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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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§. 145. Allgemeines.
Der im Grossen als Zuschlag angewandte Kalkstein enthält
höchstens 56% Ca, mittlere Sorten nur 50% Ca.

Wie bereits bemerkt (S. 330), wendet man Boraxglas
(S. 121) wohl dann mit Vortheil an, wenn die Erze sehr streng-
flüssig sind oder bei armen, viel Zuschläge erfordernden Erzen.
Statt des Quarzes nimmt man auch kieselsäurereiches Glas.
Zuweilen schmilzt man verschiedene Zuschläge für sich zusammen
und verwendet dann die gepulverte Masse zu den Eisenproben,
z. B. in Ilsenburg eine Schmelze aus Thon, Kalk und Borax,
der man nach Erforderniss noch Flussspath oder Glas oder
beide zusetzt, wo dann aber die Zustände nicht mehr ganz, wie
im Grossen, obwalten.

Als Beispiele für die Beschickung verschiedener ErzeBeispiele.
Clausthal.
Laborat.

sind unter anderen folgende anzuführen: Im Clausthaler La-
boratorium
für reiche Erze mit wenig oder gar keinen Erden (sowie
für todtgeröstete Kiese und Leche) 10% Flussspath. 10% Kreide und 15--
20% Thon; für kalkige 15--20% Thon, 20--40% Quarz, bei gleichzeiti-
gem grösseren Magnesiagehalt nach 10% Kreide; für thonige 20--25%
Kreide und 20--25% Flussspath; für kieselige 20% Kreide, 25% Fluss-
spath und 5--10% Thon und wenn sie arm sind, 10--15% Flussspath und
2--3% Thon mehr; für Eisensilicate, Eisenfrischschlacken, 15--
20% Kreide, 15--20% Flussspath und 5--10% Thon.

Rivor1) setzt kalkigen Erzen Thon und wenig Quarz zur BildungRivot's
Beschick.

eines Verhältnisses von 40 Si, 15 Al und 45 Ca zu; für quarzige einen
Dolomitzuschlag unter Bildung einer aus 40 Si, 40 Ca und 20 Mg beste-
henden Schlacke oder einen Zuschlag von Thon und Kalk behuf Erzielung
eines Verhältnisses von 50 Si, 12 Al und 38 Ca. Letzteres Verhältniss giebt
eine sehr gutschmelzbare Schlacke. 100 Quarz erfordern in letzterer nicht
weniger als 150 Thon und 350--360 Kalk oder 250--260 Dolomit; auf 100
Thon kann man 100--120--130 Kalk und bei Anwesenheit von Kalk und
Thon im Erz auf 100 Thon 110--130 kohlensauren Kalk rechnen; für sehr
reiche Erze wendet derselbe 10--15 Gramm eines vorher zusammengeschmol-
zenen Flussmittelgemenges auf 20 Gramm Erz an, und zwar je nach dem
grössern Kalk- oder Kieselerdegehalt Compositionen von nachstehender Zu-
sammensetzung:

Si 35 40 50
Al 15 15 15
Ca 50 45 35.

Percy2) macht zur Auffindung der richtigen Beschickung für ein ErzPercy's
Beschick.

gleichzeitig 3 Proben mit folgenden Gemengen: 4 Glas und 11/2 Kalk, 21/2
Glas und 21/2 Kalk. 4 Kalk und 1 Glas und ersieht dann aus dem Schmelz-

1) Rivot, Docimasie. 1864. III Tome. p. 590.
2) Percy-Wedding, Metallurgie II, 453. B. u. h. Ztg. 1864. S. 197.

§. 145. Allgemeines.
Der im Grossen als Zuschlag angewandte Kalkstein enthält
höchstens 56% Ca, mittlere Sorten nur 50% Ca.

Wie bereits bemerkt (S. 330), wendet man Boraxglas
(S. 121) wohl dann mit Vortheil an, wenn die Erze sehr streng-
flüssig sind oder bei armen, viel Zuschläge erfordernden Erzen.
Statt des Quarzes nimmt man auch kieselsäurereiches Glas.
Zuweilen schmilzt man verschiedene Zuschläge für sich zusammen
und verwendet dann die gepulverte Masse zu den Eisenproben,
z. B. in Ilsenburg eine Schmelze aus Thon, Kalk und Borax,
der man nach Erforderniss noch Flussspath oder Glas oder
beide zusetzt, wo dann aber die Zustände nicht mehr ganz, wie
im Grossen, obwalten.

Als Beispiele für die Beschickung verschiedener ErzeBeispiele.
Clausthal.
Laborat.

sind unter anderen folgende anzuführen: Im Clausthaler La-
boratorium
für reiche Erze mit wenig oder gar keinen Erden (sowie
für todtgeröstete Kiese und Leche) 10% Flussspath. 10% Kreide und 15—
20% Thon; für kalkige 15—20% Thon, 20—40% Quarz, bei gleichzeiti-
gem grösseren Magnesiagehalt nach 10% Kreide; für thonige 20—25%
Kreide und 20—25% Flussspath; für kieselige 20% Kreide, 25% Fluss-
spath und 5—10% Thon und wenn sie arm sind, 10—15% Flussspath und
2—3% Thon mehr; für Eisensilicate, Eisenfrischschlacken, 15—
20% Kreide, 15—20% Flussspath und 5—10% Thon.

