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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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IV. Silber Legirungen.
viel braucht, als bei der Hauptprobe. Wesentlich dabei ist aber,
dass man Haupt- und Controlprobe entweder immer mit Zehnt-
kochsalz- oder mit Zehntsilberlösung beendigt. Man zieht Zehnt-
kochsalzlösung in dieser Beziehung vor, weil bei Beendigung
der Reaction durch Zehntsilberlösung der Niederschlag weniger
schnell erscheint und die Flüssigkeit beim Schütteln schwieriger
klar wird (S. 279). Wäre z. B. bei der Controlprobe der Ver-
such mit Zehntkochsalzlösung beendigt und es ergäbe sich bei
der Hauptprobe ein Ueberschuss von Zehntkochsalzlösung, so dass
die Reaction mit Zehntsilberlösung beendigt werden müsste, so
setzt man einen Ueberschuss von letzterer mit bestimmtem Silber-
gehalt, der demnächst in Abzug gebracht wird, hinzu und hört
mit Zehntkochsalzlösung auf oder man wiegt eine entsprechend
grössere Menge einer neuen Probe ein, deren grösserer Silber-
gehalt zuletzt einen Zehntkochsalzlösungszusatz erfordert.

2) Die Temperatur. War die Normallösung bei 15° C.
titrirt und besitzt sie zur Zeit des Versuches eine höhere oder
niedrigere Temperatur, so bedarfs einer Correction des Resul-
tates, indem bei Temperaturen unter 15° C. das Proberesultat
einen Zusatz und bei über 15° C. einen Abzug erhält. Die
Grösse desselben ersieht man aus Tabellen und zwar verdienen
die Mulder'schen vor den Gay-Lussac'schen wegen grösserer
Genauigkeit den Vorzug. Man umgeht aber jegliche Correction
durch Anstellung der erwähnten Controlprobe, welche Diffe-
renzen in der Temperatur der Normallösung und auch der
Probenflaschen unschädlich macht, wenn die Hauptproben gleich
hinter den Controlproben her angefertigt werden.

3) Das Licht. Chlorsilber wird vom Licht rasch violett
und dann schwarz gefärbt, wobei sich Chlor entwickelt und in
wässriger Lösung Salzsäure entsteht, welche Silber niederschlagen
kann. Man schützt deshalb die Probeflaschen mit dem Chlor-
silberniederschlag thunlichst gegen das Licht, indem man sie in
Vertiefungen eines Schrankes stellt oder beim Schütteln in eine
Büchse steckt. Man braucht jedoch in Betreff der Einwirkung
des Lichtes nicht zu ängstlich zu sein, wenn man die Proben
rasch ausführt.

§. 122. Verfahren beim Probiren. Hierbei kommen nach-
stehende Operationen vor:


Normal-
lösungen.
Normalkoch-
salzlösung.

1) die Bereitung der Normallösungen und zwar:

a) Normalkochsalzlösung. 100 C. C. derselben müssen
bei 15° C. (oder 17,5° C.) 1 Gramm chemisch reines Silber

IV. Silber Legirungen.
viel braucht, als bei der Hauptprobe. Wesentlich dabei ist aber,
dass man Haupt- und Controlprobe entweder immer mit Zehnt-
kochsalz- oder mit Zehntsilberlösung beendigt. Man zieht Zehnt-
kochsalzlösung in dieser Beziehung vor, weil bei Beendigung
der Reaction durch Zehntsilberlösung der Niederschlag weniger
schnell erscheint und die Flüssigkeit beim Schütteln schwieriger
klar wird (S. 279). Wäre z. B. bei der Controlprobe der Ver-
such mit Zehntkochsalzlösung beendigt und es ergäbe sich bei
der Hauptprobe ein Ueberschuss von Zehntkochsalzlösung, so dass
die Reaction mit Zehntsilberlösung beendigt werden müsste, so
setzt man einen Ueberschuss von letzterer mit bestimmtem Silber-
gehalt, der demnächst in Abzug gebracht wird, hinzu und hört
mit Zehntkochsalzlösung auf oder man wiegt eine entsprechend
grössere Menge einer neuen Probe ein, deren grösserer Silber-
gehalt zuletzt einen Zehntkochsalzlösungszusatz erfordert.

