Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

Bild:
<< vorherige Seite

§. 145. Allgemeines.
probe eine gute Schlacke geben (z. B. thonig-kalkige Eisensteine
oder solche mit Mineralsilicaten, wie Granat, Feldspath etc.);
meist bedarfs der Zuschläge, um das richtige Erdenverhältniss
zur Schlackenbildung (S. 329) herzustellen. Um erstere passend
wählen zu können, muss die Zusammensetzung der schlacken-
gebenden Bestandtheile im Erze bekannt sein. Die Ermittlung
derselben kann geschehen:

a) am genauesten durch eine chemische Analyse oder fürAnalyse des
Erzes.

technische Zwecke häufig hinreichend genau durch das in §. 148
zu erwähnende abgekürzte Verfahren auf nassem und trocknem
Wege nach Berthier.

Enthielt z. B. nach demselben ein Eisenerz

50 % Eisenoxyd
25 " Kieselsäure
10 " Thonerde
3 " Kalkerde
12 " Wasser und Kohlensäure.
100

und es soll eine Schlacke von der S. 329 angegebenen Zusammensetzung
2 Ca3 Si + Al Si hergestellt werden, so lassen sich die erforderlichen Mengen
Zuschläge wie folgt berechnen:

1 Atom Thonerde (51,4) erfordert zur Bildung von Al Si 1 Atom Kiesel-
säure (45), also werden die 10 Thle. Thonerde des Erzes 9 Thle. Kieselsäure
aufnehmen, so dass zur Verbindung mit Kalkerde 25--9=16 Thle. übrig
bleiben Nach der obigen Formel bedürfen nun 2 At. Kieselsäure (90) 6 At.
Kalkerde (168), also die obigen 16 Thle. von ersterer 30 Thle. von letzterer.
Da nur 3 Thle. Kalkerde im Erze vorhanden sind, so müssen demselben zur
Erzeugung der obigen Schlacke 30--3=27 Thle. Kalkerde oder 48 Thle.
reiner kohlensaurer Kalk hinzugefügt werden.

Die Zusammensetzung der Zuschläge muss auch bekannt sein, z. B. des
Kalkes, Thones etc.

b) durch qualitative Ermittlung der erdigen BestandtheileSchätzen des
Erdengehaltes.

im Erz mittelst einfacher Versuche oder nach ihren physikalischen
Kennzeichen (Kalk braust mit Säuren, Thon giebt beim An-
hauchen den charakteristischen Thongeruch und Quarz schlägt
am Stahl Funken), Taxiren der etwaigen Quantität der einzel-
nen Bestandtheile, Beschicken thoniger Erze mit Kalk, kalkiger
mit Thon und kieseliger mit Thon und Kalk in verschiedenen
Verhältnissen, auch wohl Verschmelzen der Probe für sich ohne
alle Zuschläge, und Beurtheilung des Schmelzausfalles haupt-
sächlich nach der Beschaffenheit der erfolgenden Schlacke. Hat
man einmal nach diesem auf den Hütten häufig gebräuchlichen
Verfahren für das Erz von einer gewissen Grube das passende

§. 145. Allgemeines.
probe eine gute Schlacke geben (z. B. thonig-kalkige Eisensteine
oder solche mit Mineralsilicaten, wie Granat, Feldspath etc.);
meist bedarfs der Zuschläge, um das richtige Erdenverhältniss
zur Schlackenbildung (S. 329) herzustellen. Um erstere passend
wählen zu können, muss die Zusammensetzung der schlacken-
gebenden Bestandtheile im Erze bekannt sein. Die Ermittlung
derselben kann geschehen:

a) am genauesten durch eine chemische Analyse oder fürAnalyse des
Erzes.

technische Zwecke häufig hinreichend genau durch das in §. 148
zu erwähnende abgekürzte Verfahren auf nassem und trocknem
Wege nach Berthier.