Rivor1) setzt kalkigen Erzen Thon und wenig Quarz zur BildungRivot’s
Beschick.

eines Verhältnisses von 40 Si, 15 Al und 45 Ca zu; für quarzige einen
Dolomitzuschlag unter Bildung einer aus 40 Si, 40 Ca und 20 Mg beste-
henden Schlacke oder einen Zuschlag von Thon und Kalk behuf Erzielung
eines Verhältnisses von 50 Si, 12 Al und 38 Ca. Letzteres Verhältniss giebt
eine sehr gutschmelzbare Schlacke. 100 Quarz erfordern in letzterer nicht
weniger als 150 Thon und 350—360 Kalk oder 250—260 Dolomit; auf 100
Thon kann man 100—120—130 Kalk und bei Anwesenheit von Kalk und
Thon im Erz auf 100 Thon 110—130 kohlensauren Kalk rechnen; für sehr
reiche Erze wendet derselbe 10—15 Gramm eines vorher zusammengeschmol-
zenen Flussmittelgemenges auf 20 Gramm Erz an, und zwar je nach dem
grössern Kalk- oder Kieselerdegehalt Compositionen von nachstehender Zu-
sammensetzung:

Si 35 40 50
Al 15 15 15
Ca 50 45 35.

Percy2) macht zur Auffindung der richtigen Beschickung für ein ErzPercy’s
Beschick.

gleichzeitig 3 Proben mit folgenden Gemengen: 4 Glas und 1½ Kalk, 2½
Glas und 2½ Kalk. 4 Kalk und 1 Glas und ersieht dann aus dem Schmelz-

1) Rivot, Docimasie. 1864. III Tome. p. 590.
2) Percy-Wedding, Metallurgie II, 453. B. u. h. Ztg. 1864. S. 197.
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[333/0371] §. 145. Allgemeines. Der im Grossen als Zuschlag angewandte Kalkstein enthält höchstens 56% Ca, mittlere Sorten nur 50% Ca. Wie bereits bemerkt (S. 330), wendet man Boraxglas (S. 121) wohl dann mit Vortheil an, wenn die Erze sehr streng- flüssig sind oder bei armen, viel Zuschläge erfordernden Erzen. Statt des Quarzes nimmt man auch kieselsäurereiches Glas. Zuweilen schmilzt man verschiedene Zuschläge für sich zusammen und verwendet dann die gepulverte Masse zu den Eisenproben, z. B. in Ilsenburg eine Schmelze aus Thon, Kalk und Borax, der man nach Erforderniss noch Flussspath oder Glas oder beide zusetzt, wo dann aber die Zustände nicht mehr ganz, wie im Grossen, obwalten. Als Beispiele für die Beschickung verschiedener Erze sind unter anderen folgende anzuführen: Im Clausthaler La- boratorium für reiche Erze mit wenig oder gar keinen Erden (sowie für todtgeröstete Kiese und Leche) 10% Flussspath. 10% Kreide und 15— 20% Thon; für kalkige 15—20% Thon, 20—40% Quarz, bei gleichzeiti- gem grösseren Magnesiagehalt nach 10% Kreide; für thonige 20—25% Kreide und 20—25% Flussspath; für kieselige 20% Kreide, 25% Fluss- spath und 5—10% Thon und wenn sie arm sind, 10—15% Flussspath und 2—3% Thon mehr; für Eisensilicate, Eisenfrischschlacken, 15— 20% Kreide, 15—20% Flussspath und 5—10% Thon. Beispiele. Clausthal. Laborat. Rivor 1) setzt kalkigen Erzen Thon und wenig Quarz zur Bildung eines Verhältnisses von 40 Si, 15 Al und 45 Ca zu; für quarzige einen Dolomitzuschlag unter Bildung einer aus 40 Si, 40 Ca und 20 Mg beste- henden Schlacke oder einen Zuschlag von Thon und Kalk behuf Erzielung eines Verhältnisses von 50 Si, 12 Al und 38 Ca. Letzteres Verhältniss giebt eine sehr gutschmelzbare Schlacke. 100 Quarz erfordern in letzterer nicht weniger als 150 Thon und 350—360 Kalk oder 250—260 Dolomit; auf 100 Thon kann man 100—120—130 Kalk und bei Anwesenheit von Kalk und Thon im Erz auf 100 Thon 110—130 kohlensauren Kalk rechnen; für sehr reiche Erze wendet derselbe 10—15 Gramm eines vorher zusammengeschmol- zenen Flussmittelgemenges auf 20 Gramm Erz an, und zwar je nach dem grössern Kalk- oder Kieselerdegehalt Compositionen von nachstehender Zu- sammensetzung: Rivot’s Beschick. Si 35 40 50 Al 15 15 15 Ca 50 45 35. Percy 2) macht zur Auffindung der richtigen Beschickung für ein Erz gleichzeitig 3 Proben mit folgenden Gemengen: 4 Glas und 1½ Kalk, 2½ Glas und 2½ Kalk. 4 Kalk und 1 Glas und ersieht dann aus dem Schmelz- Percy’s Beschick. 1) Rivot, Docimasie. 1864. III Tome. p. 590. 2) Percy-Wedding, Metallurgie II, 453. B. u. h. Ztg. 1864. S. 197.

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/371>, abgerufen am 23.11.2024.