,5 Cm. über dem Boden; Weite des Windzufüh-
rungsrohres 33 Mm.

VII. Eisen. Trockne Proben.
Haken die glühenden Kohlen gedichtet hat; zuletzt lässt man
das Brennmaterial so weit niedergehen, dass man die zuvor wohl
mit einem Eisenräumer losgemachten Tuten mit einer Tiegelzange
(Taf. VIII. Fig. 130) fassen und herausnehmen kann, worauf
man sie etwas aufstösst und zum Erkalten hinstellt. Da bei
diesem Verfahren wegen plötzlichen kalten Luftzutritts die Tiegel
leichter reissen und beim Schütteln des Tiegels sich Eisenkörn-
chen zerstreuen können, so ist es zweckmässiger, wenn die
Kohlen bis zum Tiegeldeckel niedergebrannt sind, die Ofenmün-
dung und das etwa vorhandene seitliche Einsatzloch zu öffnen,
die Esse zu schliessen, die Proben etwas erkalten zu lassen und
sie einzeln oder mit dem Käse herauszunehmen. Lässt man sie
im Ofen völlig erkalten, so haften die Tiegel bei aschenreicherem
Brennmaterial, z. B. Koks, fest an und der Ofen lässt sich we-
niger gut von Ansätzen reinigen.

Das Anfeuern von oben mit den S. 59 angegebenen
Vortheilen geschieht, z. B. in der Pariser Bergschule, in der
Weise, dass man den Ofenschacht nach dem Einsetzen der Tuten
mit todten Kohlen bis mitten an den Fuchs füllt, glühende Kohlen
oben auf thut, das Register ganz schliesst, das Feuer allmälig
nach unten gehen lässt und dabei die verbrannten Kohlen er-
setzt. Etwa 1 Stunde nach dem Anlassen schliesst man den
Ofen, öffnet das Register ein wenig, schürt alle 5—10 Min.
gleiche Theile Holzkohlen und Koks nach, indem man nach dem
Aufräumen der glühenden Kohlen erst eine Lage Koks und dann
eine nahezu gleiche Schicht Holzkohlen einbringt. Nachdem der
Fuchs gereinigt und der Ofen wieder bedeckt ist, öffnet man
das Register von Viertel- zu Viertelstunde immer mehr, bis
dasselbe 1½—1¾ Stunden nach dem Anlassen völlig geöffnet
ist. Dann muss der Ofen noch etwa ¼ Stunde in der stärksten
Weissglühhitze bleiben, worauf man das Brennmaterial nieder-
gehen lässt, die Tiegel herausnimmt und den noch heissen Ofen
von Ansätzen reinigt.

In der Berliner Bergakademie schmilzt man in dem
S. 336 erwähnten Ofen nach dem Durchschlagen der Flamme
½ Stunde bei zweimaligem Nachgeben von Holzkohlen.


Schmelzen im
Gebläseofen.

2) Bei Anwendung eines Gebläseofens1) (S. 61) setzt

1) Der Sefström’sche Gebläseofen in der Berliner Bergakademie
hat 24 Cm. lichte Weite und 37 Cm. lichte Höhe, mit 9 Formen von 16 Mm.
Weite, deren Centrum 14,5 Cm. über dem Boden; Weite des Windzufüh-
rungsrohres 33 Mm.
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[338/0376] VII. Eisen. Trockne Proben. Haken die glühenden Kohlen gedichtet hat; zuletzt lässt man das Brennmaterial so weit niedergehen, dass man die zuvor wohl mit einem Eisenräumer losgemachten Tuten mit einer Tiegelzange (Taf. VIII. Fig. 130) fassen und herausnehmen kann, worauf man sie etwas aufstösst und zum Erkalten hinstellt. Da bei diesem Verfahren wegen plötzlichen kalten Luftzutritts die Tiegel leichter reissen und beim Schütteln des Tiegels sich Eisenkörn- chen zerstreuen können, so ist es zweckmässiger, wenn die Kohlen bis zum Tiegeldeckel niedergebrannt sind, die Ofenmün- dung und das etwa vorhandene seitliche Einsatzloch zu öffnen, die Esse zu schliessen, die Proben etwas erkalten zu lassen und sie einzeln oder mit dem Käse herauszunehmen. Lässt man sie im Ofen völlig erkalten, so haften die Tiegel bei aschenreicherem Brennmaterial, z. B. Koks, fest an und der Ofen lässt sich we- niger gut von Ansätzen reinigen. Das Anfeuern von oben mit den S. 59 angegebenen Vortheilen geschieht, z. B. in der Pariser Bergschule, in der Weise, dass man den Ofenschacht nach dem Einsetzen der Tuten mit todten Kohlen bis mitten an den Fuchs füllt, glühende Kohlen oben auf thut, das Register ganz schliesst, das Feuer allmälig nach unten gehen lässt und dabei die verbrannten Kohlen er- setzt. Etwa 1 Stunde nach dem Anlassen schliesst man den Ofen, öffnet das Register ein wenig, schürt alle 5—10 Min. gleiche Theile Holzkohlen und Koks nach, indem man nach dem Aufräumen der glühenden Kohlen erst eine Lage Koks und dann eine nahezu gleiche Schicht Holzkohlen einbringt. Nachdem der Fuchs gereinigt und der Ofen wieder bedeckt ist, öffnet man das Register von Viertel- zu Viertelstunde immer mehr, bis dasselbe 1½—1¾ Stunden nach dem Anlassen völlig geöffnet ist. Dann muss der Ofen noch etwa ¼ Stunde in der stärksten Weissglühhitze bleiben, worauf man das Brennmaterial nieder- gehen lässt, die Tiegel herausnimmt und den noch heissen Ofen von Ansätzen reinigt. In der Berliner Bergakademie schmilzt man in dem S. 336 erwähnten Ofen nach dem Durchschlagen der Flamme ½ Stunde bei zweimaligem Nachgeben von Holzkohlen. 2) Bei Anwendung eines Gebläseofens 1) (S. 61) setzt 1) Der Sefström’sche Gebläseofen in der Berliner Bergakademie hat 24 Cm. lichte Weite und 37 Cm. lichte Höhe, mit 9 Formen von 16 Mm. Weite, deren Centrum 14,5 Cm. über dem Boden; Weite des Windzufüh- rungsrohres 33 Mm.

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/376>, abgerufen am 04.05.2024.