Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610.

Bild:
<< vorherige Seite

auß dero praetendirten Erfahrenheit die Quintam Essentiam herauß gezogen/ die zwar sehr nahe zusammen gangen/ aber doch nicht allerdings zu nicht worden. Hab mich auch hernach befliessen/ auß der jenigen Erfahrung/ welche die Prob gehalten/ eine scientiam oder Wissenschafft zu machen/ welches mir meines erachtens nicht allerdings mißlungen: verhoff solche scientia werde neben vielen Stücken der Medicina sich dörffen sehen lassen.

XXXVII.

Der dritte A 3. in der Ordnung/ welchen Feselius wider die Astrologos eynführet/ ist der weise König Salomon/ der die Eytelkeit aller Künsten vnd menschlichen Arbeit an Tag gibt/ sonderlich aber zum offtermal bezeuget/ daß der Mensch die künfftige Dinge nit wissen könne: Darüber Feselius die Astrologos anstrenget/ diesen Knopff sollen sie jhme aufflösen/ vnd möchte er gleichwol gern vernemmen/ wie man sich hierüber torquirn, vnd was man diesen Zeugnüssen für ein Färblein anstreichen wölle.

Antwort/ fürs erste/ hat Feselius angefangen von der Sterne Wirckungen/ daß sie deren keine haben/ ausserhalb deß Liechts vnnd Bewegung: Hiervon sagt Salomon nichts weder pro noch contra, sondern redet allein darvon/ daß die Menschen sich vergeblich bemühen/ künfftige Fälle zu erlernen.

Ist derohalben nun eine andere Frage: ob man künfftige dinge/ es sey auß den Sternen oder anderstwohero wissen könne.

Damit ich mich aber auch in diesem Puncten erkläre/ so ist zu wissen/ daß alle weltliche Händel auff zweyerley weise betrachtet werden: Erstlich/ so ferrn sie mit der Zeit vnnd Ort auch andern Vmbständen also vmbschrieben seynd/ wie man sie in den Chronicken oder ein jeder in seinem HaußCalender auffzeichnet/ welche auch eines oder deß andern Menschens in indiuiduo Leib vnd Leben/ Hab vnd Gut/ Ehr vnd Gefahr betreffen. Da bekenne ich/ daß die Astrologi sich viel zu dürstiglich vermessen/ solche Ding ins gemein/ oder in sonderbarer Personen Nativiteten/ auß dem Himmel vmbständiglich

Eiijv

auß dero praetendirten Erfahrenheit die Quintam Essentiam herauß gezogen/ die zwar sehr nahe zusammen gangen/ aber doch nicht allerdings zu nicht worden. Hab mich auch hernach befliessen/ auß der jenigen Erfahrung/ welche die Prob gehalten/ eine scientiam oder Wissenschafft zu machen/ welches mir meines erachtens nicht allerdings mißlungen: verhoff solche scientia werde neben vielen Stücken der Medicina sich dörffen sehen lassen.

XXXVII.

Der dritte A 3. in der Ordnung/ welchen Feselius wider die Astrologos eynführet/ ist der weise König Salomon/ der die Eytelkeit aller Künsten vnd menschlichen Arbeit an Tag gibt/ sonderlich aber zum offtermal bezeuget/ daß der Mensch die künfftige Dinge nit wissen könne: Darüber Feselius die Astrologos anstrenget/ diesen Knopff sollen sie jhme aufflösen/ vnd möchte er gleichwol gern vernemmen/ wie man sich hierüber torquirn, vnd was man diesen Zeugnüssen für ein Färblein anstreichen wölle.

Antwort/ fürs erste/ hat Feselius angefangen von der Sterne Wirckungen/ daß sie deren keine haben/ ausserhalb deß Liechts vnnd Bewegung: Hiervon sagt Salomon nichts weder pro noch contra, sondern redet allein darvon/ daß die Menschen sich vergeblich bemühen/ künfftige Fälle zu erlernen.

Ist derohalben nun eine andere Frage: ob man künfftige dinge/ es sey auß den Sternen oder anderstwohero wissen könne.

Damit ich mich aber auch in diesem Puncten erkläre/ so ist zu wissen/ daß alle weltliche Händel auff zweyerley weise betrachtet werden: Erstlich/ so ferrn sie mit der Zeit vnnd Ort auch andern Vmbständen also vmbschrieben seynd/ wie man sie in den Chronicken oder ein jeder in seinem HaußCalender auffzeichnet/ welche auch eines oder deß andern Menschens in indiuiduo Leib vnd Leben/ Hab vnd Gut/ Ehr vnd Gefahr betreffen. Da bekenne ich/ daß die Astrologi sich viel zu dürstiglich vermessen/ solche Ding ins gemein/ oder in sonderbarer Personen Nativiteten/ auß dem Himmel vmbständiglich

