Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Sprachmaschine.
ein kleines Löchelchen Fig. 2. a b durch das Holz
durchgebohrt, und durch dasselbe ein Eisen- oder
Messingdraht durchgesteckt, der wie die Figur
zeigt, so gebogen ist, daß sein äusserstes Ende
quer über die Zunge liegt. Wie weiter man diesen
Draht gegen das Ende c verschiebt, wie kürzer
wird dasjenige Stück der Zunge, das sich beym
Hineinblasen des Windes bewegen, und die Vib-
rationen machen muß. Nun ist in dem vorausge-
gangenen gezeigt worden, daß je kürzer dieses
Stück ist, desto geschwinder die Vibrationen seyn mü-
ßen, und je geschwinder diese sind, desto höher auch
der Ton lauten muß(*). Noch ist hierbey zu be-

mer-
(*) Jch habe oft nachgedacht, ob man nicht durch
ein sehr genau gemachtes Jnstrument dahin kommen
könnte, dieses Verlängern und Verkürzen, folglich Fal-
len und Steigen des Tones nach Willkühr zu bewir-
ken, und dadurch, wo nicht zu einer Art Gesang zu
gelangen, doch wenigstens eine Abwechslung der Stim-
me bey dem Sprechen zu erhalten, welches meiner
Maschine, die dermalen alles in einem Tone fort-
spricht, erst die rechte Annehmlichkeit geben würde.
Ja ich hab' es auch versucht, den Stimmdraht wäh-

Von der Sprachmaſchine.
ein kleines Loͤchelchen Fig. 2. a b durch das Holz
durchgebohrt, und durch daſſelbe ein Eiſen- oder
Meſſingdraht durchgeſteckt, der wie die Figur
zeigt, ſo gebogen iſt, daß ſein aͤuſſerſtes Ende
quer uͤber die Zunge liegt. Wie weiter man dieſen
Draht gegen das Ende c verſchiebt, wie kuͤrzer
wird dasjenige Stuͤck der Zunge, das ſich beym
Hineinblaſen des Windes bewegen, und die Vib-
rationen machen muß. Nun iſt in dem vorausge-
gangenen gezeigt worden, daß je kuͤrzer dieſes
Stuͤck iſt, deſto geſchwinder die Vibrationen ſeyn muͤ-
ßen, und je geſchwinder dieſe ſind, deſto hoͤher auch
der Ton lauten muß(*). Noch iſt hierbey zu be-

mer-
(*) Jch habe oft nachgedacht, ob man nicht durch
ein ſehr genau gemachtes Jnſtrument dahin kommen
koͤnnte, dieſes Verlaͤngern und Verkuͤrzen, folglich Fal-
len und Steigen des Tones nach Willkuͤhr zu bewir-
ken, und dadurch, wo nicht zu einer Art Geſang zu
gelangen, doch wenigſtens eine Abwechslung der Stim-
me bey dem Sprechen zu erhalten, welches meiner
Maſchine, die dermalen alles in einem Tone fort-
ſpricht, erſt die rechte Annehmlichkeit geben wuͤrde.
Ja ich hab' es auch verſucht, den Stimmdraht waͤh-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0479" n="413"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Sprachma&#x017F;chine</hi>.</fw><lb/>
ein kleines Lo&#x0364;chelchen Fig. <hi rendition="#aq">2. a b</hi> durch das Holz<lb/>
durchgebohrt, und durch da&#x017F;&#x017F;elbe ein Ei&#x017F;en- oder<lb/>
Me&#x017F;&#x017F;ingdraht durchge&#x017F;teckt, der wie die Figur<lb/>
zeigt, &#x017F;o gebogen i&#x017F;t, daß &#x017F;ein a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;tes Ende<lb/>
quer u&#x0364;ber die Zunge liegt. Wie weiter man die&#x017F;en<lb/>
Draht gegen das Ende <hi rendition="#aq">c</hi> ver&#x017F;chiebt, wie ku&#x0364;rzer<lb/>
wird dasjenige Stu&#x0364;ck der Zunge, das &#x017F;ich beym<lb/>
Hineinbla&#x017F;en des Windes bewegen, und die Vib-<lb/>
rationen machen muß. Nun i&#x017F;t in dem vorausge-<lb/>
gangenen gezeigt worden, daß je ku&#x0364;rzer die&#x017F;es<lb/>
Stu&#x0364;ck i&#x017F;t, de&#x017F;to ge&#x017F;chwinder die Vibrationen &#x017F;eyn mu&#x0364;-<lb/>
ßen, und je ge&#x017F;chwinder die&#x017F;e &#x017F;ind, de&#x017F;to ho&#x0364;her auch<lb/>
der Ton lauten muß<note xml:id="seg2pn_25_1" next="#seg2pn_25_2" place="foot" n="(*)">Jch habe oft nachgedacht, ob man nicht durch<lb/>
ein &#x017F;ehr genau gemachtes Jn&#x017F;trument dahin kommen<lb/>
ko&#x0364;nnte, die&#x017F;es Verla&#x0364;ngern und Verku&#x0364;rzen, folglich Fal-<lb/>
len und Steigen des Tones nach Willku&#x0364;hr zu bewir-<lb/>
ken, und dadurch, wo nicht zu einer Art Ge&#x017F;ang zu<lb/>
gelangen, doch wenig&#x017F;tens eine Abwechslung der Stim-<lb/>
me bey dem Sprechen zu erhalten, welches meiner<lb/>
Ma&#x017F;chine, die dermalen alles in einem Tone fort-<lb/>
&#x017F;pricht, er&#x017F;t die rechte Annehmlichkeit geben wu&#x0364;rde.<lb/>
Ja ich hab' es auch ver&#x017F;ucht, den Stimmdraht wa&#x0364;h-</note>. Noch i&#x017F;t hierbey zu be-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mer-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[413/0479] Von der Sprachmaſchine. ein kleines Loͤchelchen Fig. 2. a b durch das Holz durchgebohrt, und durch daſſelbe ein Eiſen- oder Meſſingdraht durchgeſteckt, der wie die Figur zeigt, ſo gebogen iſt, daß ſein aͤuſſerſtes Ende quer uͤber die Zunge liegt. Wie weiter man dieſen Draht gegen das Ende c verſchiebt, wie kuͤrzer wird dasjenige Stuͤck der Zunge, das ſich beym Hineinblaſen des Windes bewegen, und die Vib- rationen machen muß. Nun iſt in dem vorausge- gangenen gezeigt worden, daß je kuͤrzer dieſes Stuͤck iſt, deſto geſchwinder die Vibrationen ſeyn muͤ- ßen, und je geſchwinder dieſe ſind, deſto hoͤher auch der Ton lauten muß (*). Noch iſt hierbey zu be- mer- (*) Jch habe oft nachgedacht, ob man nicht durch ein ſehr genau gemachtes Jnſtrument dahin kommen koͤnnte, dieſes Verlaͤngern und Verkuͤrzen, folglich Fal- len und Steigen des Tones nach Willkuͤhr zu bewir- ken, und dadurch, wo nicht zu einer Art Geſang zu gelangen, doch wenigſtens eine Abwechslung der Stim- me bey dem Sprechen zu erhalten, welches meiner Maſchine, die dermalen alles in einem Tone fort- ſpricht, erſt die rechte Annehmlichkeit geben wuͤrde. Ja ich hab' es auch verſucht, den Stimmdraht waͤh-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/479
Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/479>, abgerufen am 21.11.2024.