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Kentz, Paul: Güldener Handwercksboden. Leipzig, 1629.

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vnd nötigsten Handwercken
oder mahlen müssen/ wie Virgilius der Poet meldet/ daß AE-Virgilius.
neas die Caelatur oder geschnitzten Werck Daedali gelesen ha-
be/ als eine Schrifft. Sonsten haben etliche der Brasilianer
in jhrer Sprache diese drey Buchstaben nicht/ als: F. L. R.
davon etliche Autores melden: Trium ex alphabeto ele-Matth. Quad.
in Compend.
Cosmog.

mentorum, F. L. R. nullus apud eam gentem est usus;
minime absurda quorundam animadversione factum id
esse divinitus, eo, quod Fide, Lege, Rege, carent.
Am
wunderlichsten aber ist der Chineser vnd Japhonischen Lese-
vnd Schreibekunst/ davon man meldet/ daß selbige darumbDe Chinesior.
Typogr. vide
superius.

so schwer zu lernen/ weilen sie keine Buchstaben vnd Sage-
wörter/ oder dergleichen Characters/ sondern nur eitel Bilder
vnd Ziffern haben/ vnd deren seynd so viel/ daß/ wer bey jhnen
wil lesen lernen/ der muß zum wenigsten 85000. Figuren kön-
nen/ der aber vollkommen wil studirt haben/ den müssen wol
120000. bekand seyn: Daher es kömpt/ daß bey jhnen nur die
lesen vnd schreiben lernen/ welche Mandarynen/ das ist Rich-
ter/ vnd andere fürneme Herren vnd Amptspersonen werden
wollen. Vnd muß also ein solcher Student/ in zehen Jahren
vnnachläßlich zubringen/ Lesen vnd Schreiben zu lernen/ da-
her es auch kömpt/ daß in China die Gelarten so hoch gehal-
ten werden.

Dargegen ists eine grosse Gabe Gottes/ vnd herrliche
Kunst der menschlichen Vernunfft/ daß ander Nationes vnd
Völcker nur mit 24. oder etwas mehr oder weniger Buchsta-
ben alle ding zu lesen/ schreiben vnd außzusprechen wissen.

Vnd wie seltzam vnd frembd vor Manns gedenckenIndian. Hi-
stor.

etlichen Americanern vnser Art zu lesen vnd schreiben fürkom-
men/ ist aus folgender Historien abzunemen:

Es vberschickte eins mals ein Spanischer Capitän
entem andern vber Feld durch einen Indianer Schlaven etli-

che
K. iij

vnd noͤtigſten Handwercken
oder mahlen muͤſſen/ wie Virgilius der Poët meldet/ daß Æ-Virgilius.
neas die Cælatur oder geſchnitzten Werck Dædali geleſen ha-
be/ als eine Schrifft. Sonſten haben etliche der Braſilianer
in jhrer Sprache dieſe drey Buchſtaben nicht/ als: F. L. R.
davon etliche Autores melden: Trium ex alphabeto ele-Matth. Quad.
in Compend.
Coſmog.

mentorum, F. L. R. nullus apud eam gentem eſt uſus;
minimè abſurdâ quorundam animadverſione factum id
eſſe divinitus, eò, quod Fide, Lege, Rege, carent.
Am
wunderlichſten aber iſt der Chineſer vnd Japhoniſchen Leſe-
vnd Schreibekunſt/ davon man meldet/ daß ſelbige darumbDe Chineſior.
Typogr. vide
ſuperius.

ſo ſchwer zu lernen/ weilen ſie keine Buchſtaben vnd Sage-
woͤrter/ oder dergleichen Characters/ ſondern nur eitel Bilder
vnd Ziffern haben/ vnd deren ſeynd ſo viel/ daß/ wer bey jhnen
wil leſen lernen/ der muß zum wenigſten 85000. Figuren koͤn-
nen/ der aber vollkommen wil ſtudirt haben/ den muͤſſen wol
120000. bekand ſeyn: Daher es koͤmpt/ daß bey jhnen nur die
leſen vnd ſchreiben lernen/ welche Mandarynen/ das iſt Rich-
ter/ vnd andere fuͤrneme Herren vnd Amptsperſonen werden
wollen. Vnd muß alſo ein ſolcher Student/ in zehen Jahren
vnnachlaͤßlich zubringen/ Leſen vnd Schreiben zu lernen/ da-
her es auch koͤmpt/ daß in China die Gelarten ſo hoch gehal-
ten werden.

