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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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VI. Platin. Erzproben.
dieser dann auf den ganzen oberen Theil nebst Sägespänen
berechnet. Mittelst kochender Schwefelsäure kann das Silber
vom Platin weggelöst werden.

Um nun auch das in dem abgesägten Theil vorhandene
Platin in Anrechnung zu bringen, löst man das Blei durch die
10fache Menge Salpetersäure, mit gleichen Theilen Wasser ver-
dünnt, weg, wäscht den aus körnigem Osmirid und sehr fein-
pulverigem Platin bestehenden Rückstand erst mit angesäuertem,
dann mit destillirtem heissen Wasser durch Decantiren aus,
trocknet, wiegt und extrahirt aus der Masse durch heisses
Königswasser das Platin. Das zurückbleibende gut ausgewaschene
und getrocknete Osmirid wird gewogen und das Platin aus dem
Verlust gefunden. Auch lässt sich aus dem Rückstande mittelst
eines ganz dichten Seidensiebes das feine Platinpulver von dem
körnigen oder schuppigen Osmirid trennen. Da Palladium,
Osmium und Iridium stets eine constante Menge von 4--5 %
im Platin ausmachen, so zieht man von dem gefundenen Ge-
wicht des letzteren 4--5 % für jene Metalle ab.

Dieses Probirverfahren ergiebt den Platingehalt nicht minder
genau, als eine Analyse auf nassem Wege.

Die Bestimmung der übrigen Platinmetalle erfordert com-
plicirtere Operationen auf nassem Wege. 1)


Probe für Pla-
tinrückstände.

B. Probe für Platinrückstände. 2) 50 Gramm Platin-
rückstände werden je nach ihrem Sandgehalt mit 150--200
Grmm. Bleiglätte und je nach dem Gehalt an Osmirid mit
50 -- 100 Grmm. Blei unter Umrühren mit einem Pfeifenrohr
1/2 Stunde bei Rothglühhitze geschmolzen, der erfolgende König
nach dem Entschlacken mittelst warmer Essigsäure und Bürste
gereinigt, durch verdünnte Salpetersäure das Blei, Palladium
und der grösste Theil des Rhodiums weggelöst, aus dem gut
ausgewaschenen und gewogenen Rückstand durch Königswasser
das Platin nebst etwas Iridium und Rhodium ausgezogen, das
rückständige Osmirid gewogen und aus der Differenz das Ge-
wicht des eine geringe Menge Rhodium und Iridium enthaltenden
Platins gefunden.

§. 139. Nasse Proben.


Goldfreie Erze.

1) Goldfreie Erze. 5--10 Grmm. Platinerz werden

1) Siehe Wöhler's Mineralchemie. 1861. S. 95, 98.
2) Wöhler, Mineralchemie. 1861. S. 102. Graham-Otto's Chemie. 1863.
Bd. 2. Abthlg. 3. S. 1083.

VI. Platin. Erzproben.
dieser dann auf den ganzen oberen Theil nebst Sägespänen
berechnet. Mittelst kochender Schwefelsäure kann das Silber
vom Platin weggelöst werden.

Um nun auch das in dem abgesägten Theil vorhandene
Platin in Anrechnung zu bringen, löst man das Blei durch die
10fache Menge Salpetersäure, mit gleichen Theilen Wasser ver-
dünnt, weg, wäscht den aus körnigem Osmirid und sehr fein-
pulverigem Platin bestehenden Rückstand erst mit angesäuertem,
dann mit destillirtem heissen Wasser durch Decantiren aus,
trocknet, wiegt und extrahirt aus der Masse durch heisses
Königswasser das Platin. Das zurückbleibende gut ausgewaschene
und getrocknete Osmirid wird gewogen und das Platin aus dem
Verlust gefunden. Auch lässt sich aus dem Rückstande mittelst
eines ganz dichten Seidensiebes das feine Platinpulver von dem
körnigen oder schuppigen Osmirid trennen. Da Palladium,
Osmium und Iridium stets eine constante Menge von 4—5 %
im Platin ausmachen, so zieht man von dem gefundenen Ge-
wicht des letzteren 4—5 % für jene Metalle ab.

Dieses Probirverfahren ergiebt den Platingehalt nicht minder
genau, als eine Analyse auf nassem Wege.

