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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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§. 102. Allgemeines.
der zu untersuchenden kupferhaltigen ammoniakalischen Probe-
flüssigkeit mit gleich dicken Schichten von Normalflüssigkeiten,
welche bestimmte Kupfermengen auf ein gewisses Volum in am-
moniakalischer blauer Lösung enthalten.

Von Heine 1) ursprünglich in Deutschland seit 1839 (von
Keates schon seit 1830 in England) nur für kupferarme Sub-
stanzen (Schlacken, Kupferschiefer etc.) angewandt, ist das Prin-
cip dieser Probe von Jacquelin 2), v. Hubert 3) und Müller 4)
erweitert und auch für kupferreichere Substanzen angepasst worden.
Obgleich für letztere, wie die neuesten Mittheilungen v. Hubert's 5)
beweisen, sehr genaue Resultate erhalten werden können, so
zieht man doch zur Bestimmung grösserer Kupfergehalte meist
eine gewichtsanalytische Bestimmung vor, weil es dabei nament-
lich weniger Geräthschaften bedarf und verschiedene Individuen
gegen die Farben verschieden empfänglich sind, auch die blaue
Farbe des Kupferoxydammoniaks in Folge noch nicht genau
gekannter Einflüsse sich zuweilen mehr oder weniger ins Grün-
liche neigt, was die Beobachtung erschwert. Nach Müller 6)
steht die Färbung im engsten Zusammenhange mit der ver-
brauchten Ammoniakmenge und die grünlichblaue Färbung macht
sich um so bemerklicher, je grösser der Ammoniaküberschuss
oder je mehr Ammoniaksalze in Lösung. Derselbe empfiehlt
deshalb, sich einer titrirten Ammoniaklösung zu bedienen und
anzumerken, wie viel Volumina Ammoniak nach Neutralisa-
tion der freien Säure verbraucht sind. Salpetersaure Kupfer-
oxydlösung giebt eine intensiver blaue Färbung, als schwefelsaure;
eine salzsaure Lösung erscheint mehr grünlich, weshalb man zum
Auflösen der Salpetersäure den Vorzug giebt. Nach einiger Zeit
werden, selbst rein blaue, namentlich die schwächeren Normal-
lösungen grünlich und verlieren an Intensität, weshalb sie von

1) Bgwfd. I, 33; XVII, 405.
2) Dingl CXII, 38. Erdm., J. f. pr. Chemie. XLVI, 174. Bgwfd.
XI, 300.
3) v. Hubert, Anleitung, durch Colorimetrie den Kupfergehalt von
Erzen und Hüttenproducten schnell und genau zu ermitteln. Wien 1854.
B. u. h. Ztg. 1849. S. 677; 1851. S. 804.
4) Müller, das Complementair-Colorimeter. Chemnitz 1854. Bgwfd.
XVII, 406; XVIII, 18, 101, 117. Erdm., J. f. pr. Chem. LX, 474.
5) Schemnitzer und Leoben. Jabrb. XIV, 1865. S. 187.
6) Bgwfd. XVIII, 118; XIX, 8.
Kerl, Probirkunst. 14

§. 102. Allgemeines.
der zu untersuchenden kupferhaltigen ammoniakalischen Probe-
flüssigkeit mit gleich dicken Schichten von Normalflüssigkeiten,
welche bestimmte Kupfermengen auf ein gewisses Volum in am-
moniakalischer blauer Lösung enthalten.

Von Heine 1) ursprünglich in Deutschland seit 1839 (von
Keates schon seit 1830 in England) nur für kupferarme Sub-
stanzen (Schlacken, Kupferschiefer etc.) angewandt, ist das Prin-
cip dieser Probe von Jacquelin 2), v. Hubert 3) und Müller 4)
erweitert und auch für kupferreichere Substanzen angepasst worden.
Obgleich für letztere, wie die neuesten Mittheilungen v. Hubert’s 5)
beweisen, sehr genaue Resultate erhalten werden können, so
zieht man doch zur Bestimmung grösserer Kupfergehalte meist
eine gewichtsanalytische Bestimmung vor, weil es dabei nament-
lich weniger Geräthschaften bedarf und verschiedene Individuen
gegen die Farben verschieden empfänglich sind, auch die blaue
Farbe des Kupferoxydammoniaks in Folge noch nicht genau
gekannter Einflüsse sich zuweilen mehr oder weniger ins Grün-
liche neigt, was die Beobachtung erschwert. Nach Müller 6)
steht die Färbung im engsten Zusammenhange mit der ver-
brauchten Ammoniakmenge und die grünlichblaue Färbung macht
sich um so bemerklicher, je grösser der Ammoniaküberschuss
oder je mehr Ammoniaksalze in Lösung. Derselbe empfiehlt
deshalb, sich einer titrirten Ammoniaklösung zu bedienen und
anzumerken, wie viel Volumina Ammoniak nach Neutralisa-
tion der freien Säure verbraucht sind. Salpetersaure Kupfer-
oxydlösung giebt eine intensiver blaue Färbung, als schwefelsaure;
eine salzsaure Lösung erscheint mehr grünlich, weshalb man zum
Auflösen der Salpetersäure den Vorzug giebt. Nach einiger Zeit
werden, selbst rein blaue, namentlich die schwächeren Normal-
lösungen grünlich und verlieren an Intensität, weshalb sie von