Enthielt z. B. nach demselben ein Eisenerz

50 % Eisenoxyd
25 „ Kieselsäure
10 „ Thonerde
3 „ Kalkerde
12 „ Wasser und Kohlensäure.
100

und es soll eine Schlacke von der S. 329 angegebenen Zusammensetzung
2 Ca3 Si + Al Si hergestellt werden, so lassen sich die erforderlichen Mengen
Zuschläge wie folgt berechnen:

1 Atom Thonerde (51,4) erfordert zur Bildung von Al Si 1 Atom Kiesel-
säure (45), also werden die 10 Thle. Thonerde des Erzes 9 Thle. Kieselsäure
aufnehmen, so dass zur Verbindung mit Kalkerde 25—9=16 Thle. übrig
bleiben Nach der obigen Formel bedürfen nun 2 At. Kieselsäure (90) 6 At.
Kalkerde (168), also die obigen 16 Thle. von ersterer 30 Thle. von letzterer.
Da nur 3 Thle. Kalkerde im Erze vorhanden sind, so müssen demselben zur
Erzeugung der obigen Schlacke 30—3=27 Thle. Kalkerde oder 48 Thle.
reiner kohlensaurer Kalk hinzugefügt werden.

Die Zusammensetzung der Zuschläge muss auch bekannt sein, z. B. des
Kalkes, Thones etc.

b) durch qualitative Ermittlung der erdigen BestandtheileSchätzen des
Erdengehaltes.

im Erz mittelst einfacher Versuche oder nach ihren physikalischen
Kennzeichen (Kalk braust mit Säuren, Thon giebt beim An-
hauchen den charakteristischen Thongeruch und Quarz schlägt
am Stahl Funken), Taxiren der etwaigen Quantität der einzel-
nen Bestandtheile, Beschicken thoniger Erze mit Kalk, kalkiger
mit Thon und kieseliger mit Thon und Kalk in verschiedenen
Verhältnissen, auch wohl Verschmelzen der Probe für sich ohne
alle Zuschläge, und Beurtheilung des Schmelzausfalles haupt-
sächlich nach der Beschaffenheit der erfolgenden Schlacke. Hat
man einmal nach diesem auf den Hütten häufig gebräuchlichen
Verfahren für das Erz von einer gewissen Grube das passende

