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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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Instrumente und Geräthschaften.
IV. Abschnitt.
Instrumente und Geräthschaften.

Apparate und
Geräth-
schaften.

§. 46. Allgemeines. Ausser den Apparaten zur Erzeugung
von Wärme und den Probirgefässen bedarf der Probirer noch
verschiedener Geräthschaften, welche im Nachstehenden der
Hauptsache nach angeführt werden sollen.


Eigenschaften
einer guten
Wage.

§. 47. Probirwagen1)nebst Zubehör. Man bedarf Wagen von
verschiedener Belastungsfähigkeit und Empfindlichkeit. Letztere
oder die Grösse des Ausschlagwinkels nimmt um so mehr zu,
je leichter Wagbalken und Wagschalen, je geringer die Reibung
der Schneide auf ihren Pfannen (erstere am besten von Stahl,
letztere von Achat) und je näher sich der Schwerpunct der
Wage dem Stützpuncte befindet. Liegen letztere beiden jedoch
zu nahe zusammen, so kommt die Wage wegen übergrosser
Empfindlichkeit zu schwierig zur Ruhe und das Wägen dauert
zu lange.


Richtigkeit.

Als Haupterfordernisse für die Richtigkeit einer
Wage
gelten, dass ihre Drehungsaxe über ihrem Schwerpunct,
dagegen mit den Aufhängepuncten der Wagschalen in einer
Ebene liegt, die Arme gleich lang sind und der Wagebalken
sich bei einer Belastung der Schalen nicht biegt.

Die Richtigkeit einer Wage erkennt man daran, dass, nach-
dem sie nöthigenfalls durch eine während des ganzen Versuchs
unverrückt bleibende Tara ins Gleichgewicht gebracht, dieselbe
darin verharrt, wenn man auf jede Schale ein gleich grosses
Gewicht legt oder wenn man Gewichte und gewogene Masse,
welche sich das Gleichgewicht halten, auf den Schalen vertauscht
(Umschalen); alsdann ist die Wage völlig gleicharmig. Ein
blosses Einspielen der Zunge auf die Mitte der Scale ohne auf-
gelegte Gewichte und ohne Umschalen beweist noch nicht die
Richtigkeit einer Wage, weil dieser Zustand auch bei einem
Arm eintreten kann, der etwas kürzer, aber schwerer als der
andere ist. Hat der die Schnüre der Wagschälchen tragende
Haken zu viel Spielraum an den Endschneiden oder ist er
sonst nicht ganz correct gemacht, so kann er leicht seine Lage
ändern, wobei dann beim Wägen Differenzen entstehen und
sich die Wage während dessen ändert. Die Schälchen zur
Aufnahme des Probegutes, mit oder ohne Stiel, müssen genau

1) Ueber Construction der Wagen vid.: Dr. Carl, Repert. d. physik.
Technik. München 1865. S. 7.
Instrumente und Geräthschaften.
IV. Abschnitt.
Instrumente und Geräthschaften.

Apparate und
Geräth-
schaften.

§. 46. Allgemeines. Ausser den Apparaten zur Erzeugung
von Wärme und den Probirgefässen bedarf der Probirer noch
verschiedener Geräthschaften, welche im Nachstehenden der
Hauptsache nach angeführt werden sollen.


Eigenschaften
einer guten
Wage.

§. 47. Probirwagen1)nebst Zubehör. Man bedarf Wagen von
verschiedener Belastungsfähigkeit und Empfindlichkeit. Letztere
oder die Grösse des Ausschlagwinkels nimmt um so mehr zu,
je leichter Wagbalken und Wagschalen, je geringer die Reibung
der Schneide auf ihren Pfannen (erstere am besten von Stahl,
letztere von Achat) und je näher sich der Schwerpunct der
Wage dem Stützpuncte befindet. Liegen letztere beiden jedoch
zu nahe zusammen, so kommt die Wage wegen übergrosser
Empfindlichkeit zu schwierig zur Ruhe und das Wägen dauert
zu lange.


Richtigkeit.

Als Haupterfordernisse für die Richtigkeit einer
Wage
gelten, dass ihre Drehungsaxe über ihrem Schwerpunct,
dagegen mit den Aufhängepuncten der Wagschalen in einer
Ebene liegt, die Arme gleich lang sind und der Wagebalken
sich bei einer Belastung der Schalen nicht biegt.

