Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

Bild:
<< vorherige Seite

§. 146. Deutsche Probe.
Ganzen 3/4--5/4 Stunden, je nach der Strengflüssigkeit und Menge
des angewandten Erzes.

Steigert man die Temperatur in der ersten Periode zu rasch,
so verschlackt sich bei einer kieselerdereicheren Beschickung
oder bei Anwendung von Borax oder Glas nicht reducirtes Ei-
senoxydul und giebt eine grüne Schlacke; bei basischer Be-
schickung entsteht ein schwach gekohlter, wohl nicht zu einem
runden Korn zusammengeflossener eckiger König. Wirkt die
hohe Temperatur in der letzten Periode zu anhaltend ein, so
bildet sich ein stark graphitisches Korn und die Schmelztiegel
können zu sehr erweichen und beim Herausnehmen Schaden
erleiden. Dies geschieht im Gebläseofen leichter, als im Wind-
ofen.

Das Schmelzen der Eisensteinsbeschickung auf RoheisenEintheilung d.
Schmelz-
proben.

kann entweder in einer mit Kohle ausgefütterten Eisentute
(deutsche Probe) oder im Gemenge mit Kohle in einem un-
gefütterten Thon- oder Graphittiegel (englische Probe) ge-
schehen. Letztere lässt sich wegen Corrosion des Tiegels bei Möller-
proben nicht anwenden und giebt, da namentlich von den Gra-
phittheilchen an der Oberfläche der Schlacke Roheisenkügelchen
eingeschlossen werden, etwas geringere Gehalte, als die deutsche
Probe.

§. 146. Deutsche Schmelzprobe auf Roheisen. 1--3 GrammZubereitung d.
Proben.

(gewöhnlich 1/2 Probirctnr., seltener 20 Grm. (S. 332) des ge-
pulverten, bei 110 oder 120° C. getrockneten und durch ein
Sieb mit 16--24, auch wohl bis 32 Maschen pro Cm. geschlagenen
Erzes werden in einer kleinen eisernen Reibschale (Taf. VI. Fig.
115) mit den erforderlichen Zuschlägen, welche die Vorunter-
suchung (S. 331) ergeben hat, erst gemengt, dann innig zusam-
mengerieben, die Beschickung mittelst eines Borstenpinsels oder
Hasenpfotens in eine Mengkapsel (Taf. VI. Fig. 126 a) gekehrt
und aus dieser vorsichtig in eine mit Gestübbe ausgefütterte
Eisentute1) mit Fuss (Taf. VII. Fig. 84) oder ohne Fuss (S. 84)

1) In der Berliner Bergakademie bezieht man nach Wedding die
mit einem durchbohrten Deckel versehenen Tiegel (Taf. VI. Fig. 86 a) von
Warmbrunn, Quilitz u. Co. daselbst. Die Masse zum Ausfüttern (S. 82)
wird auf die Weise bereitet, dass man durch ein Haarsieb geschlagene Holz-
kohle mit gesaietem Gummiarabicumwasser von solcher Consistenz, dass es
zwischen den Fingerkuppen leicht klebt, anknetet, bis sich keine Klümpchen
mehr zeigen und die Masse sich in der Hand leicht ballen lässt, ohne Feuch-
tigkeit abzugeben. Man füllt den Tiegel mit der Masse, drückt mit sanfter

§. 146. Deutsche Probe.
Ganzen ¾—5/4 Stunden, je nach der Strengflüssigkeit und Menge
des angewandten Erzes.

Steigert man die Temperatur in der ersten Periode zu rasch,
so verschlackt sich bei einer kieselerdereicheren Beschickung
oder bei Anwendung von Borax oder Glas nicht reducirtes Ei-
senoxydul und giebt eine grüne Schlacke; bei basischer Be-
schickung entsteht ein schwach gekohlter, wohl nicht zu einem
runden Korn zusammengeflossener eckiger König. Wirkt die
hohe Temperatur in der letzten Periode zu anhaltend ein, so
bildet sich ein stark graphitisches Korn und die Schmelztiegel
können zu sehr erweichen und beim Herausnehmen Schaden
erleiden. Dies geschieht im Gebläseofen leichter, als im Wind-
ofen.

Das Schmelzen der Eisensteinsbeschickung auf RoheisenEintheilung d.
Schmelz-
proben.

kann entweder in einer mit Kohle ausgefütterten Eisentute
(deutsche Probe) oder im Gemenge mit Kohle in einem un-
gefütterten Thon- oder Graphittiegel (englische Probe) ge-
schehen. Letztere lässt sich wegen Corrosion des Tiegels bei Möller-
proben nicht anwenden und giebt, da namentlich von den Gra-
phittheilchen an der Oberfläche der Schlacke Roheisenkügelchen
eingeschlossen werden, etwas geringere Gehalte, als die deutsche
Probe.

