Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610.zur Sach/ vnd berichtet/ wie vnter dem Wort Astrologia zwey ding verstanden werden/ Erstlich die Wissenschafft von deß Himmels vnd der Sternen wunderbarlichen vnd allzeit gewissen Lauff/ so man sonsten Astronomiam nenne/ als er dann auß Aristotele vnd Platone beweiset. Die erkennet er nun für gewiß/ doch also/ daß sie wegen der Menschen schwachen Verstandts/ so wol als andere Künsten/ vnd sonderlich sein Medicina jhre vnvollkommenheit habe. Diß alles ist man nicht in Abrede: allein soll die Vnvollkommenheit verstanden werden von der Weytläufftigkeit jhres subiecti : Dann an Form vnd Weise/ wie etwas solle in Kopff gefasset/ verstanden vnnd begrieffen werden/ ist sie viel vollkommener dann seine Medicina, vnd gibt der Geometria vnd Optica wenig bevor/ weil sie sich auff dieselbige/ so wol auch auff deß Gesichts Anzeigungen vnd Augenmaß gründet/ vnd ohne dasselbige sich nichts vnterwindet. XI. Das andere Ding/ so vnter dem Wort Astrologia verstanden werde/ sagt Feselius recht/ daß es sey die Bedeutung deß himmlischen Gestirns/ vnd die vorsagung künfftiger Ding/ welches heut zu Tag absonderlich die Astrologia genennet werde. Vnd beschüldiget die Astrologos, daß sie den Sternen vnd Planeten jhre wirckung anerdichten/ welches zwar meistentheils/ doch nit allerdings wahr ist/ wie hernach folgen soll: dann hiervmb der meiste Streit seyn wirdt. So ferrn nun den himmlischen Liechtern etliche wirckungen anerdichtet werden/ wirdt auch fürgegeben/ daß der Astrologia an Gewißheit vnd vnfehlbaren demonstrationibus abgehe/ derohalben sie auß der zahl der scientien vnnd Künsten außzumustern/ nemlich so ferrn sie sich vmb dergleichen erdichtete Sachen anneme/ dann was auff ein erdichtete Vrsach folget/ ist nicht allein gar vngewiß vorzusagen/ vnnd ein contingens, sondern beruhet auch auff keiner vernünfftigen muhtmassung/ viel weniger man dessen gewissen Grundt haben kan/ weil solcher erdichtet/ vnd nicht wahr ist. Derhalben auch zu bekennen/ daß von den Astrologis etlichen Br
zur Sach/ vnd berichtet/ wie vnter dem Wort Astrologia zwey ding verstanden werden/ Erstlich die Wissenschafft von deß Himmels vnd der Sternen wunderbarlichen vnd allzeit gewissen Lauff/ so man sonsten Astronomiam nenne/ als er dann auß Aristotele vnd Platone beweiset. Die erkennet er nun für gewiß/ doch also/ daß sie wegen der Menschen schwachen Verstandts/ so wol als andere Künsten/ vnd sonderlich sein Medicina jhre vnvollkommenheit habe. Diß alles ist man nicht in Abrede: allein soll die Vnvollkommenheit verstanden werden von der Weytläufftigkeit jhres subiecti : Dann an Form vnd Weise/ wie etwas solle in Kopff gefasset/ verstanden vnnd begrieffen werden/ ist sie viel vollkommener dann seine Medicina, vnd gibt der Geometria vnd Optica wenig bevor/ weil sie sich auff dieselbige/ so wol auch auff deß Gesichts Anzeigungen vnd Augenmaß gründet/ vnd ohne dasselbige sich nichts vnterwindet. XI. Das andere Ding/ so vnter dem Wort Astrologia verstanden werde/ sagt Feselius recht/ daß es sey die Bedeutung deß himmlischen Gestirns/ vnd die vorsagung künfftiger Ding/ welches heut zu Tag absonderlich die Astrologia genennet werde. Vnd beschüldiget die Astrologos, daß sie den Sternen vnd Planeten jhre wirckung anerdichten/ welches zwar meistentheils/ doch nit allerdings wahr ist/ wie hernach folgen soll: dann hiervmb der meiste Streit seyn wirdt. So ferrn nun den himmlischen Liechtern etliche wirckungen anerdichtet werden/ wirdt auch fürgegeben/ daß der Astrologia an Gewißheit vnd vnfehlbaren demonstrationibus abgehe/ derohalben sie auß der zahl der scientien vnnd Künsten außzumustern/ nemlich so ferrn sie sich vmb dergleichen erdichtete Sachen anneme/ dann was auff ein erdichtete Vrsach folget/ ist nicht allein gar vngewiß vorzusagen/ vnnd ein contingens, sondern beruhet auch auff keiner vernünfftigen muhtmassung/ viel weniger man dessen gewissen Grundt haben kan/ weil solcher erdichtet/ vnd nicht wahr ist. Derhalben auch zu bekennen/ daß von den Astrologis etlichen Br
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XI.
Das andere Ding/ so vnter dem Wort Astrologia verstanden werde/ sagt Feselius recht/ daß es sey die Bedeutung deß himmlischen Gestirns/ vnd die vorsagung künfftiger Ding/ welches heut zu Tag absonderlich die Astrologia genennet werde. Vnd beschüldiget die Astrologos, daß sie den Sternen vnd Planeten jhre wirckung anerdichten/ welches zwar meistentheils/ doch nit allerdings wahr ist/ wie hernach folgen soll: dann hiervmb der meiste Streit seyn wirdt.
So ferrn nun den himmlischen Liechtern etliche wirckungen anerdichtet werden/ wirdt auch fürgegeben/ daß der Astrologia an Gewißheit vnd vnfehlbaren demonstrationibus abgehe/ derohalben sie auß der zahl der scientien vnnd Künsten außzumustern/ nemlich so ferrn sie sich vmb dergleichen erdichtete Sachen anneme/ dann was auff ein erdichtete Vrsach folget/ ist nicht allein gar vngewiß vorzusagen/ vnnd ein contingens, sondern beruhet auch auff keiner vernünfftigen muhtmassung/ viel weniger man dessen gewissen Grundt haben kan/ weil solcher erdichtet/ vnd nicht wahr ist.
Derhalben auch zu bekennen/ daß von den Astrologis etlichen
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Hannah Sophia Glaum: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-11-19T13:21:53Z)
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Signatur Nx 22 (1))
(2013-12-10T14:15:34Z)
Weitere Informationen:Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien. Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Als Leitdruck wurde ein gescannter Ausschnitt aus Johannes Kepler: Gesammelte Werke. Band IV herangezogen. Die beim Leitdruck genannte Bibliothek ist nur eine von vielen, die dieses Buch besitzt.
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