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Kepler, Johannes: Antwort auf Röslini Diskurs. Prag, 1609.

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zwischen den lauffenden vnd stillstehenden Sternen sein soll: Derowegen/ vnd weil diß nit seye/ so könde auch jens nit sein/ nemblich könde es nit war sein das die Erd vmblauffe.

Disen physicis bin ich in meim buch von newen Stern des 1604. Jahrs begegnet/ vnd hab jhnen nit gestendig sein wollen/ das es ein vngereimet vnd vnglaublich ding/ das die Welt so groß sein soll/ wie Copernicus will: vnd hab mit Exempeln erwisen das es nicht news.

Darauß dann gefolget/ das der Erden lauff hiermit noch nit vmgestossen. Mit so vil reden vnd widerrreden ist D. Röslin verjrret/ weist nit mehr wa er drinnen: Heist mich beweisen/ das die Welt warhafftig so groß. Antwort. Es ist nit noth/ das ichs beweise/ es folgt selber auß dem lauff der Erden wie er weist. Jhme aber ist noth zubeweisen/ daß die Welt gegen vns zu rechnen nit so gar groß sey: Alßdann so wird für sich selber folgen/ daß die Erd stillstehe. Dann es nit genug das D. Röslin vnd seine physici dise grösse für vngereimbt halten/ ich beweise mit Exemplis (nit daß es also sey/ sondern) das es nichts vngereimbts sey/ vnd derowegen auch der vmblauff des Erdbodens nichts desto vngereimbter werde/ wann er gleich die Welt so groß machet.

D. Röslin sagt/ weil man dise vnermeßliche weitte nit sehe noch auff das Gesicht bawe/ so müß es nit in rerum Natura, sondern ein lautteres figmentum sein. Antwort. Er verjrret sich/ dann niemand ist der sich vil vmb erweisung diser vnermeßlichen grösse bekümmere/ es ist vns/ die wir diser meinung beygethon/ nit sonderlich wol damit/ das dise weitte für sich selber auß der Bewegung deß Erdbodens folget/ wir rühmen vns auch gegen andern diser grösse nit: sondern man treibt vns dahin/ daß wir vns schützen müssen/ das wir vns dero/ weil wir jhrer nit könden abkommen/ auch nit zu schämen haben. Wann dann D. Rößlin einen schritt weitter gethan/ vnd so gesagt haben will/ Weil man zu erweisung diser vngeschwungenen grösse/ vom Gesicht keinen behelff habe/ so könde sie nit war sein: vnd weil diß falsch/ so müß auch die bewegnus des Erdbodens versitzen/ auß welcher jens folge. Alßdann

zwischen den lauffenden vnd stillstehenden Sternen sein soll: Derowegen/ vnd weil diß nit seye/ so könde auch jens nit sein/ nemblich könde es nit war sein das die Erd vmblauffe.

Disen physicis bin ich in meim buch von newen Stern des 1604. Jahrs begegnet/ vnd hab jhnen nit gestendig sein wollen/ das es ein vngereimet vnd vnglaublich ding/ das die Welt so groß sein soll/ wie Copernicus will: vnd hab mit Exempeln erwisen das es nicht news.

Darauß dann gefolget/ das der Erden lauff hiermit noch nit vmgestossen. Mit so vil reden vnd widerrreden ist D. Röslin verjrret/ weist nit mehr wa er drinnen: Heist mich beweisen/ das die Welt warhafftig so groß. Antwort. Es ist nit noth/ das ichs beweise/ es folgt selber auß dem lauff der Erden wie er weist. Jhme aber ist noth zubeweisen/ daß die Welt gegen vns zu rechnen nit so gar groß sey: Alßdann so wird für sich selber folgen/ daß die Erd stillstehe. Dann es nit genug das D. Röslin vnd seine physici dise grösse für vngereimbt halten/ ich beweise mit Exemplis (nit daß es also sey/ sondern) das es nichts vngereimbts sey/ vnd derowegen auch der vmblauff des Erdbodens nichts desto vngereimbter werde/ wann er gleich die Welt so groß machet.