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0369" n="331"/><fw place="top" type="header">§. 145. Allgemeines.</fw><lb/>
probe eine gute Schlacke geben (z. B. thonig-kalkige Eisensteine<lb/>
oder solche mit Mineralsilicaten, wie Granat, Feldspath etc.);<lb/>
meist bedarfs der Zuschläge, um das richtige Erdenverhältniss<lb/>
zur Schlackenbildung (S. 329) herzustellen. Um erstere passend<lb/>
wählen zu können, muss die Zusammensetzung der schlacken-<lb/>
gebenden Bestandtheile im Erze bekannt sein. Die Ermittlung<lb/>
derselben kann geschehen:</p><lb/>
            <p>a) am genauesten durch eine chemische Analyse oder für<note place="right">Analyse des<lb/>
Erzes.</note><lb/>
technische Zwecke häufig hinreichend genau durch das in §. 148<lb/>
zu erwähnende abgekürzte Verfahren auf nassem und trocknem<lb/>
Wege nach <hi rendition="#k">Berthier</hi>.</p><lb/>
            <p>Enthielt z. B. nach demselben ein Eisenerz</p><lb/>
            <list>
              <item>50 % Eisenoxyd</item><lb/>
              <item>25 &#x201E; Kieselsäure</item><lb/>
              <item>10 &#x201E; Thonerde</item><lb/>
              <item>3 &#x201E; Kalkerde</item><lb/>
              <item><hi rendition="#u">12 &#x201E; Wasser</hi> und Kohlensäure.</item><lb/>
              <item>100</item>
            </list><lb/>
            <p>und es soll eine Schlacke von der S. 329 angegebenen Zusammensetzung<lb/>
2 Ca<hi rendition="#sup">3</hi> Si + Al Si hergestellt werden, so lassen sich die erforderlichen Mengen<lb/>
Zuschläge wie folgt berechnen:</p><lb/>
            <p>1 Atom Thonerde (51,4) erfordert zur Bildung von Al Si 1 Atom Kiesel-<lb/>
säure (45), also werden die 10 Thle. Thonerde des Erzes 9 Thle. Kieselsäure<lb/>
aufnehmen, so dass zur Verbindung mit Kalkerde 25&#x2014;9=16 Thle. übrig<lb/>
bleiben Nach der obigen Formel bedürfen nun 2 At. Kieselsäure (90) 6 At.<lb/>
Kalkerde (168), also die obigen 16 Thle. von ersterer 30 Thle. von letzterer.<lb/>
Da nur 3 Thle. Kalkerde im Erze vorhanden sind, so müssen demselben zur<lb/>
Erzeugung der obigen Schlacke 30&#x2014;3=27 Thle. Kalkerde oder 48 Thle.<lb/>
reiner kohlensaurer Kalk hinzugefügt werden.</p><lb/>
            <p>Die Zusammensetzung der Zuschläge muss auch bekannt sein, z. B. des<lb/>
Kalkes, Thones etc.</p><lb/>
            <p>b) durch qualitative Ermittlung der erdigen Bestandtheile<note place="right">Schätzen des<lb/>
Erdengehaltes.</note><lb/>
im Erz mittelst einfacher Versuche oder nach ihren physikalischen<lb/>
Kennzeichen (Kalk braust mit Säuren, Thon giebt beim An-<lb/>
hauchen den charakteristischen Thongeruch und Quarz schlägt<lb/>
am Stahl Funken), Taxiren der etwaigen Quantität der einzel-<lb/>
nen Bestandtheile, Beschicken thoniger Erze mit Kalk, kalkiger<lb/>
mit Thon und kieseliger mit Thon und Kalk in verschiedenen<lb/>
Verhältnissen, auch wohl Verschmelzen der Probe für sich ohne<lb/>
alle Zuschläge, und Beurtheilung des Schmelzausfalles haupt-<lb/>
sächlich nach der Beschaffenheit der erfolgenden Schlacke. Hat<lb/>
man einmal nach diesem auf den Hütten häufig gebräuchlichen<lb/>
Verfahren für das Erz von einer gewissen Grube das passende<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[331/0369] §. 145. Allgemeines. probe eine gute Schlacke geben (z. B. thonig-kalkige Eisensteine oder solche mit Mineralsilicaten, wie Granat, Feldspath etc.); meist bedarfs der Zuschläge, um das richtige Erdenverhältniss zur Schlackenbildung (S. 329) herzustellen. Um erstere passend wählen zu können, muss die Zusammensetzung der schlacken- gebenden Bestandtheile im Erze bekannt sein. Die Ermittlung derselben kann geschehen: a) am genauesten durch eine chemische Analyse oder für technische Zwecke häufig hinreichend genau durch das in §. 148 zu erwähnende abgekürzte Verfahren auf nassem und trocknem Wege nach Berthier. Analyse des Erzes. Enthielt z. B. nach demselben ein Eisenerz 50 % Eisenoxyd 25 „ Kieselsäure 10 „ Thonerde 3 „ Kalkerde 12 „ Wasser und Kohlensäure. 100 und es soll eine Schlacke von der S. 329 angegebenen Zusammensetzung 2 Ca3 Si + Al Si hergestellt werden, so lassen sich die erforderlichen Mengen Zuschläge wie folgt berechnen: 1 Atom Thonerde (51,4) erfordert zur Bildung von Al Si 1 Atom Kiesel- säure (45), also werden die 10 Thle. Thonerde des Erzes 9 Thle. Kieselsäure aufnehmen, so dass zur Verbindung mit Kalkerde 25—9=16 Thle. übrig bleiben Nach der obigen Formel bedürfen nun 2 At. Kieselsäure (90) 6 At. Kalkerde (168), also die obigen 16 Thle. von ersterer 30 Thle. von letzterer. Da nur 3 Thle. Kalkerde im Erze vorhanden sind, so müssen demselben zur Erzeugung der obigen Schlacke 30—3=27 Thle. Kalkerde oder 48 Thle. reiner kohlensaurer Kalk hinzugefügt werden. Die Zusammensetzung der Zuschläge muss auch bekannt sein, z. B. des Kalkes, Thones etc. b) durch qualitative Ermittlung der erdigen Bestandtheile im Erz mittelst einfacher Versuche oder nach ihren physikalischen Kennzeichen (Kalk braust mit Säuren, Thon giebt beim An- hauchen den charakteristischen Thongeruch und Quarz schlägt am Stahl Funken), Taxiren der etwaigen Quantität der einzel- nen Bestandtheile, Beschicken thoniger Erze mit Kalk, kalkiger mit Thon und kieseliger mit Thon und Kalk in verschiedenen Verhältnissen, auch wohl Verschmelzen der Probe für sich ohne alle Zuschläge, und Beurtheilung des Schmelzausfalles haupt- sächlich nach der Beschaffenheit der erfolgenden Schlacke. Hat man einmal nach diesem auf den Hütten häufig gebräuchlichen Verfahren für das Erz von einer gewissen Grube das passende Schätzen des Erdengehaltes.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/369
Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/369>, abgerufen am 04.05.2024.