1) Bgwfd. I, 33; XVII, 405.
2) Dingl CXII, 38. Erdm., J. f. pr. Chemie. XLVI, 174. Bgwfd.
XI, 300.
3) v. Hubert, Anleitung, durch Colorimetrie den Kupfergehalt von
Erzen und Hüttenproducten schnell und genau zu ermitteln. Wien 1854.
B. u. h. Ztg. 1849. S. 677; 1851. S. 804.
4) Müller, das Complementair-Colorimeter. Chemnitz 1854. Bgwfd.
XVII, 406; XVIII, 18, 101, 117. Erdm., J. f. pr. Chem. LX, 474.
5) Schemnitzer und Leoben. Jabrb. XIV, 1865. S. 187.
6) Bgwfd. XVIII, 118; XIX, 8.
Kerl, Probirkunst. 14
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[209/0247] §. 102. Allgemeines. der zu untersuchenden kupferhaltigen ammoniakalischen Probe- flüssigkeit mit gleich dicken Schichten von Normalflüssigkeiten, welche bestimmte Kupfermengen auf ein gewisses Volum in am- moniakalischer blauer Lösung enthalten. Von Heine 1) ursprünglich in Deutschland seit 1839 (von Keates schon seit 1830 in England) nur für kupferarme Sub- stanzen (Schlacken, Kupferschiefer etc.) angewandt, ist das Prin- cip dieser Probe von Jacquelin 2), v. Hubert 3) und Müller 4) erweitert und auch für kupferreichere Substanzen angepasst worden. Obgleich für letztere, wie die neuesten Mittheilungen v. Hubert’s 5) beweisen, sehr genaue Resultate erhalten werden können, so zieht man doch zur Bestimmung grösserer Kupfergehalte meist eine gewichtsanalytische Bestimmung vor, weil es dabei nament- lich weniger Geräthschaften bedarf und verschiedene Individuen gegen die Farben verschieden empfänglich sind, auch die blaue Farbe des Kupferoxydammoniaks in Folge noch nicht genau gekannter Einflüsse sich zuweilen mehr oder weniger ins Grün- liche neigt, was die Beobachtung erschwert. Nach Müller 6) steht die Färbung im engsten Zusammenhange mit der ver- brauchten Ammoniakmenge und die grünlichblaue Färbung macht sich um so bemerklicher, je grösser der Ammoniaküberschuss oder je mehr Ammoniaksalze in Lösung. Derselbe empfiehlt deshalb, sich einer titrirten Ammoniaklösung zu bedienen und anzumerken, wie viel Volumina Ammoniak nach Neutralisa- tion der freien Säure verbraucht sind. Salpetersaure Kupfer- oxydlösung giebt eine intensiver blaue Färbung, als schwefelsaure; eine salzsaure Lösung erscheint mehr grünlich, weshalb man zum Auflösen der Salpetersäure den Vorzug giebt. Nach einiger Zeit werden, selbst rein blaue, namentlich die schwächeren Normal- lösungen grünlich und verlieren an Intensität, weshalb sie von 1) Bgwfd. I, 33; XVII, 405. 2) Dingl CXII, 38. Erdm., J. f. pr. Chemie. XLVI, 174. Bgwfd. XI, 300. 3) v. Hubert, Anleitung, durch Colorimetrie den Kupfergehalt von Erzen und Hüttenproducten schnell und genau zu ermitteln. Wien 1854. B. u. h. Ztg. 1849. S. 677; 1851. S. 804. 4) Müller, das Complementair-Colorimeter. Chemnitz 1854. Bgwfd. XVII, 406; XVIII, 18, 101, 117. Erdm., J. f. pr. Chem. LX, 474. 5) Schemnitzer und Leoben. Jabrb. XIV, 1865. S. 187. 6) Bgwfd. XVIII, 118; XIX, 8. Kerl, Probirkunst. 14

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/247>, abgerufen am 04.12.2024.