§. 146. Deutsche Schmelzprobe auf Roheisen. 1—3 GrammZubereitung d.
Proben.

(gewöhnlich ½ Probirctnr., seltener 20 Grm. (S. 332) des ge-
pulverten, bei 110 oder 120° C. getrockneten und durch ein
Sieb mit 16—24, auch wohl bis 32 Maschen pro Cm. geschlagenen
Erzes werden in einer kleinen eisernen Reibschale (Taf. VI. Fig.
115) mit den erforderlichen Zuschlägen, welche die Vorunter-
suchung (S. 331) ergeben hat, erst gemengt, dann innig zusam-
mengerieben, die Beschickung mittelst eines Borstenpinsels oder
Hasenpfotens in eine Mengkapsel (Taf. VI. Fig. 126 a) gekehrt
und aus dieser vorsichtig in eine mit Gestübbe ausgefütterte
Eisentute1) mit Fuss (Taf. VII. Fig. 84) oder ohne Fuss (S. 84)

1) In der Berliner Bergakademie bezieht man nach Wedding die
mit einem durchbohrten Deckel versehenen Tiegel (Taf. VI. Fig. 86 a) von
Warmbrunn, Quilitz u. Co. daselbst. Die Masse zum Ausfüttern (S. 82)
wird auf die Weise bereitet, dass man durch ein Haarsieb geschlagene Holz-
kohle mit gesaietem Gummiarabicumwasser von solcher Consistenz, dass es
zwischen den Fingerkuppen leicht klebt, anknetet, bis sich keine Klümpchen
mehr zeigen und die Masse sich in der Hand leicht ballen lässt, ohne Feuch-
tigkeit abzugeben. Man füllt den Tiegel mit der Masse, drückt mit sanfter
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0373" n="335"/><fw place="top" type="header">§. 146. Deutsche Probe.</fw><lb/>
Ganzen ¾&#x2014;5/4 Stunden, je nach der Strengflüssigkeit und Menge<lb/>
des angewandten Erzes.</p><lb/>
            <p>Steigert man die Temperatur in der ersten Periode zu rasch,<lb/>
so verschlackt sich bei einer kieselerdereicheren Beschickung<lb/>
oder bei Anwendung von Borax oder Glas nicht reducirtes Ei-<lb/>
senoxydul und giebt eine grüne Schlacke; bei basischer Be-<lb/>
schickung entsteht ein schwach gekohlter, wohl nicht zu einem<lb/>
runden Korn zusammengeflossener eckiger König. Wirkt die<lb/>
hohe Temperatur in der letzten Periode zu anhaltend ein, so<lb/>
bildet sich ein stark graphitisches Korn und die Schmelztiegel<lb/>
können zu sehr erweichen und beim Herausnehmen Schaden<lb/>
erleiden. Dies geschieht im Gebläseofen leichter, als im Wind-<lb/>
ofen.</p><lb/>
            <p>Das Schmelzen der Eisensteinsbeschickung auf Roheisen<note place="right">Eintheilung d.<lb/>
Schmelz-<lb/>
proben.</note><lb/>
kann entweder in einer mit Kohle ausgefütterten Eisentute<lb/>
(<hi rendition="#g">deutsche Probe</hi>) oder im Gemenge mit Kohle in einem un-<lb/>
gefütterten Thon- oder Graphittiegel (<hi rendition="#g">englische Probe</hi>) ge-<lb/>
schehen. Letztere lässt sich wegen Corrosion des Tiegels bei Möller-<lb/>
proben nicht anwenden und giebt, da namentlich von den Gra-<lb/>
phittheilchen an der Oberfläche der Schlacke Roheisenkügelchen<lb/>
eingeschlossen werden, etwas geringere Gehalte, als die deutsche<lb/>
Probe.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#b">§. 146. Deutsche Schmelzprobe auf Roheisen.</hi> 1&#x2014;3 Gramm<note place="right">Zubereitung d.<lb/>
Proben.</note><lb/>
(gewöhnlich ½ Probirctnr., seltener 20 Grm. (S. 332) des ge-<lb/>
pulverten, bei 110 oder 120° C. getrockneten und durch ein<lb/>
Sieb mit 16&#x2014;24, auch wohl bis 32 Maschen pro Cm. geschlagenen<lb/>
Erzes werden in einer kleinen eisernen Reibschale (Taf. VI. Fig.<lb/>
115) mit den erforderlichen Zuschlägen, welche die Vorunter-<lb/>
suchung (S. 331) ergeben hat, erst gemengt, dann innig zusam-<lb/>
mengerieben, die Beschickung mittelst eines Borstenpinsels oder<lb/>
Hasenpfotens in eine Mengkapsel (Taf. VI. Fig. 126 a) gekehrt<lb/>