2) Die Temperatur. War die Normallösung bei 15° C.
titrirt und besitzt sie zur Zeit des Versuches eine höhere oder
niedrigere Temperatur, so bedarfs einer Correction des Resul-
tates, indem bei Temperaturen unter 15° C. das Proberesultat
einen Zusatz und bei über 15° C. einen Abzug erhält. Die
Grösse desselben ersieht man aus Tabellen und zwar verdienen
die Mulder’schen vor den Gay-Lussac’schen wegen grösserer
Genauigkeit den Vorzug. Man umgeht aber jegliche Correction
durch Anstellung der erwähnten Controlprobe, welche Diffe-
renzen in der Temperatur der Normallösung und auch der
Probenflaschen unschädlich macht, wenn die Hauptproben gleich
hinter den Controlproben her angefertigt werden.

3) Das Licht. Chlorsilber wird vom Licht rasch violett
und dann schwarz gefärbt, wobei sich Chlor entwickelt und in
wässriger Lösung Salzsäure entsteht, welche Silber niederschlagen
kann. Man schützt deshalb die Probeflaschen mit dem Chlor-
silberniederschlag thunlichst gegen das Licht, indem man sie in
Vertiefungen eines Schrankes stellt oder beim Schütteln in eine
Büchse steckt. Man braucht jedoch in Betreff der Einwirkung
des Lichtes nicht zu ängstlich zu sein, wenn man die Proben
rasch ausführt.

§. 122. Verfahren beim Probiren. Hierbei kommen nach-
stehende Operationen vor:


Normal-
lösungen.
Normalkoch-
salzlösung.

1) die Bereitung der Normallösungen und zwar:

a) Normalkochsalzlösung. 100 C. C. derselben müssen
bei 15° C. (oder 17,5° C.) 1 Gramm chemisch reines Silber

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[280/0318] IV. Silber Legirungen. viel braucht, als bei der Hauptprobe. Wesentlich dabei ist aber, dass man Haupt- und Controlprobe entweder immer mit Zehnt- kochsalz- oder mit Zehntsilberlösung beendigt. Man zieht Zehnt- kochsalzlösung in dieser Beziehung vor, weil bei Beendigung der Reaction durch Zehntsilberlösung der Niederschlag weniger schnell erscheint und die Flüssigkeit beim Schütteln schwieriger klar wird (S. 279). Wäre z. B. bei der Controlprobe der Ver- such mit Zehntkochsalzlösung beendigt und es ergäbe sich bei der Hauptprobe ein Ueberschuss von Zehntkochsalzlösung, so dass die Reaction mit Zehntsilberlösung beendigt werden müsste, so setzt man einen Ueberschuss von letzterer mit bestimmtem Silber- gehalt, der demnächst in Abzug gebracht wird, hinzu und hört mit Zehntkochsalzlösung auf oder man wiegt eine entsprechend grössere Menge einer neuen Probe ein, deren grösserer Silber- gehalt zuletzt einen Zehntkochsalzlösungszusatz erfordert. 2) Die Temperatur. War die Normallösung bei 15° C. titrirt und besitzt sie zur Zeit des Versuches eine höhere oder niedrigere Temperatur, so bedarfs einer Correction des Resul- tates, indem bei Temperaturen unter 15° C. das Proberesultat einen Zusatz und bei über 15° C. einen Abzug erhält. Die Grösse desselben ersieht man aus Tabellen und zwar verdienen die Mulder’schen vor den Gay-Lussac’schen wegen grösserer Genauigkeit den Vorzug. Man umgeht aber jegliche Correction durch Anstellung der erwähnten Controlprobe, welche Diffe- renzen in der Temperatur der Normallösung und auch der Probenflaschen unschädlich macht, wenn die Hauptproben gleich hinter den Controlproben her angefertigt werden. 3) Das Licht. Chlorsilber wird vom Licht rasch violett und dann schwarz gefärbt, wobei sich Chlor entwickelt und in wässriger Lösung Salzsäure entsteht, welche Silber niederschlagen kann. Man schützt deshalb die Probeflaschen mit dem Chlor- silberniederschlag thunlichst gegen das Licht, indem man sie in Vertiefungen eines Schrankes stellt oder beim Schütteln in eine Büchse steckt. Man braucht jedoch in Betreff der Einwirkung des Lichtes nicht zu ängstlich zu sein, wenn man die Proben rasch ausführt. §. 122. Verfahren beim Probiren. Hierbei kommen nach- stehende Operationen vor: 1) die Bereitung der Normallösungen und zwar: a) Normalkochsalzlösung. 100 C. C. derselben müssen bei 15° C. (oder 17,5° C.) 1 Gramm chemisch reines Silber

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/318>, abgerufen am 27.04.2024.