Abstrich. 1 Probircentner wird mit dem Dreifachen schwarzen Fluss oder Potasche und 30--35 % und mehr Mehl bei einer Koch- salzdecke in einer Tute oder einem hohen Bleischerben nach dem Abflammen im Muffelofen während 20--30 Min, im Windofen nach dem Durchschlagen der Flamme während 13--15 Min. in völligen Fluss gebracht. Abstrich ist strengflüssiger, als Glätte, und giebt ein antimonhaltiges sprödes Bleikorn, welches beim nochmaligen Umschmelzen mit Potasche reiner wird, indem sich Antimon theilweise verschlackt. Bei einem Schwefelgehalt der Glätte und des Abstrichs fügt man zur Beschickung 5--10 % Eisen.
Weiss-, Gelb-, Roth-, Grün- und Scheelbleierz wer- den wie die vorhergehenden Substanzen behandelt, wobei die ans Bleioxyd gebundene Säure entweder entweicht (Weissbleierz) oder sich bei nicht zu hoher Schmelztemperatur mit dem Alkali verbindet (Gelb-, Grün-, Scheelbleierz) oder zu Oxyd reducirt wird, welches sich ebenfalls mit dem Alkali vereinigt (Roth- bleierz). Die Anwesenheit strengflüssiger Erden kann einen Zu- satz von 20--30 % Boraxglas, sowie längere Schmelzzeit er- fordern, bis Alles in dünnen Fluss gerathen ist. Bei einem Arsengehalt des Grünbleierzes fügt man 5--10 % Eisen zu.
Bleiischer Herd, wird wie Glätte verschmolzen, nur giebt man zur Verschlackung des Kalkgehaltes einen Zuschlag von 25--50 % Borax oder Glas. -- Bleischlacken mit 1/4 bis mehreren Procenten Blei als: saure strengflüssige Erz- schlacken werden (1--2 Ctr. je nach dem Bleigehalt) mit dem 3fachen Potasche und Mehl, 20--40 Pfd. Borax und bei einem Schwefelgehalt (wenn sie nicht vorher abgeröstet sind) mit 5--10 Pfd. Eisen beschickt und unter einer Kochsalzdecke nach dem Abflammen unter der Muffel 1--11/2 Stunden je nach ihrer Strengflüssigkeit in heller Rothglühhitze geschmolzen, damit sich die reducirten Bleitheilchen aus der hinreichend dünnflüssigen Schlacke zu einem Korn vereinigen können. Bei sehr armen, 1/4--1/2 % Blei enthaltenden Schlacken vertheilt man wohl als Ansammlungsmittel für das Blei über die Beschickung einige Pfund (in Przibram z. B. 3 Pfd.) feine Silberschnitzeln gleich- mässig. -- Basische leichtflüssigere Erzschlacken, sowie Bleisteinschlacken erhalten neben Potasche, Mehl und, wenn nöthig, 5--10 % Eisen einen Zuschlag von 50--100 % Boraxglas oder Glas oder beides zusammen und man schmilzt im Windofen nach dem Durchschlagen der Flamme 1/2--3/4, im
§. 82. Reduc. u. solvir. Schmelzen.
Abstrich. 1 Probircentner wird mit dem Dreifachen schwarzen Fluss oder Potasche und 30—35 % und mehr Mehl bei einer Koch- salzdecke in einer Tute oder einem hohen Bleischerben nach dem Abflammen im Muffelofen während 20—30 Min, im Windofen nach dem Durchschlagen der Flamme während 13—15 Min. in völligen Fluss gebracht. Abstrich ist strengflüssiger, als Glätte, und giebt ein antimonhaltiges sprödes Bleikorn, welches beim nochmaligen Umschmelzen mit Potasche reiner wird, indem sich Antimon theilweise verschlackt. Bei einem Schwefelgehalt der Glätte und des Abstrichs fügt man zur Beschickung 5—10 % Eisen.
Weiss-, Gelb-, Roth-, Grün- und Scheelbleierz wer- den wie die vorhergehenden Substanzen behandelt, wobei die ans Bleioxyd gebundene Säure entweder entweicht (Weissbleierz) oder sich bei nicht zu hoher Schmelztemperatur mit dem Alkali verbindet (Gelb-, Grün-, Scheelbleierz) oder zu Oxyd reducirt wird, welches sich ebenfalls mit dem Alkali vereinigt (Roth- bleierz). Die Anwesenheit strengflüssiger Erden kann einen Zu- satz von 20—30 % Boraxglas, sowie längere Schmelzzeit er- fordern, bis Alles in dünnen Fluss gerathen ist. Bei einem Arsengehalt des Grünbleierzes fügt man 5—10 % Eisen zu.
