Sollen mehrere Röllchen auf einmal in demselben Tiegel geglüht werden, so nimmt man ihn von grösserem Durchmesser, giebt der einen Hälfte des flachen Bodens einige Rinnen und rüttelt in diese die Röllchen unter Wasser so ein, dass sie getrennt liegen und beim Glühen nicht zusammenfallen.
9) Auswägen der Röllchen. Von den erkalteten Röll-Auswägen des Goldes. chen wiegt man zunächst Probe und Gegenprobe, welche genau stimmen müssen, wenn nicht etwa Ober- und Unterprobe in der Zusammensetzung differiren, dann wiegt man beide Röllchen zusammen bis auf ganze Tausendtheile (Milliemes) aus und erfährt so direct den Goldgehalt in 1000 Theilen. Die grösste Sicher- heit bringt man bei mehreren anzustellenden Proben in das Verfahren und das Resultat, wenn man jede der zu einer Probe gehörigen Gewichtshälften in verschiedenen Treiben behandelt und sie gesondert kocht, wo dann übereinstimmende Gewichte resultiren müssen. Stimmen Ober- und Unterproben nicht, so wollen manche Probirer den richtigen Durchschnittsgehalt da- durch bekommen, dass sie die Differenz durch 3 theilen, dem geringsten Gehalte 1/3 zusetzen und dem höchsten 2/3 abziehen.
Bei diesem Probirverfahren können nachstehende Fehler-Fehlerquellen. quellen vorhanden sein:
1) Man bestimmt den Goldgehalt zu niedrig, wasGoldgehalt zu niedrig. seinen Grund haben kann in fehlerhaften Capellen, zu heissem Treiben oder zu grosser Bleimenge dabei, Anwendung von Salz- säure oder salpetrige Säure 1) enthaltender Salpetersäure etc.
2) Man findet den Goldgehalt, was häufiger vorkommt,Goldgehalt zu hoch. zu hoch und zwar:
a) in Folge eines Silberrückhaltes im Golde, welcherSilberrück- halt. bei Röllchenform desselben niemals ganz zu vermeiden ist, aber er- fahrungsmässig bei 3maligem Kochen der Röllchen mit passender Salpetersäure durch den geringen Antheil Gold, welcher mecha- nisch in die Capelle (S. 296) geht, ziemlich und wenigstens so weit compensirt wird, dass die Differenz auf die Gehaltsangabe keinen Einfluss äussert. Um den geringen Silbergehalt in den Röllchen nachzuweisen, muss man eine Partie derselben in verdünntem Königswasser an einem dunklen Orte langsam in der Kälte auflösen, wobei sich etwas Chlorsilber absetzt. Dieses würde bei Anwendung heissen concentrirten Königswassers in
1)Dingl., Bd. 158. S. 418. B. u. h. Ztg. 1861. S. 407.
§. 133. Probe f. silberhalt. Gold.
Sollen mehrere Röllchen auf einmal in demselben Tiegel geglüht werden, so nimmt man ihn von grösserem Durchmesser, giebt der einen Hälfte des flachen Bodens einige Rinnen und rüttelt in diese die Röllchen unter Wasser so ein, dass sie getrennt liegen und beim Glühen nicht zusammenfallen.
9) Auswägen der Röllchen. Von den erkalteten Röll-Auswägen des Goldes. chen wiegt man zunächst Probe und Gegenprobe, welche genau stimmen müssen, wenn nicht etwa Ober- und Unterprobe in der Zusammensetzung differiren, dann wiegt man beide Röllchen zusammen bis auf ganze Tausendtheile (Millièmes) aus und erfährt so direct den Goldgehalt in 1000 Theilen. Die grösste Sicher- heit bringt man bei mehreren anzustellenden Proben in das Verfahren und das Resultat, wenn man jede der zu einer Probe gehörigen Gewichtshälften in verschiedenen Treiben behandelt und sie gesondert kocht, wo dann übereinstimmende Gewichte resultiren müssen. Stimmen Ober- und Unterproben nicht, so wollen manche Probirer den richtigen Durchschnittsgehalt da- durch bekommen, dass sie die Differenz durch 3 theilen, dem geringsten Gehalte ⅓ zusetzen und dem höchsten ⅔ abziehen.