Eiijv
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0055" n="[Eiijv]"/>
auß dero <hi rendition="#aq">praetendirten</hi> Erfahrenheit die <hi rendition="#aq">Quintam Essentiam </hi>herauß gezogen/ die zwar
             sehr nahe zusammen gangen/ aber doch nicht allerdings zu nicht worden. Hab mich auch
             hernach befliessen/ auß der jenigen Erfahrung/ welche die Prob gehalten/ eine <hi rendition="#aq">scientiam</hi> oder Wissenschafft zu machen/ welches mir meines
             erachtens nicht allerdings mißlungen: verhoff solche <hi rendition="#aq">scientia
             </hi>werde neben vielen Stücken der <hi rendition="#aq">Medicina</hi> sich dörffen sehen
             lassen. </p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>XXXVII.</head><lb/>
          <p> Der dritte A 3. in der Ordnung/ welchen <hi rendition="#aq">Feselius</hi> wider die <hi rendition="#aq">Astrologos </hi>eynführet/ ist der weise König Salomon/ der die
             Eytelkeit aller Künsten vnd menschlichen Arbeit an Tag gibt/ sonderlich aber zum
             offtermal bezeuget/ daß der Mensch die künfftige Dinge nit wissen könne: Darüber <hi rendition="#aq">Feselius </hi>die <hi rendition="#aq">Astrologos</hi> anstrenget/
             diesen Knopff sollen sie jhme aufflösen/ vnd möchte er gleichwol gern vernemmen/ wie man
             sich hierüber <hi rendition="#aq">torquirn</hi>, vnd was man diesen Zeugnüssen für ein
             Färblein anstreichen wölle. </p>
          <p> Antwort/ fürs erste/ hat <hi rendition="#aq">Feselius</hi> angefangen von der Sterne
             Wirckungen/ daß sie deren keine haben/ ausserhalb deß Liechts vnnd Bewegung: Hiervon
             sagt Salomon  nichts weder <hi rendition="#aq">pro</hi> noch <hi rendition="#aq">contra</hi>, sondern redet allein darvon/ daß die
             Menschen sich vergeblich bemühen/ künfftige Fälle zu erlernen. </p>
          <p> Ist derohalben nun eine andere Frage: ob man künfftige dinge/ es sey auß den Sternen
             oder anderstwohero wissen könne. </p>
          <p> Damit ich mich aber auch in diesem Puncten erkläre/ so ist zu wissen/ daß alle
             weltliche Händel auff zweyerley weise betrachtet werden: Erstlich/ so ferrn sie mit der
             Zeit vnnd Ort auch andern Vmbständen also vmbschrieben seynd/ wie man sie in den
             Chronicken oder ein jeder in seinem HaußCalender auffzeichnet/ welche auch eines oder
             deß andern Menschens <hi rendition="#aq">in indiuiduo</hi> Leib vnd Leben/ Hab vnd Gut/
             Ehr vnd Gefahr betreffen. Da bekenne ich/ daß die <hi rendition="#aq">Astrologi
             </hi>sich viel zu dürstiglich vermessen/ solche Ding ins gemein/ oder in sonderbarer
             Personen Nativiteten/ auß dem Himmel vmbständiglich
             <fw type="sig" place="bottom">Eiijv</fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[Eiijv]/0055] auß dero praetendirten Erfahrenheit die Quintam Essentiam herauß gezogen/ die zwar sehr nahe zusammen gangen/ aber doch nicht allerdings zu nicht worden. Hab mich auch hernach befliessen/ auß der jenigen Erfahrung/ welche die Prob gehalten/ eine scientiam oder Wissenschafft zu machen/ welches mir meines erachtens nicht allerdings mißlungen: verhoff solche scientia werde neben vielen Stücken der Medicina sich dörffen sehen lassen. XXXVII. Der dritte A 3. in der Ordnung/ welchen Feselius wider die Astrologos eynführet/ ist der weise König Salomon/ der die Eytelkeit aller Künsten vnd menschlichen Arbeit an Tag gibt/ sonderlich aber zum offtermal bezeuget/ daß der Mensch die künfftige Dinge nit wissen könne: Darüber Feselius die Astrologos anstrenget/ diesen Knopff sollen sie jhme aufflösen/ vnd möchte er gleichwol gern vernemmen/ wie man sich hierüber torquirn, vnd was man diesen Zeugnüssen für ein Färblein anstreichen wölle. Antwort/ fürs erste/ hat Feselius angefangen von der Sterne Wirckungen/ daß sie deren keine haben/ ausserhalb deß Liechts vnnd Bewegung: Hiervon sagt Salomon nichts weder pro noch contra, sondern redet allein darvon/ daß die Menschen sich vergeblich bemühen/ künfftige Fälle zu erlernen. Ist derohalben nun eine andere Frage: ob man künfftige dinge/ es sey auß den Sternen oder anderstwohero wissen könne. Damit ich mich aber auch in diesem Puncten erkläre/ so ist zu wissen/ daß alle weltliche Händel auff zweyerley weise betrachtet werden: Erstlich/ so ferrn sie mit der Zeit vnnd Ort auch andern Vmbständen also vmbschrieben seynd/ wie man sie in den Chronicken oder ein jeder in seinem HaußCalender auffzeichnet/ welche auch eines oder deß andern Menschens in indiuiduo Leib vnd Leben/ Hab vnd Gut/ Ehr vnd Gefahr betreffen. Da bekenne ich/ daß die Astrologi sich viel zu dürstiglich vermessen/ solche Ding ins gemein/ oder in sonderbarer Personen Nativiteten/ auß dem Himmel vmbständiglich Eiijv

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Gloning: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Oliver Trübestein: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Nicolas Roudet: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Hannah Sophia Glaum: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-11-19T13:21:53Z)
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Signatur Nx 22 (1)) (2013-12-10T14:15:34Z)

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

Als Leitdruck wurde ein gescannter Ausschnitt aus Johannes Kepler: Gesammelte Werke. Band IV herangezogen. Die beim Leitdruck genannte Bibliothek ist nur eine von vielen, die dieses Buch besitzt.

  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Vollständigkeit: teilweise erfasst



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610/55
Zitationshilfe: Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610, S. [Eiijv]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610/55>, abgerufen am 23.11.2024.