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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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V. Gold. Legirungen.
Bei krystallinischer Oberfläche muss das Korn rund sein; war
die Temperatur beim Blicken zu niedrig, so erscheint das Korn
höckerig und erhält beim Ausplatten leicht Risse, desgleichen bei
einem Gehalte an Palladium, Iridium etc. Der Verlust beim
Abtreiben ergiebt den Kupfergehalt der Legirung.


Goldverlust.

Beim Abtreiben findet, auch wenn man keine zu hohe
Temperatur anwandte, stets ein Goldverlust statt, welcher mit
dem Kupfergehalt der Legirung zunimmt. Nach Bodemann
beträgt der Goldverlust 1/50--1/80 der gleichzeitig in die Capelle
geführten Silbermenge. Nach Napier 1) belief sich der Gewichts-
verlust an Gold, welches behuf seiner Reinigung mit Silber
und Blei abgetrieben und dann durch die Quart geschieden war,
auf 0,12--0,15 % und schwankte je nach dem Unterschiede der
Zeit und der Temperatur. Wurde Gold mit Kupfer vermischt,
so nahm der Goldverlust zu. Makins (S. 296) hat ebenfalls
einen Goldverlust durch Verflüchtigung beim Abtreiben nach-
gewiesen.


Ausplatten des
Kornes.

4) Ausplatten des Kornes. Das mittelst einer Korn-
zange von der Capelle ausgestochene, ringsum zusammenge-
drückte und abgebürstete Korn wird nach dem Ausglühen in
einer Capelle mittelst eines polirten Hammers (S. 107) auf po-
lirtem Ambos (S. 107) platt geschlagen, abermals auf einer
umgekippten Capelle schwach rothglühend gemacht, zum zweiten
Male nach dem Erkalten ausgeplattet und diese Operationen so
oft wiederholt, bis man eine gleichmässig dünne etwa 18 Mm.
im Durchmesser messende und 1/3 Mm. dicke Scheibe erhalten
hat. Bei zu starkem Glühen werden die Bleche leicht blasig
und später schulfrig, schmelzen auch wohl. Damit das Korn
beim Ausplatten an den Kanten nicht rissig wird, wodurch
demnächst beim Lösen kleine Theilchen sich abtrennen würden,
stellt man das Plättchen öfters auf die hohe Kante und be-
hämmert den Rand. Zur Erzielung gleichmässiger Stärken
wendet man auch wohl ein mit einem Einschnitt versehenes
Blech an, in welchen sich das Plättchen bequem hineinschieben
lassen muss, wenn es die erforderliche Dünne erhalten hat.
Man darf mit dem Ausplatten nicht so weit gehen, dass ein
Zerbrechen des Röllchens beim Lösen zu fürchten ist.

Bequemer als ein vollständiges Ausplatten mit dem Hammer
ist die Anwendung eines kleinen Walzwerkes (Taf. VI. Fig. 119,

1) Polyt. Centr. 1858. S. 968.

V. Gold. Legirungen.
Bei krystallinischer Oberfläche muss das Korn rund sein; war
die Temperatur beim Blicken zu niedrig, so erscheint das Korn
höckerig und erhält beim Ausplatten leicht Risse, desgleichen bei
einem Gehalte an Palladium, Iridium etc. Der Verlust beim
Abtreiben ergiebt den Kupfergehalt der Legirung.


Goldverlust.

Beim Abtreiben findet, auch wenn man keine zu hohe
Temperatur anwandte, stets ein Goldverlust statt, welcher mit
dem Kupfergehalt der Legirung zunimmt. Nach Bodemann
beträgt der Goldverlust 1/50—1/80 der gleichzeitig in die Capelle
geführten Silbermenge. Nach Napier 1) belief sich der Gewichts-
verlust an Gold, welches behuf seiner Reinigung mit Silber
und Blei abgetrieben und dann durch die Quart geschieden war,
auf 0,12—0,15 % und schwankte je nach dem Unterschiede der
Zeit und der Temperatur. Wurde Gold mit Kupfer vermischt,
so nahm der Goldverlust zu. Makins (S. 296) hat ebenfalls
einen Goldverlust durch Verflüchtigung beim Abtreiben nach-
gewiesen.


Ausplatten des
Kornes.

