tiv-Wörter angegeben hat, gegen der unzähligen Menge derer, zu denen sich keine Etymologie finden läßt.
Wenn man nur nach den Sprachen derjeni- gen Völker urtheilen will, die seit langen Jahren in einem und zwar den kleinsten Welttheile beysam- men wohnen, die mit einander langwierige Kriege geführt, oder starken Handel getrieben haben, da wird man freylich eine erstaunliche Sprachenvermi- schung finden, und es das Ansehen haben, als wä- ren alle Töchter einer Mutter. Jch selbst habe in der deutschen Sprache über sechshundert Wörter ge- sammelt, die ganz latein sind. Z. B. Körper Corpus, Namen Nomen, Fluß Fluvius, Schule Schola, Rose Rosa, lang longus, Acker Ager, Nase Nasus, Herr Herus, Flamme Flamma, falsch falsus, u. f. f., und
dennoch
Coel -- -- -- -- Himmel. Mun -- -- -- -- verfestigeu. Tum -- -- -- -- Vollkommenheit. Mer oder Mar -- -- leuchtend, glänzend. Tan -- -- -- -- Fisch. Rom -- -- -- -- Erhöhung.
II. Abtheilung. Gedanken
tiv-Woͤrter angegeben hat, gegen der unzaͤhligen Menge derer, zu denen ſich keine Etymologie finden laͤßt.
Wenn man nur nach den Sprachen derjeni- gen Voͤlker urtheilen will, die ſeit langen Jahren in einem und zwar den kleinſten Welttheile beyſam- men wohnen, die mit einander langwierige Kriege gefuͤhrt, oder ſtarken Handel getrieben haben, da wird man freylich eine erſtaunliche Sprachenvermi- ſchung finden, und es das Anſehen haben, als waͤ- ren alle Toͤchter einer Mutter. Jch ſelbſt habe in der deutſchen Sprache uͤber ſechshundert Woͤrter ge- ſammelt, die ganz latein ſind. Z. B. Koͤrper Corpus, Namen Nomen, Fluß Fluvius, Schule Schola, Roſe Roſa, lang longus, Acker Ager, Naſe Naſus, Herr Herus, Flamme Flamma, falſch falſus, u. f. f., und
dennoch
Coel — — — — Himmel. Mun — — — — verfeſtigeu. Tum — — — — Vollkommenheit. Mer oder Mar — — leuchtend, glaͤnzend. Tan — — — — Fiſch. Rom — — — — Erhoͤhung.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0062"n="34"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">II</hi>. Abtheilung. Gedanken</hi></fw><lb/>
tiv-Woͤrter angegeben hat, gegen der unzaͤhligen<lb/>
Menge derer, zu denen ſich keine Etymologie finden<lb/>
laͤßt.</p><lb/><p>Wenn man nur nach den Sprachen derjeni-<lb/>
gen Voͤlker urtheilen will, die ſeit langen Jahren<lb/>
in einem und zwar den kleinſten Welttheile beyſam-<lb/>
men wohnen, die mit einander langwierige Kriege<lb/>
gefuͤhrt, oder ſtarken Handel getrieben haben, da<lb/>
wird man freylich eine erſtaunliche Sprachenvermi-<lb/>ſchung finden, und es das Anſehen haben, als waͤ-<lb/>
ren <hirendition="#b">alle</hi> Toͤchter <hirendition="#b">einer</hi> Mutter. Jch ſelbſt habe in<lb/>
der deutſchen Sprache uͤber ſechshundert Woͤrter ge-<lb/>ſammelt, die ganz latein ſind. Z. B. Koͤrper <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Corpus</hi></hi>,<lb/>
Namen <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Nomen</hi></hi>, Fluß <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Fluvius</hi></hi>, <hirendition="#fr">S</hi>chule <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Schola</hi></hi>, Roſe<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Roſa</hi></hi>, lang <hirendition="#aq"><hirendition="#i">longus</hi></hi>, Acker <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Ager</hi></hi>, Naſe <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Naſus</hi></hi>, Herr<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Herus</hi></hi>, Flamme <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Flamma</hi></hi>, falſch <hirendition="#aq"><hirendition="#i">falſus</hi></hi>, u. f. f., und<lb/><fwplace="bottom"type="catch">dennoch</fw><lb/><notexml:id="seg2pn_3_2"prev="#seg2pn_3_1"place="foot"n="(*)"><hirendition="#aq">Coel</hi>———— Himmel.<lb/><hirendition="#aq">Mun</hi>———— verfeſtigeu.<lb/><hirendition="#aq">Tum</hi>———— Vollkommenheit.<lb/><hirendition="#aq">Mer</hi> oder <hirendition="#aq">Mar</hi>—— leuchtend, glaͤnzend.<lb/><hirendition="#aq">Tan</hi>———— Fiſch.<lb/><hirendition="#aq">Rom</hi>———— Erhoͤhung.</note><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[34/0062]
II. Abtheilung. Gedanken
tiv-Woͤrter angegeben hat, gegen der unzaͤhligen
Menge derer, zu denen ſich keine Etymologie finden
laͤßt.
Wenn man nur nach den Sprachen derjeni-
gen Voͤlker urtheilen will, die ſeit langen Jahren
in einem und zwar den kleinſten Welttheile beyſam-
men wohnen, die mit einander langwierige Kriege
gefuͤhrt, oder ſtarken Handel getrieben haben, da
wird man freylich eine erſtaunliche Sprachenvermi-
ſchung finden, und es das Anſehen haben, als waͤ-
ren alle Toͤchter einer Mutter. Jch ſelbſt habe in
der deutſchen Sprache uͤber ſechshundert Woͤrter ge-
ſammelt, die ganz latein ſind. Z. B. Koͤrper Corpus,
Namen Nomen, Fluß Fluvius, Schule Schola, Roſe
Roſa, lang longus, Acker Ager, Naſe Naſus, Herr
Herus, Flamme Flamma, falſch falſus, u. f. f., und
dennoch
(*)
(*) Coel — — — — Himmel.
Mun — — — — verfeſtigeu.
Tum — — — — Vollkommenheit.
Mer oder Mar — — leuchtend, glaͤnzend.
Tan — — — — Fiſch.
Rom — — — — Erhoͤhung.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/62>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.