Bleiischer Herd, wird wie Glätte verschmolzen, nur giebt man zur Verschlackung des Kalkgehaltes einen Zuschlag von 25—50 % Borax oder Glas. — Bleischlacken mit ¼ bis mehreren Procenten Blei als: saure strengflüssige Erz- schlacken werden (1—2 Ctr. je nach dem Bleigehalt) mit dem 3fachen Potasche und Mehl, 20—40 Pfd. Borax und bei einem Schwefelgehalt (wenn sie nicht vorher abgeröstet sind) mit 5—10 Pfd. Eisen beschickt und unter einer Kochsalzdecke nach dem Abflammen unter der Muffel 1—1½ Stunden je nach ihrer Strengflüssigkeit in heller Rothglühhitze geschmolzen, damit sich die reducirten Bleitheilchen aus der hinreichend dünnflüssigen Schlacke zu einem Korn vereinigen können. Bei sehr armen, ¼—½ % Blei enthaltenden Schlacken vertheilt man wohl als Ansammlungsmittel für das Blei über die Beschickung einige Pfund (in Przibram z. B. 3 Pfd.) feine Silberschnitzeln gleich- mässig. — Basische leichtflüssigere Erzschlacken, sowie Bleisteinschlacken erhalten neben Potasche, Mehl und, wenn nöthig, 5—10 % Eisen einen Zuschlag von 50—100 % Boraxglas oder Glas oder beides zusammen und man schmilzt im Windofen nach dem Durchschlagen der Flamme ½—¾, im
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§. 82. Reduc. u. solvir. Schmelzen.
Abstrich. 1 Probircentner wird mit dem Dreifachen schwarzen
Fluss oder Potasche und 30—35 % und mehr Mehl bei einer Koch-
salzdecke in einer Tute oder einem hohen Bleischerben nach dem
Abflammen im Muffelofen während 20—30 Min, im Windofen nach
dem Durchschlagen der Flamme während 13—15 Min. in völligen
Fluss gebracht. Abstrich ist strengflüssiger, als Glätte, und giebt
ein antimonhaltiges sprödes Bleikorn, welches beim nochmaligen
Umschmelzen mit Potasche reiner wird, indem sich Antimon
theilweise verschlackt. Bei einem Schwefelgehalt der Glätte und
des Abstrichs fügt man zur Beschickung 5—10 % Eisen.
Weiss-, Gelb-, Roth-, Grün- und Scheelbleierz wer-
den wie die vorhergehenden Substanzen behandelt, wobei die
ans Bleioxyd gebundene Säure entweder entweicht (Weissbleierz)
oder sich bei nicht zu hoher Schmelztemperatur mit dem Alkali
verbindet (Gelb-, Grün-, Scheelbleierz) oder zu Oxyd reducirt
wird, welches sich ebenfalls mit dem Alkali vereinigt (Roth-
bleierz). Die Anwesenheit strengflüssiger Erden kann einen Zu-
satz von 20—30 % Boraxglas, sowie längere Schmelzzeit er-
fordern, bis Alles in dünnen Fluss gerathen ist. Bei einem
Arsengehalt des Grünbleierzes fügt man 5—10 % Eisen zu.
2) Reducirendes und solvirendes Schmelzen.
Reduc. solvir_
Schmelzen.
Bleiischer Herd, wird wie Glätte verschmolzen, nur
giebt man zur Verschlackung des Kalkgehaltes einen Zuschlag
von 25—50 % Borax oder Glas. — Bleischlacken mit ¼ bis
mehreren Procenten Blei als: saure strengflüssige Erz-
schlacken werden (1—2 Ctr. je nach dem Bleigehalt) mit
dem 3fachen Potasche und Mehl, 20—40 Pfd. Borax und bei
einem Schwefelgehalt (wenn sie nicht vorher abgeröstet sind) mit
5—10 Pfd. Eisen beschickt und unter einer Kochsalzdecke nach
dem Abflammen unter der Muffel 1—1½ Stunden je nach ihrer
Strengflüssigkeit in heller Rothglühhitze geschmolzen, damit sich
die reducirten Bleitheilchen aus der hinreichend dünnflüssigen
Schlacke zu einem Korn vereinigen können. Bei sehr armen,
¼—½ % Blei enthaltenden Schlacken vertheilt man wohl als
Ansammlungsmittel für das Blei über die Beschickung einige
Pfund (in Przibram z. B. 3 Pfd.) feine Silberschnitzeln gleich-
mässig. — Basische leichtflüssigere Erzschlacken, sowie
Bleisteinschlacken erhalten neben Potasche, Mehl und,
wenn nöthig, 5—10 % Eisen einen Zuschlag von 50—100 %
Boraxglas oder Glas oder beides zusammen und man schmilzt
im Windofen nach dem Durchschlagen der Flamme ½—¾, im
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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/205>, abgerufen am 22.07.2024.
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