Die Richtigkeit einer Wage erkennt man daran, dass, nach-
dem sie nöthigenfalls durch eine während des ganzen Versuchs
unverrückt bleibende Tara ins Gleichgewicht gebracht, dieselbe
darin verharrt, wenn man auf jede Schale ein gleich grosses
Gewicht legt oder wenn man Gewichte und gewogene Masse,
welche sich das Gleichgewicht halten, auf den Schalen vertauscht
(Umschalen); alsdann ist die Wage völlig gleicharmig. Ein
blosses Einspielen der Zunge auf die Mitte der Scale ohne auf-
gelegte Gewichte und ohne Umschalen beweist noch nicht die
Richtigkeit einer Wage, weil dieser Zustand auch bei einem
Arm eintreten kann, der etwas kürzer, aber schwerer als der
andere ist. Hat der die Schnüre der Wagschälchen tragende
Haken zu viel Spielraum an den Endschneiden oder ist er
sonst nicht ganz correct gemacht, so kann er leicht seine Lage
ändern, wobei dann beim Wägen Differenzen entstehen und
sich die Wage während dessen ändert. Die Schälchen zur
Aufnahme des Probegutes, mit oder ohne Stiel, müssen genau

1) Ueber Construction der Wagen vid.: Dr. Carl, Repert. d. physik.
Technik. München 1865. S. 7.
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[98/0136] Instrumente und Geräthschaften. IV. Abschnitt. Instrumente und Geräthschaften. §. 46. Allgemeines. Ausser den Apparaten zur Erzeugung von Wärme und den Probirgefässen bedarf der Probirer noch verschiedener Geräthschaften, welche im Nachstehenden der Hauptsache nach angeführt werden sollen. §. 47. Probirwagen 1)nebst Zubehör. Man bedarf Wagen von verschiedener Belastungsfähigkeit und Empfindlichkeit. Letztere oder die Grösse des Ausschlagwinkels nimmt um so mehr zu, je leichter Wagbalken und Wagschalen, je geringer die Reibung der Schneide auf ihren Pfannen (erstere am besten von Stahl, letztere von Achat) und je näher sich der Schwerpunct der Wage dem Stützpuncte befindet. Liegen letztere beiden jedoch zu nahe zusammen, so kommt die Wage wegen übergrosser Empfindlichkeit zu schwierig zur Ruhe und das Wägen dauert zu lange. Als Haupterfordernisse für die Richtigkeit einer Wage gelten, dass ihre Drehungsaxe über ihrem Schwerpunct, dagegen mit den Aufhängepuncten der Wagschalen in einer Ebene liegt, die Arme gleich lang sind und der Wagebalken sich bei einer Belastung der Schalen nicht biegt. Die Richtigkeit einer Wage erkennt man daran, dass, nach- dem sie nöthigenfalls durch eine während des ganzen Versuchs unverrückt bleibende Tara ins Gleichgewicht gebracht, dieselbe darin verharrt, wenn man auf jede Schale ein gleich grosses Gewicht legt oder wenn man Gewichte und gewogene Masse, welche sich das Gleichgewicht halten, auf den Schalen vertauscht (Umschalen); alsdann ist die Wage völlig gleicharmig. Ein blosses Einspielen der Zunge auf die Mitte der Scale ohne auf- gelegte Gewichte und ohne Umschalen beweist noch nicht die Richtigkeit einer Wage, weil dieser Zustand auch bei einem Arm eintreten kann, der etwas kürzer, aber schwerer als der andere ist. Hat der die Schnüre der Wagschälchen tragende Haken zu viel Spielraum an den Endschneiden oder ist er sonst nicht ganz correct gemacht, so kann er leicht seine Lage ändern, wobei dann beim Wägen Differenzen entstehen und sich die Wage während dessen ändert. Die Schälchen zur Aufnahme des Probegutes, mit oder ohne Stiel, müssen genau 1) Ueber Construction der Wagen vid.: Dr. Carl, Repert. d. physik. Technik. München 1865. S. 7.

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/136>, abgerufen am 21.11.2024.