4) Ausplatten des Kornes. Das mittelst einer Korn-
zange von der Capelle ausgestochene, ringsum zusammenge-
drückte und abgebürstete Korn wird nach dem Ausglühen in
einer Capelle mittelst eines polirten Hammers (S. 107) auf po-
lirtem Ambos (S. 107) platt geschlagen, abermals auf einer
umgekippten Capelle schwach rothglühend gemacht, zum zweiten
Male nach dem Erkalten ausgeplattet und diese Operationen so
oft wiederholt, bis man eine gleichmässig dünne etwa 18 Mm.
im Durchmesser messende und ⅓ Mm. dicke Scheibe erhalten
hat. Bei zu starkem Glühen werden die Bleche leicht blasig
und später schulfrig, schmelzen auch wohl. Damit das Korn
beim Ausplatten an den Kanten nicht rissig wird, wodurch
demnächst beim Lösen kleine Theilchen sich abtrennen würden,
stellt man das Plättchen öfters auf die hohe Kante und be-
hämmert den Rand. Zur Erzielung gleichmässiger Stärken
wendet man auch wohl ein mit einem Einschnitt versehenes
Blech an, in welchen sich das Plättchen bequem hineinschieben
lassen muss, wenn es die erforderliche Dünne erhalten hat.
Man darf mit dem Ausplatten nicht so weit gehen, dass ein
Zerbrechen des Röllchens beim Lösen zu fürchten ist.

Bequemer als ein vollständiges Ausplatten mit dem Hammer
ist die Anwendung eines kleinen Walzwerkes (Taf. VI. Fig. 119,

1) Polyt. Centr. 1858. S. 968.
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[308/0346] V. Gold. Legirungen. Bei krystallinischer Oberfläche muss das Korn rund sein; war die Temperatur beim Blicken zu niedrig, so erscheint das Korn höckerig und erhält beim Ausplatten leicht Risse, desgleichen bei einem Gehalte an Palladium, Iridium etc. Der Verlust beim Abtreiben ergiebt den Kupfergehalt der Legirung. Beim Abtreiben findet, auch wenn man keine zu hohe Temperatur anwandte, stets ein Goldverlust statt, welcher mit dem Kupfergehalt der Legirung zunimmt. Nach Bodemann beträgt der Goldverlust 1/50—1/80 der gleichzeitig in die Capelle geführten Silbermenge. Nach Napier 1) belief sich der Gewichts- verlust an Gold, welches behuf seiner Reinigung mit Silber und Blei abgetrieben und dann durch die Quart geschieden war, auf 0,12—0,15 % und schwankte je nach dem Unterschiede der Zeit und der Temperatur. Wurde Gold mit Kupfer vermischt, so nahm der Goldverlust zu. Makins (S. 296) hat ebenfalls einen Goldverlust durch Verflüchtigung beim Abtreiben nach- gewiesen. 4) Ausplatten des Kornes. Das mittelst einer Korn- zange von der Capelle ausgestochene, ringsum zusammenge- drückte und abgebürstete Korn wird nach dem Ausglühen in einer Capelle mittelst eines polirten Hammers (S. 107) auf po- lirtem Ambos (S. 107) platt geschlagen, abermals auf einer umgekippten Capelle schwach rothglühend gemacht, zum zweiten Male nach dem Erkalten ausgeplattet und diese Operationen so oft wiederholt, bis man eine gleichmässig dünne etwa 18 Mm. im Durchmesser messende und ⅓ Mm. dicke Scheibe erhalten hat. Bei zu starkem Glühen werden die Bleche leicht blasig und später schulfrig, schmelzen auch wohl. Damit das Korn beim Ausplatten an den Kanten nicht rissig wird, wodurch demnächst beim Lösen kleine Theilchen sich abtrennen würden, stellt man das Plättchen öfters auf die hohe Kante und be- hämmert den Rand. Zur Erzielung gleichmässiger Stärken wendet man auch wohl ein mit einem Einschnitt versehenes Blech an, in welchen sich das Plättchen bequem hineinschieben lassen muss, wenn es die erforderliche Dünne erhalten hat. Man darf mit dem Ausplatten nicht so weit gehen, dass ein Zerbrechen des Röllchens beim Lösen zu fürchten ist. Bequemer als ein vollständiges Ausplatten mit dem Hammer ist die Anwendung eines kleinen Walzwerkes (Taf. VI. Fig. 119, 1) Polyt. Centr. 1858. S. 968.

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/346>, abgerufen am 27.04.2024.