Bei diesem Probirverfahren können nachstehende Fehler-Fehlerquellen. quellen vorhanden sein:
1) Man bestimmt den Goldgehalt zu niedrig, wasGoldgehalt zu niedrig. seinen Grund haben kann in fehlerhaften Capellen, zu heissem Treiben oder zu grosser Bleimenge dabei, Anwendung von Salz- säure oder salpetrige Säure 1) enthaltender Salpetersäure etc.
2) Man findet den Goldgehalt, was häufiger vorkommt,Goldgehalt zu hoch. zu hoch und zwar:
a) in Folge eines Silberrückhaltes im Golde, welcherSilberrück- halt. bei Röllchenform desselben niemals ganz zu vermeiden ist, aber er- fahrungsmässig bei 3maligem Kochen der Röllchen mit passender Salpetersäure durch den geringen Antheil Gold, welcher mecha- nisch in die Capelle (S. 296) geht, ziemlich und wenigstens so weit compensirt wird, dass die Differenz auf die Gehaltsangabe keinen Einfluss äussert. Um den geringen Silbergehalt in den Röllchen nachzuweisen, muss man eine Partie derselben in verdünntem Königswasser an einem dunklen Orte langsam in der Kälte auflösen, wobei sich etwas Chlorsilber absetzt. Dieses würde bei Anwendung heissen concentrirten Königswassers in
1)Dingl., Bd. 158. S. 418. B. u. h. Ztg. 1861. S. 407.
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Sollen mehrere Röllchen auf einmal in demselben Tiegel geglüht
werden, so nimmt man ihn von grösserem Durchmesser, giebt
der einen Hälfte des flachen Bodens einige Rinnen und rüttelt
in diese die Röllchen unter Wasser so ein, dass sie getrennt
liegen und beim Glühen nicht zusammenfallen.
9) Auswägen der Röllchen. Von den erkalteten Röll-
chen wiegt man zunächst Probe und Gegenprobe, welche genau
stimmen müssen, wenn nicht etwa Ober- und Unterprobe in
der Zusammensetzung differiren, dann wiegt man beide Röllchen
zusammen bis auf ganze Tausendtheile (Millièmes) aus und erfährt
so direct den Goldgehalt in 1000 Theilen. Die grösste Sicher-
heit bringt man bei mehreren anzustellenden Proben in das
Verfahren und das Resultat, wenn man jede der zu einer Probe
gehörigen Gewichtshälften in verschiedenen Treiben behandelt
und sie gesondert kocht, wo dann übereinstimmende Gewichte
resultiren müssen. Stimmen Ober- und Unterproben nicht, so
wollen manche Probirer den richtigen Durchschnittsgehalt da-
durch bekommen, dass sie die Differenz durch 3 theilen, dem
geringsten Gehalte ⅓ zusetzen und dem höchsten ⅔ abziehen.
Auswägen
des Goldes.
Bei diesem Probirverfahren können nachstehende Fehler-
quellen vorhanden sein:
Fehlerquellen.
1) Man bestimmt den Goldgehalt zu niedrig, was
seinen Grund haben kann in fehlerhaften Capellen, zu heissem
Treiben oder zu grosser Bleimenge dabei, Anwendung von Salz-
säure oder salpetrige Säure 1) enthaltender Salpetersäure etc.
Goldgehalt zu
niedrig.
2) Man findet den Goldgehalt, was häufiger vorkommt,
zu hoch und zwar:
Goldgehalt zu
hoch.
a) in Folge eines Silberrückhaltes im Golde, welcher
bei Röllchenform desselben niemals ganz zu vermeiden ist, aber er-
fahrungsmässig bei 3maligem Kochen der Röllchen mit passender
Salpetersäure durch den geringen Antheil Gold, welcher mecha-
nisch in die Capelle (S. 296) geht, ziemlich und wenigstens so
weit compensirt wird, dass die Differenz auf die Gehaltsangabe
keinen Einfluss äussert. Um den geringen Silbergehalt in den
Röllchen nachzuweisen, muss man eine Partie derselben in
verdünntem Königswasser an einem dunklen Orte langsam in
der Kälte auflösen, wobei sich etwas Chlorsilber absetzt. Dieses
würde bei Anwendung heissen concentrirten Königswassers in
Silberrück-
halt.
1) Dingl., Bd. 158. S. 418. B. u. h. Ztg. 1861. S. 407.
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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/349>, abgerufen am 23.11.2024.
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