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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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§. 78. Röstreductionsprobe.
antimon, Kupferbleisteine etc. werden auf einem mit Kreide
oder Röthel ausgestrichenen Röstscherben je nach dem Bleigehalt
zu 1 oder 2 Ctr. erst für sich, dann unter wiederholtem Auf-
reiben und Einmengen von Kohle und zuletzt durch Erhitzen
mit kohlensaurem Ammoniak möglichst vollständig abgeröstet
(S. 28), wobei die fremden Schwefelmetalle und auch der
grösste Theil Schwefelblei in Oxyde übergehen, aber auch ein
geringer Theil, namentlich des Bleies, als schwefelsaures Salz
zurückbleibt. Unterwirft man nun das Röstgut einem redu-
cirenden und solvirenden Schmelzen mit schwarzem Fluss, Borax
und Glas bei nicht zu hoher Temperatur, so werden durch
letztere Zuschläge die fremden Metalloxyde verschlackt, durch
ersteren das Bleioxyd zu Blei, aber auch das schwefelsaure Blei-
oxyd zu Schwefelblei reducirt und dieses dann von dem Kali
zum Theil entschwefelt. Vorhandene Erden gehen ebenfalls in die
Schlacke ein.

Dieses Verfahren leitet an mehreren Uebelständen. DasMängel des
Verfahrens.

Rösten ist langwierig, bei der nicht bekannten Zusammensetzung
des Röstgutes veranlasst ein Ueberfluss von Solvirungsmitteln
(Borax, Glas) die Verschlackung von Blei, ein Mangel daran
begünstigt die Reduction fremder Oxyde und somit die Verun-
reinigung des Bleies durch deren Radicale und zwar um so
mehr, je höher man die Temperatur anwendet. Man erhält
somit sehr unsichere Resultate, welche nur da Werth haben,
wo der Schmelzprozess im Grossen in ähnlicher Weise, wie im
Kleinen ausgeführt wird (Unterharz). Da der Bleiglanz beim
Rösten zerknistert, so muss ein daran reicheres Erz zuvor fein-
gerieben werden.

Als Beispiele sind anzuführen:Beispiele.

Communion-Unterharz. Die mit viel fremden Schwe-Unterharz.
felungen (namentlich Schwefelkies und Zinkblende) und auch
Erden verunreinigten Bleierze des Rammelsberges bei Goslar
kommen, nachdem sie im Grossen bereits 3mal geröstet, in diesem
Zustande zur Probirung und enthalten nur 6--8 % Blei. 2 Ctr.
a 3,75 Grmm. werden 10--15 Minuten bei schwacher Rothgluth
im Röstscherben erhitzt, dann unter Verstärkung der Temperatur
und öfterem Drehen des Scherbens noch weitere 10--15 Min.
mit Hut (S. 28) geröstet. Hierauf reibt man auf, röstet wieder
1/2 Stunde, thut auf die herausgenommenen glühenden Proben
Unschlitt (Abbrennen), bringt sie in starke Rothgluth, wieder-
holt Aufreiben und Abbrennen noch mehrmals, giebt zuletzt

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§. 78. Röstreductionsprobe.
antimon, Kupferbleisteine etc. werden auf einem mit Kreide
oder Röthel ausgestrichenen Röstscherben je nach dem Bleigehalt
zu 1 oder 2 Ctr. erst für sich, dann unter wiederholtem Auf-
reiben und Einmengen von Kohle und zuletzt durch Erhitzen
mit kohlensaurem Ammoniak möglichst vollständig abgeröstet
(S. 28), wobei die fremden Schwefelmetalle und auch der
grösste Theil Schwefelblei in Oxyde übergehen, aber auch ein
geringer Theil, namentlich des Bleies, als schwefelsaures Salz
zurückbleibt. Unterwirft man nun das Röstgut einem redu-
cirenden und solvirenden Schmelzen mit schwarzem Fluss, Borax
und Glas bei nicht zu hoher Temperatur, so werden durch
letztere Zuschläge die fremden Metalloxyde verschlackt, durch
ersteren das Bleioxyd zu Blei, aber auch das schwefelsaure Blei-
oxyd zu Schwefelblei reducirt und dieses dann von dem Kali
zum Theil entschwefelt. Vorhandene Erden gehen ebenfalls in die
Schlacke ein.

Dieses Verfahren leitet an mehreren Uebelständen. DasMängel des
Verfahrens.