Dargegen iſts eine groſſe Gabe Gottes/ vnd herrliche
Kunſt der menſchlichen Vernunfft/ daß ander Nationes vnd
Voͤlcker nur mit 24. oder etwas mehr oder weniger Buchſta-
ben alle ding zu leſen/ ſchreiben vnd außzuſprechen wiſſen.

Vnd wie ſeltzam vnd frembd vor Manns gedenckenIndian. Hi-
ſtor.

etlichen Americanern vnſer Art zu leſen vnd ſchreiben fuͤrkom-
men/ iſt aus folgender Hiſtorien abzunemen:

Es vberſchickte eins mals ein Spaniſcher Capitaͤn
entem andern vber Feld durch einen Indianer Schlaven etli-

che
K. iij
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[77/0089] vnd noͤtigſten Handwercken oder mahlen muͤſſen/ wie Virgilius der Poët meldet/ daß Æ- neas die Cælatur oder geſchnitzten Werck Dædali geleſen ha- be/ als eine Schrifft. Sonſten haben etliche der Braſilianer in jhrer Sprache dieſe drey Buchſtaben nicht/ als: F. L. R. davon etliche Autores melden: Trium ex alphabeto ele- mentorum, F. L. R. nullus apud eam gentem eſt uſus; minimè abſurdâ quorundam animadverſione factum id eſſe divinitus, eò, quod Fide, Lege, Rege, carent. Am wunderlichſten aber iſt der Chineſer vnd Japhoniſchen Leſe- vnd Schreibekunſt/ davon man meldet/ daß ſelbige darumb ſo ſchwer zu lernen/ weilen ſie keine Buchſtaben vnd Sage- woͤrter/ oder dergleichen Characters/ ſondern nur eitel Bilder vnd Ziffern haben/ vnd deren ſeynd ſo viel/ daß/ wer bey jhnen wil leſen lernen/ der muß zum wenigſten 85000. Figuren koͤn- nen/ der aber vollkommen wil ſtudirt haben/ den muͤſſen wol 120000. bekand ſeyn: Daher es koͤmpt/ daß bey jhnen nur die leſen vnd ſchreiben lernen/ welche Mandarynen/ das iſt Rich- ter/ vnd andere fuͤrneme Herren vnd Amptsperſonen werden wollen. Vnd muß alſo ein ſolcher Student/ in zehen Jahren vnnachlaͤßlich zubringen/ Leſen vnd Schreiben zu lernen/ da- her es auch koͤmpt/ daß in China die Gelarten ſo hoch gehal- ten werden. Virgilius. Matth. Quad. in Compend. Coſmog. De Chineſior. Typogr. vide ſuperius. Dargegen iſts eine groſſe Gabe Gottes/ vnd herrliche Kunſt der menſchlichen Vernunfft/ daß ander Nationes vnd Voͤlcker nur mit 24. oder etwas mehr oder weniger Buchſta- ben alle ding zu leſen/ ſchreiben vnd außzuſprechen wiſſen. Vnd wie ſeltzam vnd frembd vor Manns gedencken etlichen Americanern vnſer Art zu leſen vnd ſchreiben fuͤrkom- men/ iſt aus folgender Hiſtorien abzunemen: Indian. Hi- ſtor. Es vberſchickte eins mals ein Spaniſcher Capitaͤn entem andern vber Feld durch einen Indianer Schlaven etli- che K. iij

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Zitationshilfe: Kentz, Paul: Güldener Handwercksboden. Leipzig, 1629, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kentz_handwerksboden_1629/89>, abgerufen am 24.11.2024.