D. Röslin sagt/ weil man dise vnermeßliche weitte nit sehe noch auff das Gesicht bawe/ so müß es nit in rerum Natura, sondern ein lautteres figmentum sein. Antwort. Er verjrret sich/ dann niemand ist der sich vil vmb erweisung diser vnermeßlichen grösse bekümmere/ es ist vns/ die wir diser meinung beygethon/ nit sonderlich wol damit/ das dise weitte für sich selber auß der Bewegung deß Erdbodens folget/ wir rühmen vns auch gegen andern diser grösse nit: sondern man treibt vns dahin/ daß wir vns schützen müssen/ das wir vns dero/ weil wir jhrer nit könden abkommen/ auch nit zu schämen haben. Wann dann D. Rößlin einen schritt weitter gethan/ vnd so gesagt haben will/ Weil man zu erweisung diser vngeschwungenen grösse/ vom Gesicht keinen behelff habe/ so könde sie nit war sein: vnd weil diß falsch/ so müß auch die bewegnus des Erdbodens versitzen/ auß welcher jens folge. Alßdann

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[[12]/0014] zwischen den lauffenden vnd stillstehenden Sternen sein soll: Derowegen/ vnd weil diß nit seye/ so könde auch jens nit sein/ nemblich könde es nit war sein das die Erd vmblauffe. Disen physicis bin ich in meim buch von newen Stern des 1604. Jahrs begegnet/ vnd hab jhnen nit gestendig sein wollen/ das es ein vngereimet vnd vnglaublich ding/ das die Welt so groß sein soll/ wie Copernicus will: vnd hab mit Exempeln erwisen das es nicht news. Darauß dann gefolget/ das der Erden lauff hiermit noch nit vmgestossen. Mit so vil reden vnd widerrreden ist D. Röslin verjrret/ weist nit mehr wa er drinnen: Heist mich beweisen/ das die Welt warhafftig so groß. Antwort. Es ist nit noth/ das ichs beweise/ es folgt selber auß dem lauff der Erden wie er weist. Jhme aber ist noth zubeweisen/ daß die Welt gegen vns zu rechnen nit so gar groß sey: Alßdann so wird für sich selber folgen/ daß die Erd stillstehe. Dann es nit genug das D. Röslin vnd seine physici dise grösse für vngereimbt halten/ ich beweise mit Exemplis (nit daß es also sey/ sondern) das es nichts vngereimbts sey/ vnd derowegen auch der vmblauff des Erdbodens nichts desto vngereimbter werde/ wann er gleich die Welt so groß machet. D. Röslin sagt/ weil man dise vnermeßliche weitte nit sehe noch auff das Gesicht bawe/ so müß es nit in rerum Natura, sondern ein lautteres figmentum sein. Antwort. Er verjrret sich/ dann niemand ist der sich vil vmb erweisung diser vnermeßlichen grösse bekümmere/ es ist vns/ die wir diser meinung beygethon/ nit sonderlich wol damit/ das dise weitte für sich selber auß der Bewegung deß Erdbodens folget/ wir rühmen vns auch gegen andern diser grösse nit: sondern man treibt vns dahin/ daß wir vns schützen müssen/ das wir vns dero/ weil wir jhrer nit könden abkommen/ auch nit zu schämen haben. Wann dann D. Rößlin einen schritt weitter gethan/ vnd so gesagt haben will/ Weil man zu erweisung diser vngeschwungenen grösse/ vom Gesicht keinen behelff habe/ so könde sie nit war sein: vnd weil diß falsch/ so müß auch die bewegnus des Erdbodens versitzen/ auß welcher jens folge. Alßdann

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Thomas Gloning: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-25T20:48:33Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Irmtraud Neumeier: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-25T20:48:33Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Nicolas Roudet: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-25T20:48:33Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Marc Kuse: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-11-25T20:48:33Z)
SLUB Dresden: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-12-10T13:26:34Z)

Weitere Informationen:

Reste a corriger : figures astrologiques (p. 104), grec (pp. 114, 117, 134, 135)

Bleibt noch zu korrigieren : astrologische Figuren (Seite 104 KGW), griechisch (Seite 114, 117, 134, 135).

Die Transkription erfolgte nach den unter https://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

Die Transkription beruht auf dem Abdruck des Textes in Max Caspar und Franz Hammer (Hg.): Johannes Kepler, Gesammelte Werke. München 1941 (= Kleinere Schriften 1601/1611, Bd. 4), S. 103–144.

  • fremdsprachliches Material: gekennzeichnet
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Zitationshilfe: Kepler, Johannes: Antwort auf Röslini Diskurs. Prag, 1609, S. [12]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_antwort_1609/14>, abgerufen am 27.04.2024.