Rösten ist langwierig, bei der nicht bekannten Zusammensetzung
des Röstgutes veranlasst ein Ueberfluss von Solvirungsmitteln
(Borax, Glas) die Verschlackung von Blei, ein Mangel daran
begünstigt die Reduction fremder Oxyde und somit die Verun-
reinigung des Bleies durch deren Radicale und zwar um so
mehr, je höher man die Temperatur anwendet. Man erhält
somit sehr unsichere Resultate, welche nur da Werth haben,
wo der Schmelzprozess im Grossen in ähnlicher Weise, wie im
Kleinen ausgeführt wird (Unterharz). Da der Bleiglanz beim
Rösten zerknistert, so muss ein daran reicheres Erz zuvor fein-
gerieben werden.

Als Beispiele sind anzuführen:Beispiele.

Communion-Unterharz. Die mit viel fremden Schwe-Unterharz.
felungen (namentlich Schwefelkies und Zinkblende) und auch
Erden verunreinigten Bleierze des Rammelsberges bei Goslar
kommen, nachdem sie im Grossen bereits 3mal geröstet, in diesem
Zustande zur Probirung und enthalten nur 6—8 % Blei. 2 Ctr.
à 3,75 Grmm. werden 10—15 Minuten bei schwacher Rothgluth
im Röstscherben erhitzt, dann unter Verstärkung der Temperatur
und öfterem Drehen des Scherbens noch weitere 10—15 Min.
mit Hut (S. 28) geröstet. Hierauf reibt man auf, röstet wieder
½ Stunde, thut auf die herausgenommenen glühenden Proben
Unschlitt (Abbrennen), bringt sie in starke Rothgluth, wieder-
holt Aufreiben und Abbrennen noch mehrmals, giebt zuletzt

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[163/0201] §. 78. Röstreductionsprobe. antimon, Kupferbleisteine etc. werden auf einem mit Kreide oder Röthel ausgestrichenen Röstscherben je nach dem Bleigehalt zu 1 oder 2 Ctr. erst für sich, dann unter wiederholtem Auf- reiben und Einmengen von Kohle und zuletzt durch Erhitzen mit kohlensaurem Ammoniak möglichst vollständig abgeröstet (S. 28), wobei die fremden Schwefelmetalle und auch der grösste Theil Schwefelblei in Oxyde übergehen, aber auch ein geringer Theil, namentlich des Bleies, als schwefelsaures Salz zurückbleibt. Unterwirft man nun das Röstgut einem redu- cirenden und solvirenden Schmelzen mit schwarzem Fluss, Borax und Glas bei nicht zu hoher Temperatur, so werden durch letztere Zuschläge die fremden Metalloxyde verschlackt, durch ersteren das Bleioxyd zu Blei, aber auch das schwefelsaure Blei- oxyd zu Schwefelblei reducirt und dieses dann von dem Kali zum Theil entschwefelt. Vorhandene Erden gehen ebenfalls in die Schlacke ein. Dieses Verfahren leitet an mehreren Uebelständen. Das Rösten ist langwierig, bei der nicht bekannten Zusammensetzung des Röstgutes veranlasst ein Ueberfluss von Solvirungsmitteln (Borax, Glas) die Verschlackung von Blei, ein Mangel daran begünstigt die Reduction fremder Oxyde und somit die Verun- reinigung des Bleies durch deren Radicale und zwar um so mehr, je höher man die Temperatur anwendet. Man erhält somit sehr unsichere Resultate, welche nur da Werth haben, wo der Schmelzprozess im Grossen in ähnlicher Weise, wie im Kleinen ausgeführt wird (Unterharz). Da der Bleiglanz beim Rösten zerknistert, so muss ein daran reicheres Erz zuvor fein- gerieben werden. Mängel des Verfahrens. Als Beispiele sind anzuführen: Beispiele. Communion-Unterharz. Die mit viel fremden Schwe- felungen (namentlich Schwefelkies und Zinkblende) und auch Erden verunreinigten Bleierze des Rammelsberges bei Goslar kommen, nachdem sie im Grossen bereits 3mal geröstet, in diesem Zustande zur Probirung und enthalten nur 6—8 % Blei. 2 Ctr. à 3,75 Grmm. werden 10—15 Minuten bei schwacher Rothgluth im Röstscherben erhitzt, dann unter Verstärkung der Temperatur und öfterem Drehen des Scherbens noch weitere 10—15 Min. mit Hut (S. 28) geröstet. Hierauf reibt man auf, röstet wieder ½ Stunde, thut auf die herausgenommenen glühenden Proben Unschlitt (Abbrennen), bringt sie in starke Rothgluth, wieder- holt Aufreiben und Abbrennen noch mehrmals, giebt zuletzt Unterharz. 11*

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/201>, abgerufen am 21.11.2024.