und aus dieser vorsichtig in eine mit Gestübbe ausgefütterte<lb/>
Eisentute<note xml:id="seg2pn_1_1" next="#seg2pn_1_2" place="foot" n="1)">In der <hi rendition="#g">Berliner Bergakademie</hi> bezieht man nach <hi rendition="#k">Wedding</hi> die<lb/>
mit einem durchbohrten Deckel versehenen Tiegel (Taf. VI. Fig. 86 a) von<lb/><hi rendition="#k">Warmbrunn, Quilitz</hi> u. Co. daselbst. Die Masse zum Ausfüttern (S. 82)<lb/>
wird auf die Weise bereitet, dass man durch ein Haarsieb geschlagene Holz-<lb/>
kohle mit gesaietem Gummiarabicumwasser von solcher Consistenz, dass es<lb/>
zwischen den Fingerkuppen leicht klebt, anknetet, bis sich keine Klümpchen<lb/>
mehr zeigen und die Masse sich in der Hand leicht ballen lässt, ohne Feuch-<lb/>
tigkeit abzugeben. Man füllt den Tiegel mit der Masse, drückt mit sanfter</note> mit Fuss (Taf. VII. Fig. 84) oder ohne Fuss (S. 84)<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[335/0373] §. 146. Deutsche Probe. Ganzen ¾—5/4 Stunden, je nach der Strengflüssigkeit und Menge des angewandten Erzes. Steigert man die Temperatur in der ersten Periode zu rasch, so verschlackt sich bei einer kieselerdereicheren Beschickung oder bei Anwendung von Borax oder Glas nicht reducirtes Ei- senoxydul und giebt eine grüne Schlacke; bei basischer Be- schickung entsteht ein schwach gekohlter, wohl nicht zu einem runden Korn zusammengeflossener eckiger König. Wirkt die hohe Temperatur in der letzten Periode zu anhaltend ein, so bildet sich ein stark graphitisches Korn und die Schmelztiegel können zu sehr erweichen und beim Herausnehmen Schaden erleiden. Dies geschieht im Gebläseofen leichter, als im Wind- ofen. Das Schmelzen der Eisensteinsbeschickung auf Roheisen kann entweder in einer mit Kohle ausgefütterten Eisentute (deutsche Probe) oder im Gemenge mit Kohle in einem un- gefütterten Thon- oder Graphittiegel (englische Probe) ge- schehen. Letztere lässt sich wegen Corrosion des Tiegels bei Möller- proben nicht anwenden und giebt, da namentlich von den Gra- phittheilchen an der Oberfläche der Schlacke Roheisenkügelchen eingeschlossen werden, etwas geringere Gehalte, als die deutsche Probe. Eintheilung d. Schmelz- proben. §. 146. Deutsche Schmelzprobe auf Roheisen. 1—3 Gramm (gewöhnlich ½ Probirctnr., seltener 20 Grm. (S. 332) des ge- pulverten, bei 110 oder 120° C. getrockneten und durch ein Sieb mit 16—24, auch wohl bis 32 Maschen pro Cm. geschlagenen Erzes werden in einer kleinen eisernen Reibschale (Taf. VI. Fig. 115) mit den erforderlichen Zuschlägen, welche die Vorunter- suchung (S. 331) ergeben hat, erst gemengt, dann innig zusam- mengerieben, die Beschickung mittelst eines Borstenpinsels oder Hasenpfotens in eine Mengkapsel (Taf. VI. Fig. 126 a) gekehrt und aus dieser vorsichtig in eine mit Gestübbe ausgefütterte Eisentute 1) mit Fuss (Taf. VII. Fig. 84) oder ohne Fuss (S. 84) Zubereitung d. Proben. 1) In der Berliner Bergakademie bezieht man nach Wedding die mit einem durchbohrten Deckel versehenen Tiegel (Taf. VI. Fig. 86 a) von Warmbrunn, Quilitz u. Co. daselbst. Die Masse zum Ausfüttern (S. 82) wird auf die Weise bereitet, dass man durch ein Haarsieb geschlagene Holz- kohle mit gesaietem Gummiarabicumwasser von solcher Consistenz, dass es zwischen den Fingerkuppen leicht klebt, anknetet, bis sich keine Klümpchen mehr zeigen und die Masse sich in der Hand leicht ballen lässt, ohne Feuch- tigkeit abzugeben. Man füllt den Tiegel mit der Masse, drückt mit sanfter

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/373
Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/373>, abgerufen am 23.11.2024.