Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610.Vnnd hoffe ich also/ ich hab der Lufft eygen gradum caloris, nemlich nullitatem meram ergrieffen/ vnnd darff mich derowegen Feselius oder Zabarella mit diesem nichtigen Exempel nicht abmahnen/ die causas remotas nicht außzuecken/ oder jhre Particularwirckungen nit zu suchen: Jch hab andere hinderungen hierzu/ die auch ohne dieses nichtige Exempel mich gnugsam abhalten. LXXVIII. Dann es hienebens wahr/ daß der Himmel nichts immediate wircke (allein die Wärme vnd Befeuchtigung mit jhren Differentien außgenommen). Dann an statt deß Luffts/ welchen Feselius für das Medium angibet/ seynd andere warhafftige media, nemlich die animales facultates rerum sublunarium, die bewegen hernach jhre corpora vnd vervrsachen die effectus, wann sie zuvor von den Liechtstralen obbeschriebener massen characterisirt/ oder ein zeit für die ander gestupffet werden. Daß die eygentliche erste Verrichtung der himmlischen Liechter anders nichts seye als den Vnterscheidt der Zeit zu machen/ das würde der bißhero geführten Speculation nichts schaden/ wenn mans gleich schlecht hinweg zugeben müste/ dann ich droben vermeldet/ daß sie die Naturen per harmonicas concinnitates bewegen secundario, dann war das diese Harmonica concinnitas jhre Liechtstralen per accidens anfalle/ allererst hievnten vff Erden in loco : vielmehr wird jhnen diß per accidens (sed per incessabile accidens, vnd auß gemessener vorsehung Gottes) begegnen/ daß sie die Naturen vnd Gemühter hievnten auff Erden bewegen/ vnd also zu allem dem was hieniden auff Erden geschicht/ concurrirn müssen/ vnd sich also wie das Feuwer/ die Lufft/ das Wasser/ die Erdt brauchen lassen. Dieser Gebrauch der da geschicht bey den lebendigen Creaturen/ ist zwar ein accidens essentiae, auch ein accidens propriae operationis, aber nicht ein accidens finis, zu welchem sie erschaffen seyndt. LXXIX. Doch muß man Feselio diß nicht so schlecht hinweg gestehen/ daß die Nijv
Vnnd hoffe ich also/ ich hab der Lufft eygen gradum caloris, nemlich nullitatem meram ergrieffen/ vnnd darff mich derowegen Feselius oder Zabarella mit diesem nichtigen Exempel nicht abmahnen/ die causas remotas nicht außzuecken/ oder jhre Particularwirckungen nit zu suchen: Jch hab andere hinderungen hierzu/ die auch ohne dieses nichtige Exempel mich gnugsam abhalten. LXXVIII. Dann es hienebens wahr/ daß der Himmel nichts immediate wircke (allein die Wärme vnd Befeuchtigung mit jhren Differentien außgenommen). Dann an statt deß Luffts/ welchen Feselius für das Medium angibet/ seynd andere warhafftige media, nemlich die animales facultates rerum sublunarium, die bewegen hernach jhre corpora vnd vervrsachen die effectus, wann sie zuvor von den Liechtstralen obbeschriebener massen characterisirt/ oder ein zeit für die ander gestupffet werden. Daß die eygentliche erste Verrichtung der himmlischen Liechter anders nichts seye als den Vnterscheidt der Zeit zu machen/ das würde der bißhero geführten Speculation nichts schaden/ wenn mans gleich schlecht hinweg zugeben müste/ dann ich droben vermeldet/ daß sie die Naturen per harmonicas concinnitates bewegen secundario, dann war das diese Harmonica concinnitas jhre Liechtstralen per accidens anfalle/ allererst hievnten vff Erden in loco : vielmehr wird jhnen diß per accidens (sed per incessabile accidens, vnd auß gemessener vorsehung Gottes) begegnen/ daß sie die Naturen vnd Gemühter hievnten auff Erden bewegen/ vnd also zu allem dem was hieniden auff Erden geschicht/ concurrirn müssen/ vnd sich also wie das Feuwer/ die Lufft/ das Wasser/ die Erdt brauchen lassen. Dieser Gebrauch der da geschicht bey den lebendigen Creaturen/ ist zwar ein accidens essentiae, auch ein accidens propriae operationis, aber nicht ein accidens finis, zu welchem sie erschaffen seyndt. LXXIX. Doch muß man Feselio diß nicht so schlecht hinweg gestehen/ daß die Nijv
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LXXVIII.
Dann es hienebens wahr/ daß der Himmel nichts immediate wircke (allein die Wärme vnd Befeuchtigung mit jhren Differentien außgenommen). Dann an statt deß Luffts/ welchen Feselius für das Medium angibet/ seynd andere warhafftige media, nemlich die animales facultates rerum sublunarium, die bewegen hernach jhre corpora vnd vervrsachen die effectus, wann sie zuvor von den Liechtstralen obbeschriebener massen characterisirt/ oder ein zeit für die ander gestupffet werden.
Daß die eygentliche erste Verrichtung der himmlischen Liechter anders nichts seye als den Vnterscheidt der Zeit zu machen/ das würde der bißhero geführten Speculation nichts schaden/ wenn mans gleich schlecht hinweg zugeben müste/ dann ich droben vermeldet/ daß sie die Naturen per harmonicas concinnitates bewegen secundario, dann war das diese Harmonica concinnitas jhre Liechtstralen per accidens anfalle/ allererst hievnten vff Erden in loco : vielmehr wird jhnen diß per accidens (sed per incessabile accidens, vnd auß gemessener vorsehung Gottes) begegnen/ daß sie die Naturen vnd Gemühter hievnten auff Erden bewegen/ vnd also zu allem dem was hieniden auff Erden geschicht/ concurrirn müssen/ vnd sich also wie das Feuwer/ die Lufft/ das Wasser/ die Erdt brauchen lassen.
Dieser Gebrauch der da geschicht bey den lebendigen Creaturen/ ist zwar ein accidens essentiae, auch ein accidens propriae operationis, aber nicht ein accidens finis, zu welchem sie erschaffen seyndt.
LXXIX.
Doch muß man Feselio diß nicht so schlecht hinweg gestehen/ daß die
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(2013-11-19T13:21:53Z)
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Oliver Trübestein: Bereitstellung der Texttranskription.
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Nicolas Roudet: Bereitstellung der Texttranskription.
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Hannah Sophia Glaum: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-11-19T13:21:53Z)
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Signatur Nx 22 (1))
(2013-12-10T14:15:34Z)
Weitere Informationen:Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien. Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Als Leitdruck wurde ein gescannter Ausschnitt aus Johannes Kepler: Gesammelte Werke. Band IV herangezogen. Die beim Leitdruck genannte Bibliothek ist nur eine von vielen, die dieses Buch besitzt.
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