Die Bestimmung der übrigen Platinmetalle erfordert com-
plicirtere Operationen auf nassem Wege. 1)


Probe für Pla-
tinrückstände.

B. Probe für Platinrückstände. 2) 50 Gramm Platin-
rückstände werden je nach ihrem Sandgehalt mit 150—200
Grmm. Bleiglätte und je nach dem Gehalt an Osmirid mit
50 — 100 Grmm. Blei unter Umrühren mit einem Pfeifenrohr
½ Stunde bei Rothglühhitze geschmolzen, der erfolgende König
nach dem Entschlacken mittelst warmer Essigsäure und Bürste
gereinigt, durch verdünnte Salpetersäure das Blei, Palladium
und der grösste Theil des Rhodiums weggelöst, aus dem gut
ausgewaschenen und gewogenen Rückstand durch Königswasser
das Platin nebst etwas Iridium und Rhodium ausgezogen, das
rückständige Osmirid gewogen und aus der Differenz das Ge-
wicht des eine geringe Menge Rhodium und Iridium enthaltenden
Platins gefunden.

§. 139. Nasse Proben.


Goldfreie Erze.

1) Goldfreie Erze. 5—10 Grmm. Platinerz werden

1) Siehe Wöhler’s Mineralchemie. 1861. S. 95, 98.
2) Wöhler, Mineralchemie. 1861. S. 102. Graham-Otto’s Chemie. 1863.
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[320/0358] VI. Platin. Erzproben. dieser dann auf den ganzen oberen Theil nebst Sägespänen berechnet. Mittelst kochender Schwefelsäure kann das Silber vom Platin weggelöst werden. Um nun auch das in dem abgesägten Theil vorhandene Platin in Anrechnung zu bringen, löst man das Blei durch die 10fache Menge Salpetersäure, mit gleichen Theilen Wasser ver- dünnt, weg, wäscht den aus körnigem Osmirid und sehr fein- pulverigem Platin bestehenden Rückstand erst mit angesäuertem, dann mit destillirtem heissen Wasser durch Decantiren aus, trocknet, wiegt und extrahirt aus der Masse durch heisses Königswasser das Platin. Das zurückbleibende gut ausgewaschene und getrocknete Osmirid wird gewogen und das Platin aus dem Verlust gefunden. Auch lässt sich aus dem Rückstande mittelst eines ganz dichten Seidensiebes das feine Platinpulver von dem körnigen oder schuppigen Osmirid trennen. Da Palladium, Osmium und Iridium stets eine constante Menge von 4—5 % im Platin ausmachen, so zieht man von dem gefundenen Ge- wicht des letzteren 4—5 % für jene Metalle ab. Dieses Probirverfahren ergiebt den Platingehalt nicht minder genau, als eine Analyse auf nassem Wege. Die Bestimmung der übrigen Platinmetalle erfordert com- plicirtere Operationen auf nassem Wege. 1) B. Probe für Platinrückstände. 2) 50 Gramm Platin- rückstände werden je nach ihrem Sandgehalt mit 150—200 Grmm. Bleiglätte und je nach dem Gehalt an Osmirid mit 50 — 100 Grmm. Blei unter Umrühren mit einem Pfeifenrohr ½ Stunde bei Rothglühhitze geschmolzen, der erfolgende König nach dem Entschlacken mittelst warmer Essigsäure und Bürste gereinigt, durch verdünnte Salpetersäure das Blei, Palladium und der grösste Theil des Rhodiums weggelöst, aus dem gut ausgewaschenen und gewogenen Rückstand durch Königswasser das Platin nebst etwas Iridium und Rhodium ausgezogen, das rückständige Osmirid gewogen und aus der Differenz das Ge- wicht des eine geringe Menge Rhodium und Iridium enthaltenden Platins gefunden. §. 139. Nasse Proben. 1) Goldfreie Erze. 5—10 Grmm. Platinerz werden 1) Siehe Wöhler’s Mineralchemie. 1861. S. 95, 98. 2) Wöhler, Mineralchemie. 1861. S. 102. Graham-Otto’s Chemie. 1863. Bd. 2. Abthlg. 3. S. 1083.

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/358>, abgerufen am 04.05.2024.